FREIE WÄHLER begleiten Fachvortrag im Wolfspräventionsgebiet – Wefelscheid
fordert Bestandsmanagement von Umweltministerin Eder
HEIDENBURG/MAINZ. Rund vierhundert Menschen folgten am Abend des 13. Dezembers
der Einladung nach Heidenburg bei Thalfang, um dem Vortrag des Wolfsexperten Dr. Michael
Weiler in der voll besetzten Heidenburghalle beizuwohnen. In dem wegen mehrerer
Weidetierrisse und Wolfssichtungen frisch ausgewiesenen Wolfspräventionsgebiet ist die
Stimmung unter den anwesenden Weidetierhaltern merkbar angespannt. Viele sorgen sich um
das Wohl ihrer Tiere, viele halten Schafe und Pferde, die nicht für die Schlachtung bestimmt
sind und zu denen sie über Jahre ein geradezu familiäres Band aufgebaut haben.
Dr. Weiler referierte ausführlich über die biologischen Eigenschaften des Wolfes, seine
Verbreitungsgebiete, seine Fress-, Jagd- und Lernmethoden. Entscheidend sei es etwa wie beim
Menschen auch, was die Jungwölfe von ihren Elterntieren beigebracht bekommen. In der
sogenannten „Prägephase“ würde etwa erlernt, ob sie sich dem Menschen gegenüber scheu
verhalten oder nicht, auch ob und wie Zäune überwunden werden. „Der Wolf kann springen,
wenn er es gelernt hat, den vorgeschriebenen Mindestschutz von 90 Zentimetern überwindet er
mit Leichtigkeit“, zeigt Dr. Weiler an verschiedenen Foto- und Videoaufnahmen auch aus
Deutschland. Allein in Niedersachsen gab es laut den Zahlen der zuständigen Behörde bis
Anfang Mai dieses Jahr bereits 424 vom Wolf getötete Weidetiere, davon seien 51 Prozent
hinter wolfsabweisenden Zäunen getötet worden.
„So wirksam wie von Umweltministerin Katrin Eder immer dargestellt ist das Verbauen der
Landschaft mit Zäunen also nicht, von den horrenden Kosten und Problemen beim Zäunen
unwegsamen Geländes ganz abgesehen“, so Claas Osterloh, stellvertretender
Bundesvorsitzender der Jungen FREIEN WÄHLER. „Und wie Dr. Weiler uns mit etlichen
Bildern belegen konnte, leiden Kleintiere wie Igel, Hasen oder Vögel massiv an den
Hochspannungslitzen und verenden vielfach auf qualvolle Weise. Zudem wird der Lebensraum
vieler Wildtiere zerschnitten. Ein Wildwechsel, wie es bei gewöhnlichen Weidezäunen meist
möglich ist, wird so verhindert. Katrin Eder muss sich fragen: Ist das wirklich der Tierschutz
den Sie anstrebt?“
Auch zu der jüngst getätigten Aussage der Ministerin Eder, man müsse jetzt wieder lernen mit
dem Wolf zu leben, findet Dr. Weiler klare Worte: „Was soll denn heißen, „wieder mit dem
Wolf leben“? Früher wurde mit ihm gelebt, indem er konsequent bejagt und vom Menschen
durch Abschreckung ferngehalten wurde. Auch heute ist eine Koexistenz in anderen Ländern,
etwa in Osteuropa, möglich – Jedoch keine friedliche.“
Mit der massiven Ausbreitung des Wolfs, dessen Bestand in Deutschland jedes Jahr um mehr
als 30 Prozent wächst und schon jetzt schätzungsweise 2000 Exemplare weit übersteigt, komme
es zwangsläufig zu Annäherungen an den Menschen. Auch das Risiko von Tollwut nehme
stetig zu, nicht einkalkuliert sei zudem die Gefahr von Herdenausbrüchen. „Gerät eine
Rinderherde durch einen Wolfsangriff in Panik, hält kein Zaun mehr diese Tiere auf. Ich halte
es nur für eine Frage der Zeit, bis es bei einem solchen Fall zu Personenschäden kommt. Mir
ist ein Fall gut bekannt, wo eine wegen dem Wolf durchgegangene Herde Galloway-Rinder von
mehr als 30 Tieren etwa 300 Meter von der A3 entfernt eingefangen werden konnte. Die
Haftung liegt, auch ohne jedes Verschulden, beim Tierhalter.“
Stephan Wefelscheid, Landesvorsitzender der FREIEN WÄHLER und Parlamentarischer
Geschäftsführer der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion, stellt klare Forderungen an die
Landesregierung: „Wir haben schon oft und sehr deutlich vor dem was gerade passiert gewarnt.
Dass sich Umweltministerin Katrin Eder weiterhin der Realität verweigert und nicht mal den
Minimalkonsens der Umweltministerkonferenz umsetzen will, da ja angeblich kein Bedarf
bestehe, ist ein erneuter Schlag ins Gesicht aller Weidetierhalter. Wir brauchen ein
konsequentes Bestandsmanagement, allein schon damit die Wölfe wieder die Scheu vor dem
Menschen erlernen.“
Derartige Schutzjagden sind seitens der EU-Verordnungen ausdrücklich möglich, etliche EU-
Staaten regulieren bereits ihre Bestände. Der Wolf zählt seit 2007 nicht mehr zu den
gefährdeten Arten, die Population hat den günstigen Erhaltungszustand nach Definition der
IUCN bereits vor Jahren erreicht.
„Wir werden weiterhin an der Seite der Weidetierhalter stehen. Unsere Landtagsfraktion wird
voraussichtlich im Februar einen erneuten Wolfsgipfel veranstalten, um den Betroffenen eine
Stimme zu verleihen und den politischen Diskurs weiter zu öffnen“, kündigt Wefelscheid an.
Bild: Gerd Dumke (v.l.n.r.: Dr. Michael Weiler, Wolfsexperte und Pferdefacharzt; Silke Roth,
Organisatorin, Rissbegleiterin, Landesbeauftragte des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung e.V.;
Claas Osterloh, stv. Bundesvorsitzender Junge FREIE WÄHLER)
Quelle: FREIE WÄHLER Rheinland-Pfalz