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Mannheim – Gespräche über Todeswünsche gehören zu Suizidprävention Symposium des Fördervereins St. Vincent Hospiz mit 200 Teilnehmenden


Aufbau von Beziehungen, Gesprächsangebote, eine Sorgekultur in der Gesellschaft
und respektvolle Kommunikation über Todeswünsche – das sind entscheidende
Elemente von Suizidprävention. Das wurde beim Herbstsymposium des Fördervereins
St. Vincent Hospiz deutlich, das am 11. November mit 200 Teilnehmenden im voll
besetzten Saal des Mannheimer Theresienkrankenhauses stattfand.
Das Thema des Symposiums „Suizidprävention – eine Aufgabe von Hospizbegleitung
Palliativmedizin?“ wurde vor dem Hintergrund der gesetzlichen Neuregelung des
assistierten Suizids gewählt. Während zwei Gesetzesentwürfe im Juli 2023 im
Bundestag keine Mehrheit fanden, wurde ein Antrag für ein Gesetz zur
Suizidprävention mehrheitlich angenommen.
Dass der Hinweis auf die Autonomie des Einzelnen beim Thema Suizid nicht ausreicht,
machte der Medizinethiker Prof. Dr. Giovanni Maio deutlich. Wenn jemand sein Leben
beenden wolle, seien häufig Einsamkeit, das Fehlen von Beziehungen, die Angst,
anderen zur Last zu fallen und ein Gefühl des Ausgeliefertseins die Gründe. Aber das
habe auch etwas mit der Gesellschaft zu tun. Er kritisierte ein gesellschaftliches Klima,
dass dazu führe, dass Menschen sich wertlos fühlen, wenn sie pflegebedürftig und auf
andere angewiesen sind.
Eine Antwort darauf sieht Giovanni Maio in Gesprächen und im Zuhören, ohne zu
bewerten. „Es ist Aufgabe der Gesellschaft, dass Angebote zum Sprechen gemacht
werden. Wir müssen alles tun, um die Einsamkeit zu beenden, und nicht, das Leben
zu beenden.“ Der Respekt vor Autonomie dürfe nicht zu Gleichgültigkeit und der
Entpflichtung der Gesellschaft führen, etwas zu ändern.
Für eine offene Kommunikation über Todeswünsche plädierte auch Dr. Kerstin
Kremeike, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik
Köln. „Suizidale Gedanken entstehen nicht und werden nicht verstärkt, wenn man
darüber spricht. Wenn Gespräche über Todeswünsche mit einer offenen und
respektvollen Grundhaltung geführt werden, wirken sie suizidpräventiv.“

Wie Todeswünsche geäußert werden, ist sehr unterschiedlich, zeigte sie: Aussagen
können von „Ich will nicht mehr“ über „Wie kann ich ein Ende machen?“ bis zu „Können
Sie mir nicht ‘ne Spritze geben?“ reichen. Um Mitarbeitenden in der Palliativversorgung
mehr Sicherheit im Umgang damit zu geben, hat Kerstin Kremeike ein
Schulungskonzept und einen Gesprächsleitfaden entwickelt. Die Nachfrage nach
entsprechenden Schulungen sei gestiegen.
Gute Orte der Suizidprävention sind Hospiz-Einrichtungen und -Dienste – das zeigten
Tageshospizleiterin Petra Waßmer und Hospizleiterin Melanie Ratz vom
Caritasverband Mannheim in ihrem Vortrag. Die Dienste bieten eine Begleitung für
Betroffene und ihre Angehörigen, einen Raum, um über Ängste und Wünsche zu
sprechen, eine individuelle Gestaltung der letzten Lebensphase und nicht zuletzt eine
palliative Versorgung, die Schmerzen und andere belastende Symptome minimiert.
„Es ist wichtig, frühzeitig eine Begleitung in Anspruch zu nehmen, denn desto mehr
Entlastung kann sie bieten“, sagte Petra Waßmer.
Im Anschluss an die Vorträge moderierte Karsten Kammholz, Chefredakteur des
Mannheimer Morgen, eine Podiumsdiskussion mit den Referentinnen und Referenten
sowie dem Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Lars Castellucci, von dem einer der
beiden abgelehnten Gesetzesentwürfe zum assistierten Suizid stammt. Er gehört zu
einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem geplanten Suizidpräventionsgesetz beschäftigt.
Die Runde hatte Gelegenheit, ihm inhaltliche Wünsche dafür mitzugeben, darunter
waren die Verankerung des Themas in der Ausbildung bzw. im Studium von relevanten
Berufsgruppen und einen niedrigschwelligen Zugang zu psychosozialer Beratung. Das
Gesetz biete ein Fenster der Möglichkeit, um über Themen wie flächendeckende
Hospizversorgung zu sprechen, so der Abgeordnete. Sein Zukunftstraum:
„Deutschland soll ein Land sein, in dem wir gerne alt werden.“ (juk)
Fotos:
 Podiumsdiskussion mit Prof. Lars Castellucci (v.r.), Dr. Kerstin Kremeike, Prof. Giovanni Maio,
Melanie Ratz und Petra Waßmer, moderiert von Karsten Kammholz.
 Prof. Giovanni Maio (v.l.), Dr. Kerstin Kremeike und Prof. Lars Castellucci
Fotos: Koch

Quelle: Caritasverband Mannheim e.V.

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