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Heidelberg – Projekte des Auszeichnungsverfahrens „Beispielhaftes Bauen 2017-2023“ vorgestellt – Baukultur ist Lebenskultur – Zehn herausragende Projekte für beispielhaftes Bauen prämiert

Der Barockgarten der Universität bietet einen Rückzugsort mit modernen Designelementen. Foto: Glück Landschaftsarchitektur GmbH

Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) -Um das Bewusstsein für die Baukultur im Alltag zu schärfen, lobt die Architektenkammer seit Jahren das Auszeichnungsverfahren „Beispielhaftes Bauen“ aus. Eine Auszeichnung erhalten Projekte, die beispielgebend für die Architektur und Stadtgestaltung im Alltag sind, die Positives für das Wohlbefinden und das Zusammenleben von Menschen leisten. Das können gleichermaßen ein öffentlicher Platz oder Garten sein wie eine Schule oder Scheune – also keineswegs nur spektakuläre Großprojekte. Ziel des Auszeichnungsverfahrens ist es, beispielhafte Architektur aufzuspüren und ihr ein Forum zu bieten. Denn zahlreiche Bauten, die sonst unbeachtet blieben, haben den Blick der Öffentlichkeit verdient. In Zusammenarbeit mit der Stadt Heidelberg lobte die Architektenkammer Baden-Württemberg auch dieses Jahr das Verfahren „Beispielhaftes Bauen Heidelberg 2017 – 2023“ aus. Von 37 eingereichten Projekten zeichnete die Jury kürzlich zehn Projekte innerhalb Heidelbergs aus.

„Wir sind stolz auf unsere fortschrittliche Baukultur in Heidelberg. Die eingereichten Projekte waren durchweg von hohem Niveau. Eine Auswahl für rundum gelungene Lösungen der jeweiligen Bauaufgaben zu treffen, war schwer, da die Projekte aus verschiedenen Bereichen stammten. Es wurde einmal mehr deutlich, welch hohen Standard die Baukultur in unserer Stadt innehat und wie oft die Symbiose aus alt und neu eine Bereicherung für die Umgebung sein kann“, betont Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.

„Die zehn prämierten Objekte zeigen in beispielhafter Form die Herangehensweise an die aktuellen Herausforderungen beim Planen und Bauen – ob Neubau mit nachwachsenden Rohstoffen, Umbau im Bestand oder die Gestaltung von Freiräumen in Zeiten des stetigen Klimawandels“, so Hannes Bäuerle, Freier Landschaftsarchitekt und Freier Stadtplaner bdla, Stuttgart, Landesvorstand der Architektenkammer Baden-Württemberg und Vorsitzender der Jury.

Folgende Projekte wurden ausgezeichnet (inklusive Jurybegründung):

• TRIO 8° – Wohnungsbau
Die Wohnanlage mit drei Gebäuden nutzt das trapezförmige Grundstück optimal aus, ohne dass der Eindruck von Enge entsteht. Die Bebauung wirkt angenehm luftig und die Ausrichtung der Gebäude nach Süden bringt viel Licht in die gesamte Anlage. Sowohl hinsichtlich der Wohnungsgrößen als auch in Bezug auf die Grundrisse ist ein sehr guter Wohnungsmix gelungen. Die Balkone sind konsequent nach Süden ausgeklappt, gewähren Ausblick ins Grüne und bieten gleichzeitig Intimität, da die Blickrichtung der Nachbarschaft nicht auf das Gegenüber gerichtet ist. Besonders überzeugend ist die wohltuende Begrünung: Die Gebäude sind in die Pflanzenwelt eingebettet mit harmonischen Übergängen zwischen Innen und Außen. Ein Highlight ist das Treppenhaus, dessen geschwungene Form wie ein Kunstobjekt wirkt und eine einladende Atmosphäre schafft. Ein gelungenes Beispiel für eine kompakte Bauweise mit hoher Aufenthaltsqualität.

• Collegium Academicum
Mit der Idee eines selbstverwalteten Wohnheims ist ein einzigartiger Lebensraum für temporäres Wohnen von Studierenden und Auszubildenden entstanden. Durch viel Engagement entfaltet sich hier eine junge partizipative Gemeinschaft. Eine einfache Holzkonstruktion ohne metallische Verbindungsmittel bildet geschickt das statische Grundgerüst für die verschiedenen Raumteilungen der einzelnen Wohnungen. Pfiffige, flexible Trennwände lassen sich im Eigenbau verändern und ermöglichen so, auf den Bedarf der einzelnen Bewohnerinnen und Bewohner zu reagieren. Die Gestaltung der Oberflächen lässt sowohl dem Menschen als auch dem Gebäude die Möglichkeit, sich stetig zu verändern. Laubengänge verbinden die einzelnen Wohneinheiten zu wohltuenden Nachbarschaften und
Communityräume bieten die Möglichkeit für vielfältige Veranstaltungen. Auch außen verdeutlicht die rohe Holzfassade den Anspruch des kreislaufgerechten Bauens.

• Erweiterung Elisabeth-von-Thadden-Schule
Mit hoher Sensibilität wurde die Erweiterung der Mittelschule in die Parkanlage integriert und der Baumbestand dabei erhalten. Durch einen geschickten Einschnitt in den Baukörper und eine Verglasung ist überall ein klarer Außenbezug spürbar. Die Dachterrasse mit Außentreppe schafft zudem eine hohe Aufenthaltsqualität und ist die konsequente Antwort auf zukunftsweisende Pädagogikkonzepte: Gelernt wird überall. So wird nicht nur eine inspirierende Umgebung für die Bildung, sondern auch eine nachhaltige Verbindung zur Natur geschaffen. Die Räume sind vielfältig und bieten zeitgemäße Lernorte für die unterschiedlichen Bedürfnisse zum selbstständigen und kompetenzorientierten Lernen. Der Ersatz der Turnhalle ist geschickt durch den Erweiterungsbau zugänglich. Auch hier ist der angenehme Außenbezug durch das Fensterband spürbar. Der gekonnte Einsatz der Materialien rundet die beispielhafte Gestaltung ab.

• Rossmanith Produktionserweiterung Halle 2
Die scheinbar unscheinbare Bauaufgabe einer Produktionserweiterung auf dem bestehenden Firmengelände wurde mit dem größten Anspruch an Gestaltung, Detailausbildung und sorgsamen Umgang mit Baustoffen konzipiert. Der lichtdurchflutete Hallenbau ist mit einer Akribie umgesetzt, die die Präzision und Ansprüche des Fassadenbaubetriebes widerspiegelt. Die Wahl der Materialien – Recyclingbeton und Holzdach – ist richtungsweisend für einen sorgsamen Umgang mit Baustoffen und wird durch das energieautarke Gebäudetechnikkonzept ergänzt. Hier wurde nicht nur eine zeitgemäße Produktionserweiterung erstellt, die Maßstäbe im Bereich des Gewerbebaus setzt, sondern es sind auch Orte des Arbeitens entstanden, die zukunftsweisend sind.

• SVAP Büroneubau
Das neue Bürohaus zweier Architekturbüros zeichnet sich außen wie innen durch eine sehr wertige Architektur aus. Bedingt durch die große Glasfassade, strahlt das Haus Durchlässigkeit und Offenheit aus, obwohl es den Platz südlich begrenzt. Die Freitreppe im großzügigen Eingangshof ist sowohl schlüssiges Verbindungselement als auch metaphorische Schnittstelle zwischen den Beschäftigten der unterschiedlichen Einheiten. Die Innenräume der Büros sind geprägt durch „roughe“ Sichtbetonflächen mit hochwertigem Charakter. Das Gebäude bietet gekonnt Funktionalität und eine offene Atmosphäre mit hohem Potenzial für Synergieeffekte, Austausch und Kommunikation. Ein attraktiver
Cafeteria-Bereich mit Besprechungsraum im Erdgeschoss kann von allen Mietparteien genutzt werden – abgerundet durch Freianlagen mit hochwertiger Ausstattung. Alles in allem eine überzeugende Antwort auf die Standort- und Stadtentwicklung der Konversionsfläche.

• Mühle 07 Sanierung + Umnutzung eines Industriedenkmals
Stadt am Fluss ist ein Leitgedanke der Heidelberger Gesellschaft – in der Wieblinger Mühle 07 wird seit Jahrhunderten nicht nur am, sondern sogar über dem Neckar gelebt und gearbeitet. Das Spiel zwischen alter Bausubstanz, die mit Feingefühl aufgearbeitet wurde, und formschöner Details, wie das Streckmetallgitter an der Gebäudefront, ergibt ein architektonisches Gesamtkunstwerk. In jedem Winkel ist die Leidenschaft der Bauherrschaft dafür spürbar, ein ruinöses Anwesen neu zu beleben. Das museale Ambiente der erhalten gebliebenen Maschinen und die heutige Arbeitswelt harmonieren perfekt miteinander, sei es in der Arztpraxis oder dem Designerbüro. Als Option besteht auch eine Café-Nutzung in einem Teil des Ensembles, was eine künftige weitergehende Aufwertung verspricht.

• Thannscher Hof – Sanierung und Umnutzung eines Kulturdenkmals
Ein 300 Jahre altes Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäuden wurde im historischen Ortskern beispielhaft als neues Wohnen für Familien revitalisiert. Denkmalschutz und energetische Anforderungen waren eine große Herausforderung beim Umbau und wurden überzeugend in die Transformation für die neuen Bedürfnisse integriert. Die Wohntypologien sind äußerst kompakt gehalten und der begrenzte Raum klug ausgenutzt, sodass eine hohe Wohnqualität entsteht. Der Außenraum dient dabei als selbstverständliche Erweiterung des Privatraums, wobei die Öffnung der internen Wegeführung zum Ortskern eine vollständige Integration in den Stadtteil ermöglichen würde. Viele alte Materialien wurden in den neu geschaffenen Räumen wiederverwendet und unterstreichen den behutsamen Umgang mit der historischen Bausubstanz.

• Stellwerk 08
Das denkmalgeschützte Stellwerk als sichtbarer Verweis auf die ehemalige Nutzung der Bahnstadt wurde mit viel Liebe zum Detail als Café umgebaut. Im Innenraum bleibt die Historie des Bauwerks auch nach dem Umbau sichtbar und verbindet beispielhaft Zeitgeschichte und lebendige Neunutzung. So entsteht innerhalb des schmalen Baukörpers ein von allen Seiten zugänglicher Treffpunkt, der sich mit der neu geschaffenen Glasfront wohltuend zum Grünraum öffnet. Das Stellwerk 08 mit Café fügt sich harmonisch in die Nutzungsvielfalt der Promenade ein und bereichert das öffentlich soziale Leben, nicht nur für die neue Bewohnerschaft der Bahnstadt, sondern auch über deren Grenzen hinaus.

• Universität Heidelberg – Barockgarten – Ort des Lernens
Ein Ort der Ruhe und Gelassenheit, der einlädt zum Relaxen und Reflektieren, zum Lesen, Lernen und Diskutieren. Damit entspricht der neu gestaltete Barockgarten dem Ideal des Campus-Gedankens für die im direkten Umfeld angesiedelten Geisteswissenschaften. In seiner symmetrisch klar strukturierten Form korrespondiert die Anlage nicht nur mit der Barockarchitektur des Anglistischen Seminars und der Jesuitenkirche, sondern bildet auch für die Anwohner einen der ganz wenigen grünen Rückzugsorte in der Heidelberger Altstadt jenseits ihres geschäftigen und touristischen Trubels. Ein wohltuend gestalteter Ort mit absolutem Mehrwert.

• Universität Heidelberg – Innenhof Triplex – Ort des Lernens
Der Innenhof Triplex liegt zentral in der Heidelberger Altstadt, eingefasst von großmaßstäblichen Universitätsbauten der 1970er Jahre und heterogenen Bestandsgebäuden. Dieser Ort muss viel leisten – und tut dies durch seine Neugestaltung auch überzeugend: Durch zusätzliche Öffnungen an neuralgischen Punkten ist der erfrischende Freiraum in das Stadtgefüge eingebettet. Der differenzierten Nutzung der umliegenden Bauten, vor allem in den Erdgeschossen, wird durch gute Flächenzuweisung Rechnung getragen. Dadurch entstehen unterschiedlichste Räume, die sowohl dem Miteinander als auch der Privatheit dienen. Durch die Aufwertung und Neusortierung des Innenhofs entsteht ein attraktiver, öffentlicher Raum, der zu konsumfreiem Aufenthalt einlädt. Er bietet allen Nutzergruppen ein vielfältiges Angebot und der Stadtgesellschaft einen großen Mehrwert als neuer Begegnungsort.

Weitere Informationen finden Sie unter www.akbw.de/link/1qg9, Kennwort: azvHD23_presse

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