Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Das Theater und Orchester Heidelberg wird zu Beginn der Spielzeit 2022|23 einmalig ein Extra-Festival für Theaterautor*innen veranstalten. REMMIDEMMI – Das Widerstandsfestival, für das acht Schreibaufträge an acht Autor*innen vergeben wurden. Angefragt wurden sowohl Newcomer wie auch etablierte Theaterautor*innen mit dem Auftrag, Texte über vergangene und zukünftige Widerstandsbewegungen zu schreiben. Der Blick soll bis zu 50 Jahre in die Vergangenheit reichen und Szenarien für die nächsten 50 Jahre entwerfen. Ausgehend vom Bombenanschlag der RAF am 24. Mai 1972 auf das Hauptquartier der US-amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg bis hin zu den Folgen von Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel im Jahr 2072 wird das Thema Widerstand von allen Seiten bearbeitet. Von Fridays for future über die Bewegung der Querdenker bis hin zu Massendemonstrationen gegen Rassismus, politische Willkür und autoritäre Regierungen – Die Leitfragen des Festivals sind vielfältig, zum Beispiel: Wie hat der »internationale Sommer des Protests 2020« unser Denken über Widerstand geprägt? Wie haben sich in den letzten Jahrzehnten Widerstandsbewegungen verändert – und wie unser Blick darauf?
Uraufführungsfestival
Im November erreichte die Theaterleitungen des Landes ein offener Brief des Verbandes der Theaterautor*innen (VTheA), darin heißt es: »Vergebt neue Stückaufträge – JETZT! Gerade 2021/2022 ist es für die Autor*innen, die ihre Rücklagen aufgebraucht haben, wichtig, Schreibaufträge zu bekommen. (…) Die Gesellschaft befindet sich in einer völlig neuartigen Ausnahmesituation, die dringend vielstimmig reflektiert werden sollte. Wir Theaterautor*innen sind Gegenwartsspezialist*innen – also nehmt unsere Dienste in Anspruch!«
Das Theater und Orchester Heidelberg unter Leitung von Holger Schultze nimmt den VTheA beim Wort und hat noch in dieser Spielzeit acht Stückaufträge an Theaterautor*innen vergeben, die gemeinsam bei einem Festival in der Spielzeit 2022/23 uraufgeführt werden – auf allen vier Bühnen des Theaters und zusätzlich an ausgewählten Orten im Stadtraum. Das Theater Heidelberg initiiert mit REMMIDEMMI nicht nur ein zeitaktuelles Uraufführungsfestival, sondern möchte der Gegenwartsdramatik in der gesamten Spielzeit 22/23 eine starke und nachhaltige Plattform geben. Um ein Statement für nachhaltige Autor*innenförderung zu setzen, werden alle Stücke nach dem Festival in den Repertoirespielplan aufgenommen.
»Ich musste nicht lang darüber nachdenken, es war ganz klar, dass wir diesem Aufruf folgen und uns was überlegen«, so Holger Schultze. »Für das Theater Heidelberg ist Gegenwartsdramatik auch jenseits des Heidelberger Stückemarkts ein essenzieller Bestandteil des Spielplans. Und natürlich brauchen wir neue Dramatik. Das Theater braucht seine Gegenwartsspezialist*innen mehr denn je: Nicht nur, um bitter notwendige Solidarität mit Pandemieverlierer*innen zu leisten, sondern vor allem, um in und nach der Krise einen sehr wachen Blick auf unser Zusammenleben zu werfen.«
Das Autor*innenteam für REMMIDEMMI – Das Widerstandsfestival besteht aus Raphaela Bardutzky, Özlem Özgül Dündar, Caren Jeß, Rebekka Kricheldorf, Konstantin Küspert, Philipp Löhle, Peter Thiers und Roland Schimmelpfennig, der ein Stück für junges Publikum ab 10 Jahren schreiben wird.
Acht Regisseur*innen werden die entstehenden Uraufführungen inszenieren, darunter unter anderem die Heidelberger Oberspielleiterin Brit Bartkowiak, Marie Bues, Cilli Drexel, Florian Huber, Daniela Löffner und Tuğsal Moğul. Außerdem kooperiert das Theater und Orchester Heidelberg mit der Toneelacademie Maastricht (Akademie der darstellenden Künste), Studierende werden die Kostüme für die Uraufführungen entwerfen. Zentraler Gedanke des Autor*innenprojekts ist der enge künstlerische Austausch aller Beteiligten in der eineinhalbjährigen Vorbereitungszeit. Geplant sind mehrere digitale und analoge Treffen, um Impulse von externen Expert*innen zu hören, das Heidelberger Schauspielensemble kennenzulernen, sich kollektiv mit dem komplexen Thema Widerstand auseinanderzusetzen und fruchtbare Autor*innen-/Regieteams zu bilden.
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