Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – An Anwendungsszenarien mangelt es der Rhein-Neckar-Region nicht, wenn es um den 4G-, 5G- oder 6G-Standard geht. Allerdings lässt der flächendeckende Ausbau vielerorts noch auf sich warten und somit werden die Fragen lauter, wann das 5G-Netz oder seine Nachfolger kommen und welche Einsatzfelder in Zukunft denkbar sein werden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat sich hierbei mit einer interessanten Idee zu Wort gemeldet: Dank 5G sollen schon bald Menschenleben gerettet werden.
Eine Pressemitteilung des Verbands Region Rhein-Neckar – Metropolregion Rhein-Neckar GmbH zum Ende des Jahres 2019 hat darüber informiert, dass schon in absehbarer Zeit medizintechnische Geräte im Bereich der Notfall- und Rettungsmedizin zum Einsatz kommen könnten, um am Bedarfsort (schneller) einsatzfähig zu sein. Ziel ist, Diagnosen zukünftig in direkter Zusammenarbeit mit Experten in den Kliniken zu stellen, wobei mobile Anwendungen über den 5G-Standard eingesetzt werden könnten. Eine Idee, mit welcher der Verband in Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Mannheim, der BASF SE, dem Institut für Enterprise Systems der Universität Mannheim sowie Siemens Healthineers den 5G-Innovationswettbewerb des Bundes gewonnen hat. Deren Umsetzung in Form eines tragfähigen Konzeptes wird nun mit 100.000 Euro gefördert; und das, obwohl der 5G-Standard bislang auf sich warten lässt.
Status Quo des Mobilfunkausbaus
Wenn es um den Mobilfunk geht, herrscht derzeit somit eine große Diskrepanz zwischen theoretischen Szenarien und praktischen Möglichkeiten. Eine Problematik, mit welcher sich längst nicht nur die Rhein-Neckar-Region konfrontiert sieht. Stattdessen lässt sich bundesweit feststellen, dass die Netzabdeckung vor allem in ländlichen Regionen noch nicht vollständig ausgebaut wurde – mit individuellen Unterschieden je nach Anbieter. Die Sprache ist hierbei aber vom LTE-Standard, welcher als Vorgänger der fünften Generation (5G) gilt. Deren Ausbau steht selbst in städtischen Gebieten noch in den Startlöchern, obwohl bereits mit Nachdruck am 6G-Standard geforscht wird. In Zahlen präsentiert sich die Rhein-Neckar-Region diesbezüglich zwiegespalten. So ist beispielsweise Ludwigshafen gut angeschlossen, wenn es um schnelles Internet oder die Netzabdeckung mit LTE geht. Demgegenüber gilt das Mobilfunknetz in der Region Rhein-Neckar-Odenwald als förderfähig, sprich das Mobilfunknetz ist äußerst lückenhaft. Das gilt nicht nur hinsichtlich der neuesten Standards, sondern es gibt nach wie vor zahlreiche Stellen, an denen überhaupt kein Netzempfang besteht. Gerne wird die Region daher auch als „Badisch-Sibirien“ betitelt. Es ist also noch ein weiter Weg, bis das LTE- oder sogar 5G-Netz vollständig in der Rhein-Neckar-Region angekommen ist.
Ein kurzer Rückblick in die Geschichte
Bevor sich allerdings ein Ausblick in die Zukunft lohnt, ist erst einmal wichtig, etwas Klarheit in das Chaos der Begriffe zu bringen. Denn die Mobilfunktechnik ist komplex und viele Nutzer haben diese Bezeichnungen zwar schon gehört oder auf ihrem Handy gesehen, doch nur wenige wissen, was sich tatsächlich dahinter verbirgt. Das „G“ steht für „Generation“, wobei die einzelnen Mobilfunkstandards in einem simplen System durchnummeriert werden. Begonnen hat daher im Sinne der Logik alles mit 1G. Heutzutage kennt aber kaum noch jemand diesen Standard, zumal er bereits im Jahr 1958 eingeführt wurde. Schon damals ermöglichte er eine mobile Kommunikation, welche jedoch noch mittels analoger Sprachübertragung funktionierte. Unterschieden wurde hierbei zwischen dem A-Netz und den Nachfolgern, dem B-Netz aus dem Jahr 1972 sowie dem C-Netz von 1986. Der Mobilfunkstandard der zweiten Generation kam schließlich im Jahr 1992 und stellte die erste Form der digitalen Sprachübertragung statt. Er wurde jedoch noch nicht als 2G-, sondern als D-Netz bezeichnet. Zudem wurde er zum Startschuss für eine Diversifizierung auf dem Anbietermarkt. Es folgten zwei Zwischenstationen der digitalen Datenübertragung, und zwar 2.5G (GPRS) im Jahr 2001 sowie 2.75G (EDGE) im Jahr 2006. Namen, welche vielen Deutschen noch geläufig sind.
Der moderne Mobilfunk seit 3G
Bis heute bekannt ist auch der 3G-Mobilfunkstandard, denn er wird nach wie vor viel genutzt – vor allem dort, wo neuere Technologien noch auf sich warten lassen. Er war der erste Standard, welcher ein gleichzeitiges Empfangen und Senden von Daten zuließ und wurde im Jahr 2004 eingeführt, also noch vor dem EDGE-Standard. Auch das 3G-Netz wurde anschließend stetig ausgebaut beziehungsweise erweitert und somit im Jahr 2006 zu 3.5G (HSPA), bevor im Jahr 2010 schließlich die vierte Generation kam. Der 4G-Standard wird seither auch als LTE bezeichnet und nutzt die UMTS-Infrastruktur. Allerdings hat sich seitdem wenig getan, denn trotz einer höheren Geschwindigkeit mit dem 4.5G-Standard, gab es in den vergangenen Jahren kaum eine Weiterentwicklung. Zwar schreitet die Forschung voran und die fünfte Generation soll bereits im Jahr 2020 kommen – doch wie bereits erwähnt, ist selbst die LTE-Netzabdeckung noch lückenhaft. Woran liegt das?
Probleme beim Netzausbau
Schuld am zögerlichen Mobilfunkausbau in der Rhein-Necker-Region sowie in weiteren Gebieten von Deutschland sind einige Probleme, welche sich im Zuge der Transformation eingeschlichen haben. Bundesweit sind es demnach rund 1.200 Ausbauvorhaben, welche sich derzeit verzögern und deren Zukunft infrage zu stehen scheint. Besonders behördliche Verfahren sowie die Standortsuche sind dafür die Ursache. Denn vor Ort kommt es immer wieder zu Protesten aus Furcht vor gesundheitlichen Gefahren durch das Mobilfunknetz und dessen Sendemasten. Zudem fehlt es an Grundstücken für deren Installation oder an geeigneten Gebäuden beziehungsweise entsprechenden Baugenehmigungen. Vor allem in unstetem Gelände, wie es eben in „Badisch-Sibirien“ vorzufinden ist, mangelt es somit schlichtweg an Möglichkeiten, um eine flächendeckende Infrastruktur zu schaffen. Zudem haben die Mobilfunkanbieter zu wenig Optionen, wenn es um die Suche nach verfügbaren Grundstücken geht, denn bislang funktioniert die direkte Kooperation mit den Behörden eher zaghaft. Eine Problematik, welche sich mit Einführung des 5G-Standards sogar noch verschärfen könnte, denn hierfür sind umso mehr Sendemasten notwendig. Es ist daher zu erwarten, dass sich sowohl der LTE- als auch der 5G-Ausbau weiterhin verzögern werden – und auch neue Generationen auf sich warten lassen.
Wann bringt die Zukunft?
An dieser Stelle ist ohnehin interessant, wie die Zukunft der Mobilfunknetze aussehen könnte. Einerseits ist natürlich eine weitere Beschleunigung der Datenübertragung zu erwarten. Andererseits wird an neuen Innovationen geforscht, beispielsweise der Nutzung neuer Frequenzen oder sogenannte drahtloser Übergänge. Eines Tages soll das Mobilfunknetz sogar das Glasfasernetz überflüssig machen. Bei der fünften Generation wird das mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht der Fall sein, doch an 6G wird bereits geforscht und damit sind solche Szenarien auch in der Rhein-Necker-Region nur noch eine Frage der Zeit. Ideen, wie jene für den medizintechnischen Einsatz von intelligenten Geräten, sind dadurch als realistisch zu bewerten.
Mögliche Lösungen in der Rhein-Neckar-Region
Allerdings ist der LTE-Ausbau eine notwendige Grundlage, um überhaupt auf 5G oder eines Tages auf 6G umstellen zu können. Daher sieht die Rhein-Neckar-Region nicht untätig zu, sondern es gibt bereits konkrete Ideen, wie der Ausbau des Mobilfunknetzes schneller sowie flächendeckender gelingen könnte. Dazu gehört die Digitalisierung von Verfahren, die Mitnutzung kommunaler Infrastrukturen, die Installation von Kleinzellenstandorten sowie ein direkter Dialog mit der Bevölkerung vor Ort – um nur einige Beispiele aus einer langen Liste aufzuführen.a. Ob und wann diese Maßnahmen mit Nachdruck umgesetzt werden, lässt sich im Moment aber nur abwarten. Der Sieg im 5G-Innovationswettbewerb des Bundes könnte diesbezüglich einen Meilenstein darstellen. Denn dadurch ist nicht nur das Budget für neuartige Konzepte rund um die Mobilfunktechnologie und den Netzausbau gestiegen, sondern auch die Aufmerksamkeit für das Thema. Die Öffentlichkeit richtet also zunehmend den Blick auf den LTE-Ausbau und Ideen, wie der 5G-Standard sowie dessen Nachfolger eines Tages genutzt werden könnten. Dadurch steigt die Akzeptanz in der Bevölkerung, wenn es um die Installation neuer Sendemasten geht. Denn schlussendlich bringt das Mobilfunknetz auch zahlreiche Vorteile mit sich, von denen alle gleichermaßen profitieren – sowohl im beruflichen Sinne, zum Beispiel durch die Arbeit im Homeoffice, als auch privat. Vielleicht hilft das Mobilfunknetz nämlich eines Tages tatsächlich dabei, in der Rhein-Neckar-Region Leben zu retten.
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