Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar – Elektrotechnik, Maschinenbau, Informatik: Diese Studien- und Berufsfelder bringt man seit Jahren
unmittelbar mit dem Fachkräftemangel in Deutschland in Verbindung. Aber Musik? „Doch“, sagt
Martina Benz, Professorin für Musikpädagogik an der Staatlichen Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Mannheim und Leiterin der dortigen Lehramtsstudiengänge Musik an Gymnasien.
„Bereits seit einiger Zeit beobachten wir einen deutlichen Bewerberrückgang für musikpädagogische
Studiengänge, damit gibt es immer weniger verfügbare Musiklehrer:innen an deutschen Gymnasien.“
Das läge nicht unbedingt am mangelnden Interesse junger Menschen. „Musik ist weiterhin ein
bedeutender Bestandteil des Lebens. Der Musikunterricht bietet vielfältige Möglichkeiten, sich mit
Musik zu beschäftigen: Man kann gemeinsam musizieren, Musik hören, sich zu Musik bewegen, zu
Musik malen, etwas über die Entstehung und Hintergründe von Musik erfahren, sich über berühmte
Musikerinnen und Musiker informieren etc.“, so ist Benz überzeugt.
Doch nicht nur das:
„Gemeinsames Musizieren in der Lerngruppe macht Spaß und verbindet; es fördert die
Klassengemeinschaft.“ Gerade in Krisenzeiten entfaltet Musik eine integrative Kraft, Schüler:innen
erlernen kulturelle Kompetenzen, durch die soziale Unterschiede, Nationalität oder Geschlecht
nivelliert werden. Durch Musikvermittlung entsteht nicht selten eine Offenheit fürs Anderssein. So
musizieren Ukrainer:innen mit Russ:innen, Israeli mit Palästinenser:innen friedlich miteinander. Auch
aktuelle gesellschaftliche Themen wie beispielsweise der Klima- und Umweltschutz könnten im
Musikunterricht aus einer kreativ-künstlerischen Perspektive bearbeitet werden, etwa in Form von
gemeinsam produzierten Songs oder Musical-Projekten.
Dass Musik durchaus auch Brücken zu den anderen in der Schule gelehrten Fächern schlägt, zeigt
sich für Martina Benz durch den analytisch-theoretischen Zugang zu Musik: „So werden Kompetenzen
erworben, die in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern zum besseren Verständnis
beitragen können.“ Schließlich, so Benz, kann sich der Umgang mit Musik positiv auf die psycho-
soziale Entwicklung von jungen Menschen auswirken und fördert soziale Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme.
Bei so viel positiver Einflussnahme von Musik auf den einzelnen Menschen und das Zusammenleben
stellt sich die Frage, warum dann immer weniger Schüler:innen ein musikpädagogisches Studium
aufnehmen wollen? Hier kann auch Martina Benz nur mutmaßen. Generell sei der Lehrerberuf
momentan nicht unter den Top-Traumberufen der Abiturient:innen. Gerade auch bei Musik als
Studienfach bestünden oftmals Ängste, die für das Studium notwendige Aufnahmeprüfung nicht zu
schaffen. Dabei müsse man gar kein musikalischer Überflieger sein, schließlich gehe es nicht um die
Ausbildung zum erfolgreichen Solisten, sondern um die Vermittlung solider musikalischer und
pädagogischer Inhalte als Grundwerkzeug eines guten Unterrichts.
Zudem stellten sich viele Schüler:innen die Frage, was man mit einem Lehramtsstudium Musik anfangen solle, wenn man
merke, dass man doch nicht am Gymnasium unterrichten möchte. Dabei gäbe es auch hier viele und
gut bezahlte alternative Möglichkeiten, etwa an Musikschulen, bei denen sich der Fachkräftemangel
ebenfalls seit einigen Jahren bemerkbar mache.
Um so manchem Vorurteil begegnen zu können und dazu zu motivieren, seinen Talenten
nachzugehen, veranstaltet Martina Benz zusammen mit Kolleg:innen der Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Mannheim einen Studieninformationstag speziell für das Lehramtsstudium Musik
und zur Aufnahmeprüfung, z. B.: Wie sieht eine praktische Prüfung aus? Was wird in den Klausuren
in Musiktheorie und Gehörbildung erwartet? Es besteht zudem die Möglichkeit, an Probeunterricht in
Gesang und Klavier teilzunehmen, freilich nur ein kleiner Ausschnitt der großen Vielzahl an wählbaren
Fächern, die von der türkischen Langhalslaute Bağlama über Orgel bis hin zu Jazz so ziemlich alles
bietet, was man sich an Instrumenten und Gesangsstilen vorstellen kann.
Und natürlich stehen die Expert:innen der Hochschule gemeinsam mit Studierenden zur Beantwortung von allen Fragen rund um das Musikstudium zur Verfügung. Der Infotag in der Mannheimer Quadratestadt findet bereits am
kommenden Samstag, 09.03.2024, von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr statt. Zur besseren Planung wird um
vorherige Anmeldung gebeten. Infos dazu genauso wie die Adresse der Hochschule findet man unter
https://www.muho-mannheim.de/studienfuehrer/InfoflyerStudieninfotag.pdf
Und wer sich fragt, ob er für ein Lehramtsstudium tatsächlich geeignet ist, dem empfiehlt Martina Benz
vorab den baden-württembergischen Lehramtsorientierungstest unter https://studieninteressierte.cct-
germany.de/gefuhrte-touren. Weitere Infos zum Lehramt Musik hat zudem das baden-
württembergische Kultusministerium auf der Seite https://www.lieber-lehramt.de/musik zusammengefasst.
Quelle: Die Musikhochschule in der UNESCO City of Music Mannheim
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim