Heidelberg/Metropolregion Rhein-Neckar. Die Entwicklung neuer Strategien zur Verarbeitung und Analyse lebenswissenschaftlicher Daten, die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Bildgebung, die Suche nach neuen Wirkstoffen für Medikamente: Diese Aufgaben wollen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Zukunft gemeinsam angehen. Die beiden Forschungseinrichtungen, die in ihren Fachgebieten zur internationalen Spitze zählen, haben nun eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, um ihre Zusammenarbeit zu intensivieren. Die Forschungsspektren der beiden in Heidelberg ansässigen Institutionen greifen eng ineinander: Das EMBL deckt auf höchstem wissenschaftlichen Niveau weite Bereiche der Molekularbiologie ab und erforscht viele grundlegende Prozesse des Lebens. Die Expertise der international renommierten DKFZ-Forscherinnen und Forscher erstreckt sich von der stark molekularbiologisch geprägten Krebs-Grundlagenforschung über alle Schritte der Translation bis hin zu frühen klinischen Studien. “Unsere Forschungsinteressen stimmen in so vielen Bereichen überein und genau deshalb wollen wir in Zukunft unsere wissenschaftlichen Stärken bündeln”, sagt Edith Heard, Generaldirektorin des EMBL. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, ergänzt: “Wir wollen den Austausch von Forschungsdaten erleichtern, Technologieplattformen gemeinsam nutzen und talentierten Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit bieten, an beiden Häusern zu forschen.”
Auf einigen Gebieten arbeiten EMBL und DKFZ bereits seit längerem erfolgreich zusammen, etwa in der Chemischen Biologie zur Entwicklung neuer Wirkstoffe oder bei der Auswertung von Daten der Tumorgenom-Sequenzierung. Diese Kooperation soll nun erheblich ausgeweitet und intensiviert werden. Weitere gemeinsame Forschungsinteressen bestehen insbesondere im Bereich Entwicklung neuer KI-Anwendungen für Medizin und Lebenswissenschaften. Auch die Weiterentwicklung innovativer Techniken der wissenschaftlichen Bildgebung sowie molekulare Einzelzell-Analysen, die die Evolution von Krebstumoren darstellen können, sollen in Zukunft gemeinsam vorangebracht werden. Das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) ist Europas führendes Forschungsinstitut in den Lebenswissenschaften. Gegründet 1974 als zwischenstaatliche Einrichtung wird es von 27 Mitgliedsstaaten, 2 angehenden Mitgliedsstaaten und 2 assoziierten Mitgliedsstaaten unterstützt. In molekularbiologischer Grundlagenforschung untersucht das EMBL die Mechanismen des Lebens. Das Institut bietet außerdem Serviceleistungen für Wissenschaftler, bildet Nachwuchswissenschaftler aus und fördert aktiv die Vernetzung der Lebenswissenschaften in Europa.
Das EMBL ist international, innovativ und interdisziplinär. Die über 1800 Mitarbeiter aus mehr als 80 Ländern sind auf sechs Standorte in Barcelona (Spanien), Grenoble (Frankreich), Hamburg (Deutschland), Heidelberg (Deutschland), Hinxton (Großbritannien) und Rom (Italien) verteilt. Die Wissenschaftler arbeiten in unabhängigen Forschungsgruppen und decken dabei das gesamte Spektrum der Molekularbiologie ab. Die Entwicklung neuer Instrumente und Methoden für die Forschung sowie aktiver Technologietransfer sind weitere Kernaufgaben des EMBL. Darüber hinaus fördert das Institut die breite Anwendung seiner Forschung zum Wohle der Gesellschaft. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.