Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Nach enger Rücksprache mit dem Gesundheitsamt der Stadt Mannheim wird auch die 25. Mannheimer Vesperkirche in abgewandelter Form in der Citykirche Konkordien stattfinden. Man müsse auf die Not und die steigende Armut durch Corona reagieren, so das Leitungsteam aus Evangelischer Kirche Mannheim und Diakonischem Werk. „Diese Brücke darf nicht abreißen“, betont Dekan Ralph Hartmann beim Pressegespräch im Turmsaal der Citykirche, auf die Frage, ob es verantwortlich sei, aufgrund steigender Infektionszahlen, das Angebot bereit zu halten. „Es wäre un-verantwortlich die Vesperkirche ausfallen zu lassen.“
Predigtreihe „Aufsehen“
Auch wenn die Umsetzung eine Herausforderung sein wird, ist allen Beteiligten klar, die Vesperkirche muss stattfinden. Die Inflationsrate, die sich derzeit auf einem Rekordniveau halte, wie seit dreißig Jahre nicht, sieht auch Dekan Ralph Hartmann als beängstigend und alarmierend an. „Wir können die Menschen nicht in ihren kalten Wohnungen allein lassen“, betont er, jetzt wo wieder die ein oder anderen Einrichtungen bestimmte Angebote coronabedingt absagt, sei es Auftrag der Kirche für die Menschen die Tür zu öffnen. Die Vesperkirche habe neben der geistlichen Dimension eine politische Botschaft. „Deshalb lautet das diesjährige Motto unserer Predigtreihe auch „Aufsehen“ in der Intention das Augenmerk auf die zu setzen, die die Pandemie noch ärmer gemacht hat.“ Auch Diakonie-Direktor Michael Graf pflichtet ihm bei, der aus der Praxis vieler Sozialarbeiter berichtet. „Die Pandemie hat die soziale Schieflage von Familien drastisch verschlimmert, hier herrscht echte Not, gerade die mit kleinem Einkommen sind durch die Pandemie und die steigenden Lebensmittelpreise am meisten benachteiligt.“ Glücklicherweise konnte man jüngst einer Familie helfen und über den Corona-Hilfe Fonds der Diakonie Baden die Stromkosten bezahlen. Die sechsköpfige Familie beziehe coronabedingt zurzeit nur ein sehr geringes Einkommen. Ein Kind sei zudem mehrfach schwerbehindert. Der Hilfebedarf sei besonders hoch. „Darauf müssen wir reagieren, statistisch gesehen werden auch diese in dreißig arm sein. Das ist skandalös.“ Lebensmittel und Kleidung erhält die Familie über den DiakoniePunkt Konkordien, der „kleinen Schwester“ der Vesperkirche.
Warmes Mittagessen vor Ort, „to go“-Angebot
In der CityKirche Konkordien wird es weiterhin die Möglichkeit geben, dass Gäste vor Ort ihr warmes Mittagessen einnehmen können. Allerdings werde es wie beim letzten Mal weniger Sitzplätze geben als ursprünglich vorgesehen. „So können jeweils maximal 60 Menschen im Kirchenraum Platz nehmen.“, sagt Pfarrerin Anne Ressel. Geplant sind zwei Schichten, in denen warmes Essen ausgegeben wird, vielleicht müssen es aufgrund der angespannten Situationen auch mehrere Schichten werden. Zuvor sollen sich die Gäste in einem Wärmezelt registrieren und testen lassen. Das Zelt direkt neben der Kirche bietet außerdem die Möglichkeit, auf den Einlass in die Kirche zu warten. Ehrenamtliche werden nur unter Auflage der 2-G-Regel im Einsatz sein können. Welchen Nachweis die Gäste erbringen müssen, weiß man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Man geht davon aus, dass die 2-G+ Regel auch hier greifen wird.
„Vielen Menschen sind gerade durch Corona in den Niedriglohnsektor gerutscht oder arbeitslos geworden. Diese Menschen in Zeiten wie diesen sozial zu isolieren, wäre unverantwortlich. Die Krise trifft die Armen und Kranken in unserer Gesellschaft am härtesten.“ betont Anne Ressel.
Kirche wird Konzertsaal: Benefizkonzerte der Vesperkirche
Premiere hat in der Reihe der traditionellen Benefizkonzerte in diesem Jahr das SAP-Sinfonieorchester präsentiert von der Heinrich-Vetter-Stiftung. Es wird am 21. Januar 2022 19 Uhr in der Christuskirche Werke von Giacomo Meyerbeer, Johann Strauß, Franz Schubert, Gioacchino Rossini spielen. Am 30. Januar (17 Uhr) machen sich Künstler und Musiker mit einem Benefizkonzert unter dem Titel „Friends for Vesperkirche“ für die Beteiligten stark. Am gleichen Tag wird außerdem das Kurpfälzische Kammerorchester um 19 Uhr in der Christuskirche u.a. Werke von Franz Xaver Richter, Asger Hamerik und Félicien David spielen. Die 25. Mannheimer Vesperkirche wird am 9. Januar mit einem feierlichen Gottesdienst mit Oberbürgermeister Peter Kurz und Dekan Ralph Hartmann eröffnet. Die Predigtreihe „Aufsehen“ wird traditionell an jedem darauffolgenden Sonntag mit namhaften Rednern die Vesperkirche begleiten. Die Vesperkirche endet am 6. Februar. Die durch Spenden finanzierte Vesperkirche wird getragen von der Evangelischen Kirche in Mannheim und ihrem Diakonischen Werk. Infos: www.vesperkirche-mannheim.de, Foto: Alexander Kästel. (JeLa)