Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Beim Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels 2023“ hat Heidelberg in der Kategorie „Großstädte“ den mit 20.000 Euro dotierten 2. Platz geholt. Alle zwei Jahre wird damit herausgehobenes lokales Engagement von Kommunen im Themenfeld Fairer Handel und Faire Beschaffung ausgezeichnet. 13 deutsche Kommunen wurden im Beisein der Parlamentarischen Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Dr. Bärbel Kofler, im Rahmen einer Preisverleihung am Donnerstag, 5. Oktober 2023, in Fürth ausgezeichnet. Mit dabei waren vom Heidelberger Umweltamt Sabine Lachenicht und Laila Gao und vom Heidelberger Eine-Welt-Zentrum Manfred Helfert und Melanie Kempf. Gemeinsam feierten sie die Auszeichnung, denn diese hatten sie sich durch die Zusammenarbeit bei zahlreichen Projekten in den vergangenen Jahren gemeinsam verdient.
Heidelberg punktet durch langjähriges, vielfältiges Engagement
Die Jury hob insbesondere das langjährige Engagement Heidelbergs hervor sowie die faire Beschaffung innerhalb der Stadtverwaltung, die stadtinternen Fortbildungsangebote, die Kreativität und Innovation bei der Umsetzung von Projekten und die finanzielle Unterstützung des Eine-Welt-Zentrums und des Globalen Klassenzimmers durch die Stadt. Gewürdigt wurden zudem die Fashion Revolution Week und die Aktivitäten in der Fairen Woche. In der Kategorie „Großstädte“, also den Städten mit über 100.000 Einwohnenden, hatten sich 38 Städte beworben. Den 1. Preis hat München gewonnen, den 3. Preis Bremerhaven. Ausführliche Infos sind online zu finden unter https://skew.engagement-global.de.
„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und danken allen Kooperationspartnern für die engagierte Arbeit. Wir wollen die Themen Fair, regional und Bio innerhalb der Stadtverwaltung, aber auch in Unternehmen weiter voranbringen, zudem die Gemeinschaftsverpflegung in Kantinen, Hotels und Gaststätten“, sagte Sabine Lachenicht. „Wir wollen als Eine-Welt-Zentrum noch stärker den Fairen Handel durch Veranstaltungen ins Bewusstsein rücken“, sagte Manfred Helfert, Geschäftsführer des Eine-Welt-Zentrums.
Kampf gegen Ungerechtigkeiten im Welthandel und ausbeuterische Kinderarbeit
Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): „Kommunen spielen eine große Rolle für die globale Entwicklung. Wenn Kommunen in Deutschland sich für fairen Handel und nachhaltige Beschaffung entscheiden, hat das Auswirkungen auf die Lebensrealitäten von Menschen im Globalen Süden. Dieses Engagement wollen wir mit dem Preis ‚Hauptstadt des Fairen Handels‘ sichtbar machen und fördern. Die teilnehmenden Kommunen sind Vorbilder und machen anderen Städten Mut, ihren konkreten Schritten zu mehr Nachhaltigkeit zu folgen. Nur gemeinsam mit lokalen Akteuren in Deutschland und der Welt gelingt die Aufholjagd zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele.“
Der Faire Handel kämpft gegen die Ungerechtigkeiten im Welthandel und gegen ausbeuterische Kinderarbeit. Die Stadt Heidelberg, das Eine-Welt-Zentrum, die Weltläden, der Heidelberger Partnerschaftskaffee e.V., das Studierendenwerk und viele weitere Partnerinnen und Partner unterstützten diese Anliegen seit vielen Jahren.
Heidelberger Beiträge zum Wettbewerb
• Faire Woche: Die Faire Woche vereint bereits seit 2004 jährlich im September zahlreiche Heidelberger Akteurinnen und Akteure. Gemeinsam geben sie ein umfangreiches Programm heraus, mit dem sie Heidelbergerinnen und Heidelbergern den Fairen Handel näherbringen.
• Fashion Revolution Week: Im April 2023 hat die Fashion Revolution Week zum dritten Mal in Heidelberg stattgefunden. Ein Netzwerk von über 20 Akteurinnen und Akteuren bot vielfältige Veranstaltungen an – beispielsweise Kleidertauschbörsen, Repair-Cafés und Filmabende. Eine simulierte Textilfabrik machte Schülerinnen und Schüler darauf aufmerksam, mit welchen Problemen die Modeindustrie behaftet ist und welche Alternativen es gibt.
• Workshops zum Fairen Handel: Die Workshops für Kinder und Jugendliche wurden durch das „Globale Klassenzimmer“ und den „Weltladen Heidelberg“ angeboten. Mit dabei war das Puppentheater „Fridolin entdeckt die Welt“ für Vorschulkinder. Die Hauptfigur, Storch Fridolin, nimmt die Kinder mit auf eine Reise zur Elfenbeinküste. Durch ihn erfahren sie, wie Kakaobäume wachsen, wie aus der Kakaobohne die Tafel Schokolade wird, dass im Kakaoanbau oft Kinder mitarbeiten und wie sie Schokolade ohne Kinderarbeit erkennen.
• Fairtrade-School-Konferenz: Sie hat im Juli 2022 stattgefunden mit Austauschrunden über Schulprojekte, Seminare zu Finanzierungsmöglichkeiten und zur Integration Fairen Handels in den Unterricht.
• Wegweiser zum nachhaltigen Konsum: Den Wegweiser gibt es in der App „Mein Heidelberg“. Er führt Geschäfte, Gastronomiebetriebe und andere Einrichtungen auf, die in Heidelberg nachhaltige/faire Produkte oder Konsum-Alternativen anbieten.
• Fairer Handel in der Stadtverwaltung: Die Stadt Heidelberg fördert den Fairen Handel innerhalb der Verwaltung durch eine Dienstanweisung zur nachhaltigen Beschaffung. Gemäß dieser werden nur Produkte beschafft, die unter fairen und menschenwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen hergestellt wurden.
• Heidelberger Partnerschaftskaffee: Der Heidelberger Partnerschaftskaffee e.V. fördert Produzentenorganisationen in Mittel- und Lateinamerika. Hierzu gehören Bildungs-, Umwelt-, Entwicklungs- und Nothilfe-Projekte.
• Studierendenwerk und Fairer Handel: Das Studierendenwerk fördert den Fairen Handel. Es bietet in seinen Mensen und Cafés zahlreiche fair gehandelte Produkte wie Kaffee, Eis, Limonade und Schokolade an. Durch Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise Ausstellungen oder Probieraktionen, sensibilisiert das Studierendenwerk für Fairen Handel.
Heidelberg: eine der ersten Fairtrade-Städte Deutschlands
In Heidelberg ist das Engagement für Fairen Handel schon lange fest verankert. Die Stadt wurde 2010 als eine der ersten Städte Deutschlands als Fairtrade-Stadt ausgezeichnet und bereits 2011 erhielt sie einen Preis beim Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“. Weiterer Erfolg: Heidelberg ist eine von zehn Kommunen, die eine aus Bundesmitteln geförderte Personalstelle zur Koordination kommunaler Entwicklungspolitik erhalten. Die Stelle, die ab November 2023 für zwei Jahre besetzt wird, wird im Agenda-Büro im Umweltamt angesiedelt sein. Inhaltlicher Schwerpunkt wird die Förderung fairen Handels und der Einsatz für nachhaltige Beschaffung sein.