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Mutterstadt – Gedenktafel am ehemaligen Standort der Mutterstadter Synagoge

Wie überall in Nazi-Deutschland, wurde auch in der Landgemeinde Mutterstadt 1938 in der sog. Pogromnacht die Synagoge in der Oggersheimer Straße 24 zerstört.

Am 10. November, morgens um 5 Uhr, wurde das jüdische Gotteshaus von Mutterstadter SA-Leuten angezündet und brannte, nach einer gewaltigen Explosion, vollständig aus. Ein schwerer Schlag für die damals noch 63 Einwohner zählende jüdische Kultusgemeinde. Dabei gab es auch tätliche Übergriffe auf jüdische Mitbürger*innen, Verhinderung der Löscharbeiten und Zerstörung von Wohnungen/Häusern.

Die Mutterstadter Synagoge, 1904 wurden an diesem Standort Vorgängerbauten durch einen Um- und Erweiterungsbau ersetzt, war ein fünf Fensterachsen-Sakralbau mit Jugendstilfassade mit einem kuppelähnlichen Dachreiter und Ziertürmchen. Die Fenster schmückten figürliche Glasgemälde. Im Innenraum hatten 150 Besucher Platz, es gab die Bima (ein erhöhtes Pult), einen Thoraschrein und 4 Thorarollen, das Ewige Licht, eine Frauenempore und im Anbau die Mikwe, das Ritualbad.

Nach dem Abriss der Ruine wurde auf einem Teilgelände ein Löschteich angelegt; 1956 verkaufte die jüd. Kultusgemeinde das Gelände an die Familie Kegel. 2020, bei Erdarbeiten für die zwischenzeitlich erstellte Wohnanlage, wurden noch Mauerreste der Synagoge freigelegt, die im Boden bleiben und überbaut wurden.

Zwischenzeitlich vereinbarten der frühere Besitzer, Hartmut Kegel (mit Zustimmung des Bauträgers), und die aus fünf Personen bestehende „Christlich-jüdische Denkmalerhaltungsinitiative Mutterstadt“ (Artur Dellheim, Herbert Metzger, Konrad Heller, Dr. Ursula Wieland und Volker Schläfer) , eine Informationstafel an dem ehemaligen Synagogen-Standort anzubringen und die dafür anfallenden Kosten gemeinsam zu übernehmen. Der Sprecher der Aktion, Ortschronist Volker Schläfer, hat für die Tafel einen Text erstellt, auf dem neben einem Foto der Synagoge auch ein QR-Code vermerkt ist, mit dem über Internet weitere Informationen zu der Synagoge und dem früheren jüdischen Leben in Mutterstadt abgerufen werden können.

Am 27. Januar, dem Internationalen Gedenktag für die Opfer der NS-Zeit, wurde die Informationstafel nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei der kleinen Gedenkveranstaltung waren die Mitinitiatoren Hartmut Kegel, Herbert Metzger und Konrad Heller anwesend, dazu von der Gemeinde Bürgermeister, Beigeordnete, Fraktionsvorsitzende, Rats- und Ausschussmitglieder, Vertreter der prot. Kirchengemeinde und der Evang. Freikirche, Vorstandsmitglieder des Historischen Vereins, Lehrkräfte und Schüler*innen der IGS Mutterstadt.

Volker Schläfer informierte einleitend über die seit Ende der 1980-er Jahre laufende deutsch-jüdische Versöhnungskultur, die auch von der Gemeinde, den Kirchen und dem Historischen Verein unterstützt würde und erinnerte an die Geschehnisse mit dem Zitat „Die Synagoge brennt“ aus dem Zeitzeugenbericht von Ernest Löb, 1908 geboren und 1939 in die USA emigriert.

Für eine virtuelle Rekonstruktion der Synagoge fertigte der Mutterstadter Künstler Michael Kunz nach den Angaben von Werner Dellheim Bilder an vom Innern der Synagoge, insbesondere die Motive der Glasgemälde, die die Synagogenfenster schmückten; einige davon waren bei der Veranstaltung ausgestellt. Werner Dellheim, der 1939 mit einem Kindertransport aus Deutschland floh, besuchte vor Jahren mehrmals Mutterstadt.

Eberhard Dittus, Beauftragter der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz und Gründungsvorstand des Förderkreises KZ-Gedenkstätte Neustadt, lobte in seinem Grußwort die seit vielen Jahren in Mutterstadt stattfindende Erinnerungs- und Gedenkarbeit. Er erläuterte die unterschiedliche Nutzung von Synagogen und den anderen Kirchen und informierte, dass 1938 von insgesamt 93 pfälzischen Synagogen 51 zerstört worden seien.

„Die Synagoge brennt“, dies hörte an diesem Tag auch Irmgard Metzger, damals 11-jährige Schülerin. Sie erzählte jetzt als Zeitzeugin von den seinerzeitigen Ereignissen bei dem Synagogenbrand und von den Beschädigungen jüdischer Häuser und Wohnungen.

Hartmut Kegel erläuterte in seinem Grußwort die Verbindung jüdischer Mitbürger zu seiner Familie und sprach die Hoffnung aus, dass sich solch unermessliches Leid nicht mehr wiederholen dürfe. Deshalb habe er sich selbstverständlich an der Umsetzung dieses Projekts beteiligt.

Volker Schläfer erinnerte nochmals an den Zeitzeugenbericht von Ernest Löb, der mit dem Aufruf an die jüngere Generation „Vergesst nie die Ereignisse dieses Tages“ endet. Sein Abschlussfazit an diesem Gedenktag: „Wenn wir heute diese Zeit des Nationalsozialismus in den Blick genommen haben, stellt sich immer wieder auch die Frage; was waren die Ursachen, wie konnte es soweit kommen, warum wurden z.B. 1938 die Synagogenbrände von der Bevölkerung einfach so hingenommen, und dann natürlich die immer wieder aufkommende Frage: wie hätten wir uns damals verhalten?“

In seinem Schlusswort dankte Bürgermeister Hans-Dieter Schneider allen Beteiligten und den Initiatoren für ihr Engagement für eine christlich-jüdische Versöhnungsarbeit, die gerade aus aktuellen politischen Ereignissen und antisemitistischen Vorkommnissen wichtig und notwendig seien für die Zukunft.

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