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Speyer – Online-Tandem verbindet Menschen und hilft beim Deutschlernen


Ehrenamtliche Tätigkeit mit viel Flexibilität und bequem vom Sofa aus
Ludwigshafen. Es ist ein warmer, sonniger Herbsttag und wir sprechen mit Simin und Susanne
über das Online-Tandem-Projekt des Malteser Hilfsdienstes e.V. Beide treffen sich ein- bis
zweimal die Woche auf verschiedenen digitalen Plattformen, um sich in deutscher Sprache
austauschen. Simin möchte Deutsch lernen und Susanne hilft ihr dabei. Durch den regelmäßigen
Austausch erfahren sie viel über die Kultur des anderen. Das Projekt wurde Ende 2021 mit dem
Brückenpreis des Landes Rheinland-Pfalz durch die Ministerpräsidentin Malu Dreyer in der
Kategorie „Digitales Engagement für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ ausgezeichnet. Aktuell
bestehen über 30 Tandempartnerschaften bei den Maltesern in Ludwigshafen.
Susanne (67) ist seit einigen Jahren Rentnerin und seit 1,5 Jahren als Ehrenamtliche bei den
Maltesern in Ludwigshafen tätig. Simin (48) kommt aus dem Iran und lebt seit fünf Jahren
gemeinsam mit ihrer 17-jährigen Tochter in der Nähe von Ludwigshafen. Ihre Familie und die
ältere Tochter leben weiterhin im Iran. Simin und Susanne sprechen seit 1,5 Jahren miteinander.
Das Online-Tandem-Projekt von Simin und Susanne begann mit anfänglichen Online-Terminen,
die ein- bis zweimal die Woche stattgefunden haben. Mit der Zeit trafen sie sich auch persönlich.
Zum einen unterstützt Susanne Simin bei Behördengängen, zum anderen stehen
Freizeitaktivitäten auf dem Programm. Beide haben sich immer viel zu erzählen oder sie chatten
regelmäßig über WhatsApp. So ist mit der Zeit eine richtige Freundschaft entstanden, die auf viel
Vertrauen und Empathie basiert.
Wie habt ihr von dem Projekt erfahren?
Simin: Im Jugendamt wurde mir das Projekt empfohlen. Mein Problem war, dass ich keine
Gelegenheit hatte Deutsch zu sprechen. Ich habe mich daher gleich angemeldet und seither
spreche ich regelmäßig mit Susanne. Wir reden viel und über unterschiedliche Themen. Susanne
hilft mir sehr, manchmal beim Deutschlernen, aber auch das Leben in Deutschland zu verstehen
oder beim Ausfüllen von Unterlagen. Sie ist zu meiner Schwester in Deutschland geworden.
Susanne: Ich habe in der Zeitung „Wochenblatt“ über das Online-Tandem-Projekt gelesen. Das
Projekt hatte damals den Brückenpreis bekommen und es wurde dort vorgestellt. Ich hatte schon
längere Zeit mit dem Gedanken gespielt, ehrenamtlich tätig zu werden. Doch die meisten
Angebote haben mich nicht angesprochen. Beim Online-Tandem war das anders. Hier gefielen mir
besonders die individuelle Ebene und die 1:1 Betreuung. Damals bin ich gerade in Rente
gegangen und wollte gerne irgendetwas machen und mein Wissen über die Strukturen der Stadt
weitergeben.
Wie waren die ersten Gespräche?
Susanne: Der erste Kontakt war ein Anruf über WhatsApp. Danach haben wir immer mehrfach in
der Woche miteinander telefoniert. Durch Simins Weiterbildung sind wir irgendwann auf Sonntag
umgestiegen. Wir haben immer selbst die Termine festgelegt und so gestaltet, dass es für uns am
besten passte. Wir haben uns gleich gut verstanden und nach einem halben Jahr haben wir uns
dann auch persönlich kennengelernt.
Simin: Zurzeit schreiben wir viel miteinander und versuchen ab und zu etwas gemeinsam zu
unternehmen. Wenn ich mehrere Tage nichts von Susanne gehört habe, dann vermisse ich sie
und melde mich bei ihr. Sie ist wie ein Familienmitglied, eine Schwester für mich.
Was unternehmt ihr gemeinsam?
Susanne: Wir haben z.B. gemeinsam einen Ausflug nach Heidelberg unternommen. Simins
Tochter war auch mit dabei, da sie in Heidelberg Medizin studieren möchte. Wir haben dann
zusammen die Stadt besichtigt und uns die Universitätsgebäude angeschaut. Außerdem waren wir
gemeinsam auf einem Forschungsschiff auf dem Rhein und auf einem Fest im Garten des Hack-
Museums.
Simin: Meine Tochter hat Kunst als Leistungskurs in der Schule. Daher haben wir zu dritt die
Kunsthalle in Mannheim besucht. Es war sehr interessant. Meine Tochter kennt sich gut aus und
sie hatte sehr viel Hintergrundwissen über die Werke. Ein anderes Mal sind wir mit einer Gruppe
der Diakonie im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen gewesen.
Susanne: Diese Ausflüge waren sehr schön. Ich bin auch eine Kunstliebhaberin. Ich male auch
sehr gerne, zurzeit nehme ich an zwei Malkursen teil. Simins Tochter malt sehr gut. Einmal hat sie
mir ihre Zeichnungen zugeschickt – Sie waren wirklich sehr schön.
Habt ihr manchmal Angst, dass euch die Themen ausgehen?
Simin: Ich kann mit Susanne immer über alles bis ins Detail sprechen. Ich kann ihr erzählen, was
mich bedrückt oder was ich denke. Danach fühle ich mich besser. Für mich ist es gut, meine
Emotionen und Gefühle mit jemanden zu teilen.
Susanne: Gemeinsam mit Simin lerne auch ich viel über meine Muttersprache. Wie viele
Feinheiten und Ausnahmen es gibt, aber auch, dass ein Wort viele unterschiedliche Bedeutungen
haben kann. Simin hat mich immer gefragt: „Läuft bei dir?“ Ich habe ihr dann erklärt, dass das so
nicht richtig ist. Dann habe ich jedoch recherchiert und herausgefunden, dass „Läuft bei dir?“ das
Jugendwort des Jahres 2014 war. Eine Zeit lang hat Simin sich sehr für die Deutschen
Sprichwörter interessiert und wir haben oft darüber gesprochen. Jetzt kann sie über 20
Sprichwörter.
Simin: Ohne Fleiß kein Preis!
Wie würdet ihr das Online-Tandem-Projekt in einer Skala von 1 bis 10 bewerten?
Simin: Für mich sind es absolut 10 Punkte. Ich bin so zufrieden mit diesem Projekt und die
Möglichkeit eine so nette Person wie Susanne kennenzulernen und mit ihr zu sprechen. Seitdem
ich Susanne kenne, fühle ich mich nicht mehr allein. Ich habe eine Ansprechpartnerin, eine
Schwester in Deutschland. Sie hat immer ein offenes Ohr für mich. Sie hilft mir mit der Sprache,
aber auch mit anderem Wissen und Tipps im alltäglichen Leben. Mit ihr kann ich über alles
sprechen, auch über die Dinge, über die ich mit meiner Tochter nicht sprechen mag. Ich finde
jeder, der aus einem anderen Land nach Deutschland kommt, braucht eine Susanne, wie ich sie
habe.
Susanne: Für mich ist es auch eine 10. Ich finde die individuelle Gestaltung des Projektes sehr gut.
Es gibt keine strikten Regeln, man ist frei. Ich kann auf Simin und ihre Bedürfnisse eingehen. Sie
ist sehr motiviert und wissbegierig. Die Flexibilität des Projektes ist auf jeden Fall ein großes Plus.
Außerdem ist es sehr bereichernd und ich kann es jedem nur empfehlen.
Die Nachfrage nach einem Online-Austausch wächst vor allem bei den Migranten stark. Daher
suchen die Malteser derzeit weitere ehrenamtliche Gesprächspartner, die am Projekt teilnehmen
möchten.
Interesse? – Dann melden Sie sich gerne bei:
Kerttu Taidre
Koordinatorin Malteser Integrationsdienst Ludwigshafen
Handy: 01751677631
Email: kerttu.taidre@malteser.org
Foto: Das Online-Tandem Susanne (67) und Simin (48) treffen sich ein- bis zweimal die
Woche auf verschiedenen digitalen Plattformen, um sich in deutscher Sprache austauschen.
(Malteser Ludwigshafen)

Quelle: Malteser Hilfsdienst e.V

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