Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak/öpnv) – Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann übergab heute in Stuttgart den Förderbescheid in Höhe von 7 Millionen Euro für ein historisches Forschungsprojekt auf dem Weg zum autonomen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Baden-Württemberg: Ziel des Projektes „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“ – kurz „RABus“ – ist es, die Entwicklung von elektrischen Busshuttles hin zum autonomen Level-4 zu erforschen. In den Reallaboren in Mannheim (Fokus: innerstädtischer Mischverkehr) und Friedrichshafen (Fokus: Überlandbetrieb) soll bis Ende 2023 ein weitgehend wirtschaftlicher ÖPNV-Betrieb mit elektrifizierten und automatisierten Fahrzeugen u.a. mit attraktiven Fahrgeschwindigkeiten erprobt werden.
Das „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“, kurz RABus, ist eine der umgesetzten Maßnahmen der strategischen Landesziele zur automatisierten und vernetzten Mobilität in Baden-Württemberg. Im Rahmen einer feierlichen virtuellen Veranstaltung übergab Baden-Württembergs amtierender Verkehrsminister Winfried Hermann heute den Förderbescheid in Höhe von 7 Millionen Euro an das RABus Konsortium. Dazu zählen das Forschungsinstitut für Kraftwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv), die Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH mit der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH sowie die ZF Friedrichshafen AG.
Die Entwicklung, Umsetzung und Erprobung eines wirtschaftlichen und zuverlässigen Fahrbetriebs mit automatisierten Fahrzeugen ist von großer Relevanz für die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs. Derzeit sind automatisierte Fahrzeuge im straßengebundenen ÖPNV meist nur mit niedriger Geschwindigkeit unterwegs. Dies führt zu längeren Fahrzeiten und damit zu einer geringeren Akzeptanz und weniger Nutzung. Das zu ändern, ist Ziel des Forschungsprojektes RABus: Mannheim und Friedrichshafen fungieren hierbei – unterstützt von den jeweiligen Verkehrsverbänden – als Reallabore. In beiden Städten soll bis zum Ende des Jahres 2023 ein weitgehend wirtschaftlicher ÖPNV-Betrieb mit elektrifizierten und automatisierten Fahrzeugen etabliert werden. Im Reallabor Mannheim liegt der Schwerpunkt auf dem automatisierten Betrieb im Mischverkehr in einem neuen Stadtquartier; im Reallabor Friedrichshafen dagegen steht der automatisierte Überlandbetrieb im Mittelpunkt der Aktivitäten.
Um im jeweiligen Umfeld ein angepasstes und gleichzeitig sicheres Fahrverhalten zu erreichen, sollen die Fahrzeuge mit akzeptablen Geschwindigkeiten im regulären Verkehr „mitschwimmen“ können – innerorts wie außerorts. Zum Einsatz kommen hierfür Shuttles von 2getthere, einer Tochter der ZF Friedrichshafen AG. Sie bieten Raum für bis zu 22 Personen und können mit ihren kompakten Maßen von 6 x 2,1 x 2,8 Metern bedarfsorientiert und fahrplanunabhängig in den städtischen Verkehrsfluss integriert werden.
Zukunftsweisendes Nahverkehrskonzept für ein zukunftsweisendes Stadtquartier
In Mannheim wird derzeit mit dem Areal FRANKLIN ein neues Wohnquartier erschlossen. Auf dem ehemaligen Kasernengebiet der US-Armee entsteht ein lebendiges Stadtquartier mit einem durchdachten Verkehrskonzept und direkten Wegen in die umliegenden Viertel, zum Zentrum und in die Natur. Hierbei spielt das Forschungsprojekt RABus eine entscheidende Rolle: Das ÖPNV-Angebot soll mit automatisierten Shuttle-Bussen als Zubringer zur Straßenbahn erweitert werden. Ziel ist es, mit Hilfe der Shuttle-Busse auf der sogenannten ersten bzw. letzten Meile die Attraktivität des ÖPNV-Systems zu verbessern. Der Schwerpunkt dieses Reallabors liegt auf der schrittweisen Umsetzung eines fahrerlosen Betriebes.
„Im Namen der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Mannheim bedanke ich mich für den Förderbescheid, der erstmals autonomes Fahren im ÖPNV in Mannheim möglich macht“, so Christian Specht, Erster Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent der Stadt Mannheim sowie rnv Aufsichtsratsvorsitzender. „Ich hoffe, dass auch diese Innovation, ähnlich wie die älteren Mobilitätsinnovationen aus Mannheim – Carl Benz erfand hier das erste Auto, Freiherr von Drais die Laufmaschine – viele Nachahmer finden wird“. „Autonomes Fahren wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer wichtiger werden, nicht nur im Individualverkehr, sondern ganz besonders auch im ÖPNV“, ergänzt Martin in der Beek, Technische Geschäftsführer der rnv. „Aus diesem Grund ist RABus für unser Unternehmen eine großartige Gelegenheit, Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln und wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Vorhaben zu gewinnen.“