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Rhein-Pfalz-Kreis – BASF-Explosion vor 100 Jahren: Auch Mutterstadt war davon betroffen

Am 21. September 1921 bebte auch in Mutterstadt die Erde und im Ort gab es leichte Sachschäden.
Was aber noch viel schlimmer war: Bei der Katastrophe starben elf Anilinarbeiter aus Mutterstadt.
Mutterstadter Landwirte halfen mit Sachspenden und Fuhrleistungen und auf dem Friedhof steht ein Gedenkstein für die Opfer.

An das schwere Explosionsunglück am 21. September 1921 im Oppauer BASF-Werk mit 561 Toten erinnert auch in Mutterstadt ein Gedenkstein auf dem alten Friedhof.

Elf Anilinarbeiter aus dem Ort sterben bei dieser Katastrophe an ihrer Arbeitsstelle, darunter ist auch der damals 14-jährige Lehrling Emil Rupp. An diesem Mittwochmorgen, kurz nach 7.00 Uhr, bebt auch in dem zirka 10,5 km Luftlinie von dem Stickstoffwerk entfernten Mutterstadt die Erde, Türen und Fenster kommen in Bewegung, Scheiben gehen zu Bruch. Die Schwere und Folgen dieser Katastrophe erfährt die Bevölkerung erst nach und nach im Laufe des Tages, als die Leichtverwundeten hier ankommen, Angehörige von Schwerverwundeten die nächstgelegenen Krankenhäuser aufsuchen und bekannt wird, dass sich unter den Todesopfern auch Männer aus Mutterstadt befinden. Acht dieser Opfer werden in einem Gemeinschaftsgrab bestattet, auf dem heute noch der Gedenkstein steht; drei der Opfer blieben unauffindbar.

In der Gemeinderatssitzung am 30. September wurde mit einer Schweigeminute des Unglücks gedacht. Auf Vorschlag von Bürgermeister Jakob Weber beschließen die Ratsmitglieder, für die Opfer ein gemeinsames (Ehren-)Grab anzulegen und eine Ehrentafel aufzustellen. Zur Linderung der Not für die betroffenen Familien soll eine Haussammlung durchgeführt und der Spendenbetrag von der Gemeinde mit 10.000 Mark aufgestockt werden. Mutterstadter Landwirte bringen Lebensmittel (Feldfrüchte) nach Oppau und helfen dort auch mit Fuhrleistungen bei den Aufräumarbeiten. Bis November kommt für die „Oppauspende“ ein Betrag von 27.263 Mark zusamen. In der Ratssitzung am 26. Mai 1922 wurde dann konkret über die Aufstellung einer Gedenktafel auf dem Gemeinschaftsgrab der Verunglückten beraten und dann im Januar 1923 die Friedhofskommission beauftragt, die dafür nötigen Schritte zu treffen. Die schlägt im April vor, einen Grabstein in Form eines weissen Findlings mit Inschriften aufzustellen. Aber erst zwei Jahre später, im August 1925, nimmt der Gemeinderat zustimmend zur Kenntnis, dass ein Granit-Findling von der Bergstraße dafür ausgesucht wurde zu einem Preis von 940 Mark; zusätzlich 40 Pfg. für jeden eingravierten Buchstaben. Aufgestellt wurde der Grabstein dann im Herbst 1925, vier Jahre nach dem Unglück. Die Inschrift lautet: „Die Gemeinde Mutterstadt den gemeinsam in Arbeit und Pflichterfüllung tödlich verunglückten Opfern bei der grossen Explosion zu Oppau am 21.IX. 1921“ mit dem Zusatz „Ehre ihrem Andenken“. Aufgeführt sind die acht Namen der Opfer, die in dem Gemeinschaftsgrab ruhen, und mit dem Zusatz „In fremde Erde ruhen:“ auch die Namen der drei tödlich Verunglückten, deren Leichen am Unglücksort nicht mehr geborgen werden konnten.

Zwei Jahre nach der Bestattung der Explosionsopfer, also noch vor der Aufstellung des Gedenksteins, beantragten aber zwei Familien bei der Gemeinde die Ausgrabung ihres Angehörigen und deren Umbettung in ein bestehendes Familiengrab. Bei der ersten Beratung dieses Antrages stimmte der Gemeinderat dem Ansinnen der beiden Familien noch zu; vier Wochen später wurde der Beschluss aber wieder aufgehoben, neu beraten und, auch nach einer Beschwerde der Antragsteller beim Bezirksamt, im November dann die endgültige Ablehnung beschlossen. In der Begründung dazu heißt es u.a., dass jetzt ein Gedenkstein mit den Namen der Opfer aufgestellt werde, das Grab auf Dauer erhalten und von der Gemeinde auch die Pflege übernommen werde.

Das gilt auch noch bis heute, 100 Jahre später. Jährlich am Volkstrauertag wird von der Gemeinde auch an diesem Grab ein Kranz zur Erinnerung an diesen schrecklichen 21. September 1921 niedergelegt. Der Grabstein gehört nach der vom Historischen Verein erstellten Liste zu den erhaltenswerten Grabdenkmale auf dem alten Friedhof, der jetzt zu einem Park umgestaltet wird.

Recherche aus den Akten des Gemeindearchivs
Volker Schläfer, Oberamtsrat a.D., Orts-Chronist, Mitglied im Histor. Verein Mutterstadt

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