Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Sie produzieren und organisieren sich umweltfreundlich und nachhaltig, übernehmen soziale Verantwortung und sparen dabei auch noch Geld. Am Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ des Umweltamtes der Stadt Heidelberg haben zuletzt 14 Unternehmen erfolgreich teilgenommen. Oberbürgermeister Eckart Würzner hat diese Betriebe bei der Prämierungsveranstaltung am Mittwochabend, 20. März 2024, im Atlantic-Hotel Heidelberg am Europaplatz in der Bahnstadt ausgezeichnet. Insgesamt haben seit 2001 knapp 160 Betriebe ihre Betriebsabläufe optimiert und damit das Kima geschützt.
OB Würzner: „Sie übernehmen Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung“
„Es ist großartig, dass wieder so viele Betriebe und Institutionen mitgemacht haben. Heidelberg entwickelt sich beim Umwelt- und Klimaschutz stetig weiter. Die Unternehmen beweisen mit der Teilnahme am Projekt ,Nachhaltiges Wirtschaften‘, dass sie Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung übernehmen. Mit den Erfolgen des Projektes wird deutlich, was Kommunen durch den Schulterschluss mit den Unternehmen vor Ort beim Klimaschutz erreichen können“, betonte Oberbürgermeister Eckart Würzner.
Gast der Veranstaltung war unter anderem Staatssekretär Dr. Andre Baumann vom baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Er erläuterte gemeinsam mit Oberbürgermeister Würzner, wie Umwelt- und Klimaschutz in Kooperation mit den Unternehmen funktioniert, welche wichtige Rolle die Firmen dabei spielen und wie sie von Stadt und Land effektiv bei der Einführung eines Umwelt- und Klimaschutz-Managementsystems unterstützt werden können. In der diesjährigen Projektphase haben die Betriebe erstmalig eine Treibhausbilanz errechnet, die den CO2-Fußabdruck des Unternehmens dokumentiert. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg förderte das Projekt auch 2024 wieder – in diesem Jahr erstmalig mit dem Förderprogramm „KLIMAfit“.
Zertifikate „Nachhaltiges Wirtschaften 2024“ und „KLIMAfit 2024“
Die Stadt Heidelberg und das Land Baden-Württemberg zeichneten folgende Projektteilnehmende mit den Zertifikaten „Nachhaltiges Wirtschaften 2024“ und KLIMAfit 2024“ aus:
• edataconsulting GmbH
• Heidelberger Lackfabrik Dr. Rentzsch GmbH & Co. KG
• ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH
• j&s-soft GmbH
• Kanzlei für Arbeitsrecht in Heidelberg, Rechtsanwalt Tobias Theiß
• Niebel GmbH & Co. KG
• PROGEN Biotechnik GmbH
• Studierendenwerk Heidelberg AöR
• Theater und Orchester Heidelberg
• Zoo Heidelberg, Tiergarten Heidelberg gGmbH
• Johannes-Gutenberg-Schule Heidelberg
• Jedermann-Verlag GmbH
• M+M Druck GmbH
• Stadtwerke Heidelberg Bäder GmbH, Hallenbad Hasenleiser
Beeindruckender Ideenreichtum für ein effizientes Umwelt- und Klimaschutz-Management
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mit Unterstützung des Umweltamtes, der Berater der geovotum GmbH und der KLiBA (Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Rhein-Neckar-Kreis gGmbH) individuelle Umwelt- und Nachhaltigkeitsprogramme aufgestellt – mit beeindruckendem Ideenreichtum für ein effizientes Umwelt- und Klimaschutz-Management:
• Die edataconsulting GmbH konnte ihren Stromverbrauch durch ein Absenken der Kühlungstemperatur im Serverraum sowie durch den Austausch alter Leuchtstoffröhren signifikant reduzieren.
• Durch eine Wärmerückgewinnung im Abluftsystem sowie durch den Austausch der Heizkörperventile reduzierte die Heidelberger Lackfabrik Dr. Rentzsch GmbH & Co. KG ihren Energiebedarf erheblich.
• Das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH kann künftig durch die Anhebung der Kühltemperatur im Serverraum sowie den Abbau der Hälfte der Flurbeleuchtung ihren Stromverbrauch um einen signifikanten Anteil senken.
• Die j&s-soft GmbH wird ihre Mobilitätsemissionen durch einen Umstieg auf nachhaltige Verkehrsnutzung um einen beträchtlichen Anteil verringern können – etwa durch einen Umbau hin zu einer elektrischen Fahrzeugflotte oder die Anschaffung des Deutschlandtickets.
• In der Kanzlei für Arbeitsrecht in Heidelberg von Rechtsanwalt Tobias Theiß werden durch den Einbau von LED-Lampen, den Einsatz modernster, energiesparender Technik sowie die Projektbeteiligung bei der Heidelberger Energiegenossenschaft nicht nur weniger Strom verbraucht, sondern auch neuer, sauberer Strom produziert.
• Die Niebel GmbH & Co. KG senkte den Stromverbrauch durch einen reduzierten Betrieb der Rolltreppen sowie die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Gleichzeitig erzeugt eine eigene Photovoltaik-Anlage zukünftig 20 Prozent des eigenen Strombedarfs.
• Durch den Austausch alter Tiefkühlschränke zugunsten effizienterer Modelle und durch den Wechsel von herkömmlicher Trockeneiskühlung auf Isolierbehälter kann die PROGEN Biotechnik GmbH künftig große Mengen Strom einsparen.
• Im Studierendenwerk Heidelberg kann durch eine Anpassung der Lüftung an die Betriebszeiten – was vor allem eine Wochenendabschaltung bedeutet – sowie die Dämmung von ungedämmten Rohrleitungsabschnitten zukünftig ein großer Teil Energie eingespart werden.
• Das Theater und Orchester Heidelberg will die Bühnen- sowie die Arbeitsbeleuchtung in ihren Sälen erneuern und kann neben dem eingesparten Strom zukünftig mit einer angedachten Photovoltaikanlage eigenen Strom produzieren und den Fuhrpark auf Elektromobilität umstellen.
• Ergänzend zur einen Fernwärmezentrale, die über lange Rohrleitungen den gesamten Zoo Heidelberg versorgt hat, wurden nun dezentrale Elektroboiler installiert, um die einzelnen Bereiche gezielter und ohne Leitungsverluste versorgen zu können.
• Die Johannes-Gutenberg-Schule Heidelberg sensibilisiert Schüler- und Lehrerschaft zum Verzicht auf den Pkw. Dafür fallen Parkplätze zu Gunsten überdachter Fahrradstellplätze weg. Außerdem wurde die Parkplatzgebühr für Pkw erhöht. Ein positiver Trend war bei der Schülerschaft zu verzeichnen, die jetzt 21 Prozent mehr Bahn und Bus nutzt.
• Der Jedermann-Verlag hat ein Hybridfahrzeug angeschafft, um seine Mobilitätsemissionen zu reduzieren. Zusätzlich konnte der Wärmeenergieverbrauch durch die Installation elektronischer Heizkörperthermostate gesenkt werden.
• Mit der Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage kann die M+M Druck GmbH künftig selbst sauberen Strom erzeugen, von dem durch das Anheben der Kühlungstemperatur von Kühlschränken und Serverraum in Zukunft weniger benötigt wird.
• Die Stadtwerke Heidelberg Bäder GmbH rüstete im Hallenbad Hasenleiser ihre Beleuchtung vollständig auf LED um und wird ihren Stromverbrauch außerdem durch den Austausch ihrer Pumpen gegen effizientere Modelle signifikant senken.
Die Johannes-Gutenberg-Schule Heidelberg, der Jedermann-Verlag GmbH, die M+M Druck GmbH und die Stadtwerke Heidelberg Bäder GmbH mit dem Hallenbad Hasenleiser waren bereits in der Vergangenheit an dem Projekt beteiligt. Mit der erneuten Teilnahme konnten sie die Inhalte auffrischen, neu hinzugekommene Themengebiete ergänzen und für ihren Betrieb eine Treibhausgasbilanz erstellen.
Jährliche CO2-Einsparung von mehr als 2.400 Tonnen
Seit Beginn des Projekts im Jahr 2001 haben sich 157 Betriebe mit zusammen rund 12.300 Beschäftigten beteiligt. Die jüngste Datenerhebung ergab eine jährliche CO2-Einsparung von mehr als 2.400 Tonnen. Dies entspricht der CO2-Menge, die für den Stromverbrauch von etwa 840 Vier-Personen-Haushalten erzeugt wird. Die Betriebskosten konnten um insgesamt 1,3 Millionen Euro jährlich gesenkt werden.
Mitmachen beim „Nachhaltigen Wirtschaften“: Die nächste Phase startet im Sommer 2024
Der Heidelberger Gemeinderat hat mit dem Klimaschutz-Aktionsplan beschlossen, dass sich 20 Prozent aller kleinen und mittelständischen Unternehmen an dem Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ beteiligen sollen. Die nächste Projektphase startet im Sommer 2024. Wer Interesse hat, wendet sich bitte an das Umweltamt (Abigail Berner, Telefon 06221 58-45520; Dr. Raino Winkler, Telefon 06221 58-18240; sowie per E-Mail an nachhaltiges.wirtschaften@heidelberg.de). Informationen sind online zu finden unter www.heidelberg.de/nachhaltigeswirtschaften. Hier gibt es unter dem Stichwort „Filme, Präsentationen und Pressemitteilungen“ unter anderem den Film zu den aktuell teilnehmenden Betrieben.
Hintergrundinformationen „Nachhaltiges Wirtschaften“
Ziel des städtischen Projekts „Nachhaltiges Wirtschaften“ ist es, kleine und mittelständische Unternehmen bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems zu unterstützen. Seit 2001 beraten städtische und externe Experten die Teilnehmenden und zeigen, wie Betriebsabläufe optimiert und Energiekosten gesenkt werden können. Mit Unterstützung der Stadt entwickeln die Betriebe eine Unternehmenskultur, die ökonomischen Erfolg, umweltfreundliche Produktion und soziale Verantwortung als gleichberechtigte Säulen des Wirtschaftens betrachtet. Die Projektteilnehmer formulieren ein Umweltprogramm mit Verbesserungsmaßnahmen und werden bei der Umsetzung beratend begleitet. In der aktuellen Projektphase haben die Unternehmen erstmalig eine Treibhausgasbilanz für ihr Unternehmen aufgestellt. Inzwischen ist ein Netzwerk aus engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern entstanden, die sich untereinander in Arbeitskreistreffen und mit Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung austauschen. Dazu gehören Handwerksbetriebe, Dienstleistungsunternehmen sowie soziale und städtische Einrichtungen.
Eine Kommission begleitet das Projekt unter Federführung des Umweltamtes und entscheidet als Jury über die Prämierungswürdigkeit der Betriebe. Neben Verbänden (IHK, Kreishandwerkerschaft, BUND) und den Heidelberger Stadtwerken sind weltweit agierende Firmen der Region vertreten, die ein zertifiziertes Umweltmanagement nach EMAS oder ISO 14.001 ff betreiben (ABB-Stotz Kontakt GmbH, Henkel KGaA, ADM WILD Europe GmbH & Co. KG).
Unter dem Motto #hd4climate noch mehr CO2-Emissionen reduzieren
Heidelberg hat den Klimaschutz-Aktionsplan mit 30 konkreten Vorschlägen auf seinem Weg zur klimaneutralen Stadt aufgelegt. Unter dem Motto #hd4climate will die Stadt die CO2-Emissionen in allen Lebensbereichen noch weiter reduzieren – von Bauen und Wohnen über Ernährung und Konsum sowie eine naturnahe Stadtgestaltung bis hin zur Mobilität. Heidelberg hat den Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 seit 1987 bereits um etwa 32 Prozent verringert.