Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar(IHK Pfalz) -Der Ukraine-Krieg hat die zum Jahresbeginn in der Pfälzer Wirtschaft gehegten Erwartungen auf einen Aufschwung regelrecht in Luft aufgelöst. Der Konjunkturklimaindex stürzt um 20 Punkte ab auf 88 Punkte. Dabei erreicht der Index im Handel nur noch 71 Punkte, die Indizes von Industrie, Dienstleistung und Gastgewerbe erreichen aktuell Werte über 90. Bei einem Wert von 100 Punkten bewerten alle Unternehmen ihre geschäftliche Lage und ihre Geschäftsaussichten als befriedigend. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz. Die Gründe: Die Unternehmen sehen sich weiterhin Lieferengpässen und hohen Energie- und Rohstoffpreisen gegenüber, zudem wächst die Sorge vor einem gleichzeitig drohenden Importstopp russischer Energie. Die hohen Preise dämpfen außerdem die Konsumlaune beim Verbraucher.
Die aktuelle Geschäftslage wird von 53% der Unternehmen als befriedigend bezeichnet, von guten Geschäften berichten nur noch 27% (Jahresbeginn: 47% und 35%). Bei den Geschäftserwartungen gehen 48% von einer gleichbleibenden Entwicklung aus und lediglich 12% hoffen auf bessere Geschäfte. Zu den größten Risiken zählen weiterhin die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise (83%; Mehrfachantworten möglich) sowie aus aktuellem Anlassen die Auswirkungen des Ukraine-Krieges (72%). Danach folgen der Fachkräftemangel (60%) sowie die Corona-Pandemie mit 48%. Die meisten Unternehmen (43%) wollen an ihren Investitionsplänen festhalten, weniger investieren wollen 26%. Zwei Drittel wollen den Personalbestand halten, 16% planen eine Aufstockung und 18% eine Reduzierung.
Industrie
Die Geschäftslage in der Industrie wird überwiegend als zufriedenstellend (55%; Jahresbeginn: 50%) eingeschätzt, weniger als bisher nennen ihre Lage gut (29% gegenüber 36%). Bei den Geschäftserwartungen gehen nur noch 13% von besseren Geschäften aus, 40% dagegen von schlechteren (Jahresbeginn: 22% bzw. 15%). Die Exportaussichten haben sich deutlich eingetrübt: 38% rechnen mit weniger Exporten (Jahresbeginn: 16%). Auch die Investitionsbereitschaft sinkt: 25% wollen weniger ausgeben, 30% hingegen mehr (Jahresbeginn: 14% bzw. 36%). Zwei Drittel der Unternehmen wollen den aktuellen Personalstand halten und 21% denken über Neueinstellungen nach.
Handel
Im Handel sagen nur noch 20% der Unternehmen, ihre Lage sei gut und 33% nennen sie schlecht (Jahresanfang: 30% bzw. 23%). Dass sich die Geschäfte negativ entwickeln, davon gehen inzwischen 52% aus und nur 37% rechnen mit gleichbleibenden Geschäften (31% bzw. 55%). Die Investitionsneigung bleibt relativ zurückhaltend: 28% wollen mehr und 31% weniger investieren. Den Personalstand halten wollen 67% der Unternehmen, 23% denken über einen Personalabbau nach und lediglich 10% über Neueinstellungen.
Dienstleistungen
Bei den Dienstleistern hat sich die Stimmung eingetrübt. Als gut bezeichnen 30% die aktuelle Lage, als zufriedenstellend 54% (Jahresbeginn: 42% bzw. 44%). Von einer konstanten Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten gehen 60% aus und mit schlechteren Geschäften rechnen inzwischen 30%. Bei den Investitionen planen 35% mehr auszugeben und 21% kürzen ihr Budget. Über Neueinstellungen denken nur noch 15% nach und 65% wollen ihre Mitarbeiterzahl konstant halten (24% bzw. 59%).
Gastgewerbe
Die Gäste kehren zurück – so finden 41% der Hoteliers und Gastwirte ihre Geschäftslage zufriedenstellend, 23% nennen sie gut (Jahresanfang: 17% bzw. 10%). Bei den Geschäftserwartungen zeigen sich die Unternehmer ambivalent: Ein Drittel geht von schlechteren Geschäften aus, 29% rechnen mit besseren Geschäften. Bei den Investitionen bleiben die Unternehmer weiterhin reserviert: 48% reduzieren ihre Budgets, 31% wollen mehr Geld ausgeben. Von Personalabbau sprechen 30% der Betriebe und nur 11% wollen neue Mitarbeiter einstellen.
Der Konjunkturbericht der IHK Pfalz beruht auf der regelmäßigen Befragung von rund 1.400 Unternehmen, überwiegend Handelsregister-Firmen aus den Wirtschaftssektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen und Gastgewerbe. Sie repräsentieren rund 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pfalz. Die Ergebnisse sind nach Beschäftigtengrößenklassen gewichtet. Die Befragung wurde im Zeitraum 4. bis 29. April 2022 durchgeführt.
Die Konjunkturberichte der IHK Pfalz finden Sie im Internet unter www.ihk.de/pfalz, Nummer 417.