Speyer / Metropolregion Rhein-Neckar.
Förderschullehrer werden von Speyerer Schulen ohne Ersatz abgezogen
“Wir sind schockiert, frustriert und demotiviert!” Mit diesen Worten wurde der Speyerer Landtagsabgeordnete Michael Wagner (CDU) in der Siedlungs-Realschule Plus von mehreren Lehrkräften empfangen. Wagner war dringend um ein Gespräch ersucht worden, da die Schule im Erlich, die Grundschule im Vogelgesang sowie die Siedlungs-Realschule Plus unmittelbar vor den Pfingstferien erfuhren, dass sie Förderschullehrer in den Norden von Rheinland-Pfalz abgeben müssen. Die Namen der Lehrer, die sich auf den Weg machen müssen, mussten unter Fristsetzung unmittelbar nach den Pfingstferien von der Schulleitung gemeldet werden. Die Versetzung sei nötig, da im Raum Mainz viele Förderschullehrer fehlten. Von dieser Aktion, so hört Wagner, seien an die 30 Förderschulen betroffen, da die Speyerer Förderschullehrer nach Frankenthal, die Frankenthaler Förderschullehrer dafür weiter Richtung Mainz versetzt würden.
“Wir fühlen uns total überfahren und nicht wertgeschätzt,” vernimmt Wagner die Klagen der Lehrer. Am Abend des 24. Mai habe Bildungsministerin Hubig noch davon gesprochen, dass man die Inklusion an den Schulen weiter ausbaue, mehr Qualität, mehr Teilhabe und mehr Planstellen wolle. “Und dann zieht man uns ohne Vorwarnung im gleichen Atemzug unmittelbar vor den Pfingstferien und mit kurzer Fristsetzung unmittelbar nach den Pfingstferien Lehrer ab.” Mit dem Abzug der Lehrer, Speyer ist wohl mit 3 Förderlehrer dabei, sei eine schulische, den Förderschwerpunkten entsprechende Vollversorgung nicht mehr gewährleistet, so die Lehrer im Gespräch mit dem Abgeordneten.
“Nicht dass wir den Grundsatz der schulischen Inklusion nicht mittragen wollen, denn gerade wir Lehrer stehen dafür. Schulische Inklusion ist aber nur dann möglich, wenn Lehrkräfte für Sonderpädagogik zusammen mit Regelgrundschullehrer in einer Klasse unterrichten,” so die Lehrer gleichlautend im Gespräch mit Wagner. “Unser Problem ist,” so hört Wagner, “dass die Rückkopplungsprozesse zur Basis einfach fehlen. Ähnlich wie im Kita-Bereich beim Kita-Zukunftsgesetz wird auf die Basis einfach nicht gehört.”
Wagner hatte auch Gelegenheit, mit 4 Schülern der Schülervertretung zu sprechen. Die Schüler zeigten sich sehr besorgt ob der bevorstehenden organisatorischen Veränderung und sie befürchten Nachteile. “Wer soll dann unsere Corona-Lücken schließen? Wer kümmert sich um die geflüchteten Kinder? Alle Kinder der nahe gelegenen Erstaufnahmeeinrichtung mit Förderbedarf gehen in die Siedlungs-Realschule Plus. Gerade bei Schülern mit Förderbedarf sei der persönliche Bezug zu den Lehrern wichtig. Und dieser werde jetzt gekappt.
Wagner versprach, mit einer Kleinen Anfrage die angeordnete organisatorische Veränderung zu hinterfragen. “Wie schon im Kita-Bereich stieß ich auf völlig verärgerte, zum Teil schockierte und frustrierte Bedienstete, die sich vor allem über den zwischenmenschlichen Umgang empören,” so Wagner. “Ich kann die Verärgerung sehr gut nachvollziehen. Es ist in der Tat schon heftig, wenn man am Abend von der Ministerin hört, dass Inklusion an den Schulen weiter ausgebaut wird, und man am nächsten Tag eine Email erhält, die gerade mit dem Abzug der Lehrkräfte das Gegenteil besagt. Auch ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, dass man von einer Schule, die in unmittelbarer Nähe zu einer Erstaufnahmeeinrichtung gelegen ist, Förderlehrkräfte abzieht. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die Kinder im Krieg und auf der Flucht machen, hinterlassen in ihrer Seele tiefe Verletzungen. Und gerade für junge Menschen ist es schwer, mit traumatischen Erlebnissen umzugehen. Um dieses Trauma zu bewältigen, gerade dafür braucht es gesondert ausgebildete Lehrer. Leidtragend sind wieder einmal unsere Kinder,” so Wagner abschließend.
QUelle Michael Wagner Landtagsabgeordneter
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