Mannheim / Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Laut den offiziellen Statistiken des Verkehrsministeriums besitzen 83 Prozent der Mannheimer Bürger und Bürgerinnen über 17 Jahren einen PKW-Führerschein (Stand 2017). Jedes Jahr kommen neue Personen dazu. Mit der Fahrerlaubnis geht oft der Schritt einher, sich ein eigenes Auto anzuschaffen – gerade in Deutschland hat der PKW unter den verschiedenen Mobilitätsmöglichkeiten eine besondere Bedeutung. Aber, warum ist uns unser Auto überhaupt so wichtig? Hat sich das Verhältnis zwischen dem Menschen und seinem Auto in den letzten Jahren geändert und wenn ja, in welche Richtung entwickelt es sich?
Die Zahlen sind eindeutig – des Deutschen liebste Anschaffung ist ein Auto
Man könnte meinen, irgendwann hätte doch jeder Deutsche einmal ein Auto und der Boom der Autoindustrie würde ein Ende finden. Aber dem ist nicht so. Allein im November 2019 gab es in Deutschland fast 300.000 Neuzulassungen von Pkws. Diese Zahlen liegen nach dem größten Abgasskandal und den größten Betrugsfällen in der Geschichte der deutschen Autoindustrie.
Das zeigt recht eindeutig, dass es in Deutschland zunächst relativ egal ist, was in der großen weiten Welt der Autohersteller passiert. Die Mobilität ist und bleibt eines der größten Güter der Deutschen. Nicht ganz ohne Grund. Denn es gibt vieles in Puncto Bequemlichkeit, was für die regelmäßige Benutzung des Autos spricht.
Da wäre der unleugbare Punkt, dass man mit dem Auto vergleichsweise schnell von A nach B kommt. Selbst wenn man auf längeren Strecken häufig im Stau steht, ist das Auto der Bahn und auch dem Flugzeug als Reisemittel in manchen Bereichen überlegen. So ist in vielen Fällen die Autofahrt günstiger oder, wenn es in den direkten Vergleich zwischen Pkw und öffentlichem Nahverkehr geht, zumindest abseits der Großstädte deutlich schneller und bequemer.
Der Fortschritt macht das Auto noch attraktiver
Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Punkten, die in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt haben, dass die Liebe zum Auto in Deutschland immer mehr zugenommen hat. So zeigt ein Blick in die Statistik, dass noch 1990 in Deutschland gerade einmal 30 Mio. Autos auf den Straßen der Republik herumfuhren. Heute, rund 30 Jahre später, sind es gut 47 Mio. Pkw, die in Deutschland laufend zugelassen sind. Das bedeutet, das sich die Zahl der Fahrzeuge auf mehr als 156 Prozent im Vergleich zu 1990 erhöht hat.
Interessanterweise hat sich die Einwohnerzahl in Deutschland im gleichen Zeitraum gerade mal um 4 Mio. Menschen von 79 Mio. Einwohnern in 1990 auf mittlerweile 83 Mio. Einwohner erhöht. Das heute viel mehr Menschen ein Auto fahren als noch vor dreißig Jahren hat verschiedene Hintergründe. Einer der Gründe ist mit Sicherheit auch der ständige technische Fortschritt.
So gibt es mittlerweile Softwarelösungen etwa von Google, die auf einem kleinen Handy neben der klassischen Suchmaschine auch ein Navigationsgerät bieten, das nicht nur vergleichsweise genau den aktuellen Standort anzeigen kann, sondern auch genau darlegen kann, wo gerade ein Stau ist und wie man Verkehrsbehinderungen am besten umfahren kann. Längst vorbei sind die Zeiten, da man mit der Straßenkarte auf den Knien in Richtung Süden in den Sommerurlaub aufgebrochen ist.
Das Resultat sind verstopfte Straßen, Probleme mit regelmäßig überschrittenen Grenzwerten in Sachen Feinstaub und volle Innenstädte.
Auch in Sachen Finanzen überwiegt die Liebe zum Auto
Ein Auto, vor allem ein Neuwagen, ist allerdings nicht zwangsläufig eine sinnvolle Geldanlage. Das war zwar schon immer so, in den letzten Jahren hat dieser Effekt aber aufgrund des ohnehin sehr vollen Gebrauchtwagenmarktes noch zugenommen. Allein im ersten Jahr nach der Erstzulassung verlieren die meisten Pkw oftmals über 50 Prozent ihres Neuwagenwartes. Für den ersten Wertverlust reicht es, in das Auto einzusteigen, es zu starten und vom Hof des Autohändlers zu fahren.
Unter diesem Gesichtspunkt ist die Anschaffung eines Neuwagens absolut unwirtschaftlich. Zumal die meisten Neuwagen nicht in bar bezahlt, sondern mit einem günstigen Autokredit finanziert werden. Dabei geht die Liebe zum Auto bei den meisten Deutschen noch ein gutes Stück weiter. So tun sich beispielsweise viele Autofahrer schwer, in Phasen finanzieller Notlagen ihr Auto zu verkaufen. Für viele gibt es zum gewohnten Komfort und der Flexibilität eines eigenen Wagens keine adäquate Alternative.
Doch es ist nicht nur die Mobilität, die Menschen an ihre Autos bindet und sie daran hindert, das im Fahrzeug gebundene Kapital umzusetzen. Forscher haben festgestellt, dass zahlreiche Auto Besitzer tatsächlich so etwas wie Liebe zu ihrem Pkw empfinden. Das ist kein gänzlich neuer Ansatz, zumal wir Menschen nicht nur in der Lage sind, andere Menschen zu lieben. Auch Liebe zu einer Maschine, einem Tier oder einem Gegenstand ist möglich – spielen sich hier doch die gleichen Reaktionen im Gehirn ab wie im Fall der Liebe zu einem Menschen.
Das Auto als Notgroschen – viele tun sich mit einer Verwertung schwer
Kommt ein Autobesitzer in eine schier ausweglose finanzielle Lage, hat er natürlich die Möglichkeit, sein Auto zu verkaufen und das Geld entsprechend einzusetzen. Das tun nur die wenigsten, denn zum einen würde in diesem Fall natürlich die persönliche Mobilität wegfallen. Zum anderen würde im Leben ohne ein eigenes Auto einfach eine ganze Menge fehlen.
Das fällt natürlich auch Banken und Kreditinstituten auf. In Zeiten niedriger Zinsen müssen Finanzdienstleister möglichst viele Kredite vergeben, um überhaupt noch gutes Geld zu verdienen. Das hat in der Vergangenheit immer wieder zu neuen und innovativen Finanzprodukten und -angeboten geführt. Eine solche hat sich als besonders interessant erwiesen.
Wer dringend Geld braucht, aber sein Auto nicht verkaufen möchte, kann es heute bei einigen Banken verpfänden oder beleihen lassen. Voraussetzung dafür ist, dass der Fahrzeugschein an die Bank übergeben wird. Im Gegenzug erhält der Kunde ein Darlehen in der Höhe des aktuellen Autowertes.
Diese Vorteile bringt die Autoverpfändung mit sich
Hinter dem speziellen Konzept steckt keine neue Methode – allerdings ist das Verpfänden des Autos aktuell auf dem Vormarsch. Gerade als kurzfristige Lösung, um finanzielle Engpässe bestreiten zu können, ist dies eine passende Möglichkeit für viele Menschen.
Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass bei dieser Vorgehensweise, man nicht mehr alleiniger Besitzer des Autos ist. Ein Verkauf des Fahrzeuges bevor das Darlehen inklusive Verpfändung zurückgeführt wurde, ist damit in der Regel nicht möglich, es sei denn der Restkredit wird im Fall eines Verkaufs des Fahrzeuges komplett zurückgeführt.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich Menschen gerade in Notsituationen durchaus auch von ihrem Fahrzeug trennen können. Durch den relativ hohen Wert lässt sich ein PKW sinnvoll als Pfand einsetzen.
Mobilität in jüngeren Generationen
Während Autos für viele nach wie vor auch als Statussymbol gelten und zu den wichtigsten Anschaffungen für den Alltag zählen, zeichnet sich bei jüngeren Generationen allerdings ein gewisser Wandel ab. Vor allem in den Altersstufen zwischen 20 bis 29 und zwischen 30 und 39 Jahren hat sich die Nutzung von Mobilitätsangeboten deutlich vom Auto in Richtung anderer Möglichkeiten verschoben, so die Untersuchungen des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Statt dem Auto gewinnt das Fahrrad oder auch der Öffentliche Personennahverkehr an Bedeutung. Unterschiede gibt es allerdings je nach Wohnort. Wo im ländlichen Raum entsprechende Alternativen fehlen, fällt der Wandel weniger deutlich aus.
Dennoch sind Städte und Gemeinden in der Pflicht, sich nicht zuletzt im Rahmen der Klimadebatte um Mobilitätsangebote zu kümmern und die Verkehrsinfrastruktur an aktuelle und künftige Bedürfnisse anzupassen. Auch in Mannheim gibt es dazu langfristige Verkehrsentwicklungspläne, die zu dieser Herausforderung schrittweise Veränderungen in die Wege leiten soll.
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