Hockenheim/Rhein-Neckar-Kreis/Metropolregion Rhein-Neckar. Nach langer Corona-Pause freuten sich am letzten Freitag (15. Oktober) rund 30 Stammgäste und neue Besucher auf einen traditionsreichen literarischen Abend mit Getränken und Essen in der Stadtbibliothek Hockenheim. Der Grund: Eine neue Ausgabe des „Buchtipps“, die seit zehn Jahren in der Zehntscheune stattfindet. Rosa Grünstein und Thomas Liebscher stellten dieses Mal in bewährter Manier vier Werke aus Kanada vor. Also aus dem zweitgrößten Land der Erde, in dem angeblich neun Monate Winter und drei Monate später Herbst herrschen, wie ein Autor einmal formulierte. Der Journalist und Autor Thomas Liebscher präsentierte den Roman „Das Gewicht von Schnee“, in dem zwei Männer gezwungen sind, einen Winter in einem einsamen Haus zu überstehen. Einer von beiden erholt sich nur langsam von einem Unfall, beide sind in einer Zwangsgemeinschaft, während auch im Dorf und im Land die Zivilisation erschüttert wird. Die dramatische Intensität eines Kammerspiels bescheinigte Liebscher dem Autor Christian Guay-Poliquin aus dem französischsprachigen Teil Kanadas.
Gastgeber des „Buchtipps“ verabschiedet
Um dunkle Geheimnisse rund um ein Dorf in den Wäldern ging es außer-dem in Louise Pennys „Wenn sich die Blätter rot färben“. Die frühere Land-tagsabgeordnete Rosa Grünstein stelle ihn als Musterbeispiel für eine Reihe von Kriminalromanen vor, die sich um den Ermittler Armand Gamache drehen. Stilsicher und mit klugen Beobachtungen macht Louise Penny daraus einen Lesegenuss voller Spannung. Rosa Grünsteins weiteres Buch aus Kanada erzählt von der Liebe und der Gelassenheit dreier älterer Männer, die sich am Lebensabend an einen See zurückgezogen haben. Wie sich eine Fotografin und eine Frau mit Krankheit zu ihnen gesellen, das ist eine erfolgreiche, traurig-schöne Hommage an Freiheit und Natur. Verfasst von Joceline Sauvier unter dem Titel „Ein Leben mehr“.
Thomas Liebscher brachte noch ein humorvolles Werk in die Runde ein. In „Kleinstadtknatsch“ von Miriam Toews versucht ein skurriler Bürgermeister die Einwohnerzahl an einem bestimmten Tag auf genau 1.500 Köpfe zu fixieren. Denn dann würde der Premierminister die kleinste Stadt des Landes besuchen. Und der Regierungschef hat noch weitere heimliche Verbindungen zum Ortsoberhaupt. Was die Zuhörer zusätzlich amüsierte. Rosa Grünstein übernahm auch die ehrenvolle Aufgabe, den Organisator des beliebten „Buchtipps“ an diesem Abend zu verabschieden. Der Leiter der Stadtbibliothek Hockenheim, Dieter Reif, geht Ende des Monats in den Ruhestand. Er hat immer wieder die literarischen Soireen mit Grünstein und Liebscher geplant, vorangetrieben und die Besucher mit Wein und mehr verwöhnt. Damit wurde die Stadtbibliothek in der Zehntscheune zwei Mal in Jahr zu einem begehrten Treffpunkt von Menschen aus der gesamten Region. Der Erfolg gibt ihm recht: „Auch dieser ´Buchtipp´ in der Stadtbibliothek Hockenheim kam wieder gut an“, beobachtete Dieter Reif.