Bergstraße / Metropolregion Rhein-Neckar
Zukunftswerkstatt informierte über den Status Quo sowie zukünftige Entwicklungen und lieferte strategische Ansätze zur Fach- und Arbeitskräftesicherung in der Wirtschaftsregion Bergstraße / Kooperationsveranstaltung wurde online durchgeführt
Wie das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur errechnet hat, werden alleine im Bereich Handwerk und Bau in der Wirtschaftsregion Bergstraße bis 2028 insgesamt 940 Arbeits- und Fachkräfte fehlen. Foto: Pixabay
Laut regionalen Berufsprognosen werden bereits bis zum Jahr 2028 in der Wirtschaftsregion Bergstraße rund 10.260 Fach- und Arbeitskräfte fehlen. „Auch darüber hinaus ist wegen der kontinuierlich steigenden Zahl altersbedingter Erwerbsaustritte bei gleichzeitig deutlich geringeren Arbeitsmarktzugängen junger Menschen davon auszugehen, dass sich die Fachkräfteengpässe noch weiter verschärfen werden“, weiß Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB).
Am vergangenen Freitag führten die WFB, der Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- und der Kreis Bergstraße eine Zukunftswerkstatt durch, die sich um die Fachkräftesicherung in der Wirtschaftsregion Bergstraße drehte. Initiiert wurde diese Online-Veranstaltung mit 32 Teilnehmenden durch die Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration.
Die Begrüßung übernahmen Dr. Zürker, Claudia Wesner, Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen, sowie Dr. Christa Larsen, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
„Fachkräftesicherung ist eine echte Gesellschafts- und Zukunftsaufgabe, die alle Akteure fordert. Die Landesregierung engagiert sich zusammen mit zentralen Gestaltungspartnern hier bereits seit Langem und setzt gezielt auf einen strategischen Maßnahmenmix aus Bildung, potentialorientierter Arbeitsmarktpolitik, Internationalisierung und der Attraktivität Hessens. Mit der Zukunftswerkstatt stellt der Landkreis wichtige Weichen für die Zukunft. Ich bin dankbar, dass wir uns in Hessen der Fach- und Arbeitskräftesicherung gemeinsam stellen. Es braucht abgestimmte Fachkräftestrategien, um regionale Ressourcen zu bündeln, Synergien zu schaffen und weitere Potenziale zu erschließen“, so Claudia Wesner, Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Zur gezielten Stärkung der Regionen beim Fachkräftesichern hat die Stabsstelle die Fachkräfteinitiative ins Leben gerufen. Das Unterstützungsangebot der Landesregierung besteht aus Prognosen, Strategieentwicklung und -sicherung sowie Vernetzung und wird gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main durchgeführt.
Anschließend informierte Dr. Larsen über die Wirkung des demografischen Einflusses auf den Arbeitsmarkt im Kreis Bergstraße. Anhand von Prognosen der „Hessischen Fachkräfteinitiative: Zukunftsgerecht und regional“ berichtete sie zum Beispiel über die Anzahl der erwarteten jährlichen altersbedingten Austritte aus dem Erwerbsleben im Kreis Bergstraße von 2023 bis 2050 und die Defizite an Arbeits- und Fachkräften im Vergleich der hessischen Kreise und kreisfreien Städte. „Bis 2028 stellen wir mit mehr als 10.000 fehlenden Beschäftigen im Kreis Bergstraße ein großes Defizit an Fachkräften fest“, zeigte die Referentin anhand von Zahlen. „Alleine im Bereich Handwerk und Bau fehlen bis 2028 laut Prognosen 940 Arbeits- und Fachkräfte“, hob sie hervor. Als strategische Ansätze zur Fach- und Arbeitskräftesicherung führte Dr. Larsen zum Beispiel eine noch bessere Erschließung von Ausbildungspotentialen an, die Einbindung von Studienabbrechern oder Direkteinsteigenden nach dem Schulabschluss. Zudem ging sie auf die Zielgruppen Frauen, ältere Beschäftigte, Arbeitslose und Menschen mit Behinderungen ein: Hier gelte es Arbeitszeiten und Kinderbetreuungsangebote beziehungsweise die Lebensarbeitszeit und weitere Angebote zu erweitern und weitere Potenziale noch besser zu heben. Die Optimierung innerbetrieblicher Prozesse würden zudem Möglichkeiten bieten, die Nachfrage nach Fachkräften zu reduzieren. In diesem Zusammenhang nannte sie die fortschreitende Digitalisierung, die Neustrukturierung der Arbeitsorganisation oder die Sondierung möglicher Auslagerung an externe Dienstleister innerhalb des eigenen Wirtschaftsraums als Chancen.
Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, der Referentin und den weiteren Akteuren Fragen zu stellen, so dass sich ein reger Austausch über die Herausforderungen und möglichen Fachkräftesicherungsansätze im Kreis Bergstraße ergab.
„Wir wollen unsere Kräfte bündeln und gemeinsam dem Mangel an Fachkräften im Kreis Bergstraße entgegentreten“, bekräftigte Dr. Melanie Marysko, Betriebsleitung von Neue Wege. „Es gilt, sich über die Auswirkungen, Herausforderungen und möglichen Fachkräftesicherungsansätze auszutauschen und darüber hinaus konkrete Maßnahmen anzustoßen.“
Info: Detaillierte Informationen zur Hessischen Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional“ sind unter www.hessische-berufsprognosen.de verfügbar.
Der Statusbericht „Fachkräftesicherung in Hessen 2022“ ist im Internet unter https://soziales.hessen.de/fachkraeftesicherung/statusbericht-fachkraeftesicherung-in-hessen abrufbar.
Wissenswertes über die Serviceleistungen der WFB gibt es unter www.wirtschaftsregion-bergstrasse.de. Den Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- finden Sie im Internet unter www.neue-wege.org.
Quelle: Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH