Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Eine kostenfreie Telefonnummer und ein Gegenüber, das zuhört und nicht bewertet. Eine Stütze in der Krise und gegen die Einsamkeit: Dank der Ehrenamtlichen ist die Telefonseelsorge das ganze Jahr über Tag und Nacht erreichbar. Eine sehr große Leistung. Die Verbundenheit der Ehrenamtlichen ebenfalls ist groß. Das zeigte sich wieder beim jährlichen Gottesdienst der Telefonseelsorge mit Pfarrerin Anne Ressel, der traditionell in der Schlosskirche stattfand. Dort wurden neue Mitarbeitende beauftragt, andere verabschiedet sowie Jubilare geehrt. Eine starke Gemeinschaft und ein wichtiger kirchlicher Dienst für die Gesellschaft, der unterschiedslos allen Menschen zugute kommt.
Hinhören beim Zuhören
Wichtig beim Dienst in der TelefonSeelsorge sei, sagte Christa Kähler vom Team der TelefonSeelsorge zu den frisch beauftragten Mitarbeitenden, „dass Hinhören die vertiefte Form des Zuhörens ist, die eine noch größere Aufmerksamkeit auf die Tonart des Gesprächs und auf die nichtgesagten Worte lenkt.“ Die sechs Frauen und ein Mann wurden von ihr in den vergangenen eineinhalb Jahren sorgfältig ausgebildet. Sie fühlen sich umfassend vorbereitet durch ihre Ausbilderin, die die TelefonSeelsorge bestens von beiden Seiten kennt: Denn seit mehr als 30 Jahren gehört Christa Kähler zum Team der Ehrenamtlichen und bildet zudem seit vielen Jahren neue Ehrenamtliche aus. Auch bringt sie sich in der Supervision und Fortbildung ein.
Ehrung für Ehrenamt seit 45 Jahren
Wie hoch die Verbundenheit der Ehrenamtlichen mit ihrer Tätigkeit ist, zeigte sich bei der Ehrung der Jubilar:innen: Geehrt wurden elf Frauen und Männer, die seit 10, seit 20, seit 30 und seit 40 und 45 Jahren tags und nachts „ihre Kraft, ihre Energie und ihr Herzblut einbringen für diejenigen, die hier in Not anrufen“, wie Diana Beetz, stellvertretende Leiterin der TelefonSeelsorge Rhein-Neckar, und Ljiljana Kerstiens, pädagogische Fachkraft, in ihrer Ansprache betonten. Seit unglaublichen 45 Jahre engagiert sich dort auch Sigrid (wegen der Anonymisierung werden Ehrenamtliche stets nur mit Vornamen benannt). Inspiriert dazu hat sie seinerzeit das Buch eines Pfarrers über die TelefonSeelsorge. „Das hat mich interessiert und ich habe mich spontan entschieden, dort mitzumachen“. Seither, sagt sie, habe sie viel gelernt in diesem Dienst.
Verabschiedung aus dem Dienst
Den acht Mitarbeitenden, die aus dem Dienst verabschiedet wurden, dankten Diana Beetz und Ljiljana Kerstiens für die vielen Jahre, die sie für die Anrufenden da waren, als diese mit jemandem sprechen wollten. Das sei unschätzbar wertvoll.
Wer sich bei der TelefonSeelsorge einbringt, gibt Menschen in er Krise Ermutigung und Zuwendung. Der Dienst bietet viel und ist anspruchsvoll, was die Ausbildung, den Inhalt der Tätigkeit und auch die nächtlichen Arbeitszeiten betrifft. Die Gemeinschaft der Mitarbeitenden und ihr Engagement für andere seien „einzigartig“, sagt Diana Beetz voller Wertschätzung. Die Ehrenamtlichen wiederum sind diesem Dienst und den ratsuchenden Menschen eng verbunden. „Es gibt in der Arbeit diese Momente, wenn sich ein Mensch über Mitgefühl oder einfach nur das Zuhören freut. Sich verstanden fühlen – das macht für mich TelefonSeelsorge aus und bestärkt mich immer wieder aufs Neue“, sagt Marie von der TelefonSeelsorge Rhein-Neckar. Und Franz, der dort in der Online-Beratung aktiv ist, berichtet: „Mein Herz schlägt ganz besonders für die Seelsorge per Mail. Denn sie öffnet Türen für Menschen, denen das Sprechen schwerfällt oder für die bei besonders belastenden Themen ein Sprechen zunächst gar nicht möglich ist.“
Ein kirchlicher Dienst für alle Menschen. Rund um die Uhr kostenlos erreichbar unter 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222
Die TelefonSeelsorge ist ein kirchlicher Dienst, den die Evangelische und die Katholische Kirche gemeinsam anbieten. Kostenlos und rund um die Uhr sind unter den Telefonnummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 Menschen für die Anrufenden da. Über die Homepage www.telefonseelsroge-rhein-neckar.de gibt es Zugang zu Mail und Chat.
Mit ihrer Geschäftsstelle in Mannheim deckt die TelefonSeelsorge Rhein-Neckar die Metropolregion Rhein-Neckar ab. Im Jahr 1961 startete die TelefonSeelsorge Mannheim-Ludwigshafen mit 60 Ehrenamtlichen. Sie wurde später mit der TelefonSeelsorge-Stelle Heidelberg zusammengelegt. Heute sind es 146 Ehrenamtliche. Im Jahr 2023 waren sie für 20.576 Anrufe da. Die häufigsten Themen sind Einsamkeit, Krankheit und Trauer, Angst und Mobbing, Probleme in Schule und Arbeitsleben, in Familie und Beziehung. Die Mitarbeitenden arbeiten an drei Telefon- sowie an den Mail- und Chat-Arbeitsplätzen in drei Schichten.
Derzeit werden in Mannheim in zwei Ausbildungsgruppen 17 neue Mitarbeitende ausgebildet. Wer in der Online-Beratung aktiv sein möchte, erhält in 30 Stunden eine Zusatzausbildung.
Ehrenamt braucht auch finanzielle Unterstützung
Angesichts rückläufiger finanzieller Mittel ist die ökumenische TelefonSeelsorge auf Spenden angewiesen – beispielsweise für die kostenfreie Ausbildung der Ehrenamtlichen und die technische Ausstattung, die unerlässlich ist für die zuverlässige Erreichbarkeit. Spenden sind daher willkommen. Sparkasse Rhein-Neckar Nord, Stichwort: TelefonSeelsorge Rhein-Neckar, IBAN DE39 6705 0505 0039 8610 62, BIC MANSDE66XXX. Foto: de Vos (dv/schu)