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Mannheim – IHK-Präsident Manfred Schnabel fordert Lösung struktureller Probleme „Wirtschaftspolitische Agenda 2030“

Mannheim/ Metropolregion Rhein-Neckar – „Wir brauchen dringend eine ,Wirtschaftspolitische Agenda 2030‘. In den vergangenen Jahren hat Deutschland schleichend und seit dem russischen Überfall auf die Ukraine beschleunigt einen deutlichen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit erfahren müssen. Wir müssen an die strukturellen Probleme ran“, sagt Manfred Schnabel. Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar verweist in diesem Zusammenhang auf internationale Standortrankings wie das des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim oder des „International Institute for Management Development“ (IMD) in Lausanne. In beiden Rankings ist Deutschland seit 2014 kontinuierlich abgestiegen und in der vergangenen Periode regelrecht abgestürzt. „Täglich werden in den Unternehmen Investitionsentscheidungen getroffen, die unter den aktuellen Bedingungen gegen den Standort ausfallen. Die großen Unternehmen verlagern, die mittleren verkaufen und die kleinen schließen“, bringt der IHK-Präsident die Lage auf den Punkt. Ein prominentes Beispiel für diesen Prozess ist die Verlagerung einer Ammoniaklinie der BASF von Ludwigshafen in die USA. „Das ist extrem bedenklich, da solche energieintensiven Prozesse häufig am Anfang der industriellen Wertschöpfungskette stehen. Wandern sie ab, droht perspektivisch auch der Verlust von Wertschöpfung bei deren Kunden“, erklärt Schnabel. Summierten sich solch Entscheidungen, überschreite der Standort einen Kipppunkt mit irreversiblen Schäden.

Als Beispiele für verschlechterte Standortbedingungen führt Schnabel den im internationalen Steuervergleich letzten Platz bei Unternehmenssteuern an, die hohen Arbeitskosten, steigende Sozialversicherungsbeiträge und sehr hohe Energiepreise. Auch der Saldo der ausländischen Direktinvestitionen (Zuflüsse minus Abflüsse) zeigt die mangelnde Attraktivität des Standorts. Dieser ist seit 2013, mit einer Ausnahme 2020, durchgängig negativ.

Die Politik müsse daher mit der geforderten „Wirtschaftspolitischen Agenda 2030“ an erster Stelle die Komplexität von Wirtschaft verstehen und berücksichtigen. „Wirtschaft funktioniert wie ein Ökosystem. Alles hängt mit allem zusammen und ist so gesehen systemrelevant. Das Problem sind daher politische Eingriffe, die diese Zusammenhänge und Wechselwirkungen nicht berücksichtigen und so massiv und dauerhaft Schaden anrichten“, kritisiert Schnabel.

Die Regulatorik müsse zum einen dieser Komplexität gerecht werden, zum anderen solle sie sich auf die Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns fokussieren. „Eingriffe in die Entscheidungen der Unternehmen indes sind von der Politik zu vermeiden“, so Schnabel. In der Klimaschutzpolitik habe die EU mit einer klaren zeitlichen Zielvorgabe und dem CO2-Zertifikatehandel in diesem Sinne den richtigen Weg beschritten, da der Ausstoß von Kohlendioxid so einen steigenden, aber planbaren Preis erhalten habe. „Im Gegensatz dazu stehen die vielen unterschiedlichen Klimaschutzziele anderer politischer Ebenen einschließlich einzelner Kommunen sowie Maßnahmen, die der EU-Regulatorik zuwiderlaufen bzw. die keine oder kaum Effekte fürs Klima bringen“, so der IHK-Präsident.

Insgesamt müsse gelten, dass die Regulatorik sachgerecht, schlank, konsistent sowie zwischen den föderalen Ebenen in Deutschland und international abgestimmt sein müsse. Schlechtes Beispiel sei das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das schon bald durch das EU-Lieferkettengesetz obsolet werde. „Davon betroffene Unternehmen und ihre Zulieferer und Dienstleister müssen dann neu anfangen, die Einhaltung entsprechend Gesetzestext zu dokumentieren. Eine völlig überflüssige Doppelarbeit“, kritisiert Schnabel. Hinzu komme neben dem Aspekt der mangelhaften Regulatorik auch der Aspekt der Quantität. „Regulatorik ist mittlerweile überbordend. Unternehmen sehen sich mit vielen neuen gesetzlichen Anforderungen und Dokumentationspflichten einem Generealverdacht ausgesetzt, der unangemessen ist und unglaublich große Ressourcen in den Unternehmen frisst“, sagt der IHK-Präsident.

Dabei sei es nicht so, dass der Staat nichts zu tun habe, im Gegenteil. „In der Infrastruktur, in der Bildung und am Arbeitsmarkt liegt sehr vieles im Argen, das die Politik aber nicht anpackt“, so Schnabel. In diesem Zusammenhang verweist er auf die im EU-Vergleich unterdurchschnittlichen Ausgaben in Infrastruktur und Bildung. Gleichzeitig belaste der Staat Arbeitseinkommen im internationalen Vergleich mit sehr hohen Steuern und Abgaben. „Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr“, resümiert Schnabel. Ein besonderes Ärgernis sei der Anstieg bei den Sozialversicherungsabgaben. „Es war jahrelang Konsens, die 40-Prozent-Marke nicht zur reißen. Diesen Konsens brauchen wir wieder“, sagt der IHK-Präsident. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse der Politik zudem mehr einfallen als Zuwanderung. „Deutschland hat im OECD-Vergleich die geringste durchschnittliche Jahresarbeitszeit. Mehr Minijobber müssen in Teilzeit, mehr Teilzeitkräfte vollzeitnah arbeiten“, fordert Schnabel. Dazu müsse der Staat die Vereinbarkeit Familie und Beruf verbessern und das Steuer- und Abgabensystem reformieren. Weiteres Potenzial erkennt der IHK-Präsident bei Frauen und bei Personen mit Migrationshintergrund. In beiden Gruppen ist die Erwerbsbeteiligung nur unterdurchschnittlich. „Wir brauchen zudem eine Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit. Hierzu bedarf es Änderungen im Arbeits- und Sozialrecht.“

„Deutschland war laut Economist Ende der 1990er Jahre der kranke Mann Europas. Durch mutige Reformen und die Tatkraft der Unternehmen hat dieses Land Wettbewerbsfähigkeit wiedergewonnen und einen langen Aufschwung erlebt, der uns resilient für die Krisen in den 2000er Jahren gemacht hat. Solchen einen Aufbruch brauchen wir jetzt wieder. Dringend“, mahnt Schnabel.

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