Schwetzingen Rhein-Neckar-Kreis/Metropolregion Rhein-Neckar. Auf der Leinwand in der Caféteria der GRN-Klinik Schwetzingen läuft ein Video: Ein Mann im fortgeschrittenen Alter sitzt im Schlafdress auf dem Bett, aus dem Nachbarzimmer ist ein Telefongespräch zu hören. „Ja, tschüss, bis gleich.“ Die Zimmertür öffnet sich, eine ungeduldig und hektisch wirkende Frau kommt herein. „Papa, zieh dich bitte schnell an, die Emma kommt gleich zu Besuch und du möchtest sie bestimmt nicht im Pyjama empfangen.“ Die Folge: Überforderung bei dem von Demenz Betroffenen, Weigerung, sich anzuziehen, und als Konsequenz ein Streit zwischen Vater und Tochter. „Was ist falsch gelaufen?“, fragt Karin Kircher, vom Geriatrischen Schwerpunkt der Fachabteilung Akutgeriatrie und Altersmedizin der GRN-Klinik Schwetzingen in die Runde der rund 25 Teilnehmer. Der Kompaktkurs über Demenzerkrankungen fand im Rahmen der Initiative Demenz Partner stattfand, einer Aktion der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. „Hektik“, „Aggression“, „von oben herab“ sind Schlagworte, die aus der Zuschauerrunde auf die gestellte Frage der Referentin zurückkommen. „Ich möchte hier eine Lanze brechen für die Angehörige. Sie bekommt gleich Besuch, muss Kaffee kochen und Kuchen besorgen und der Vater sitzt im Schlafanzug auf dem Bett und muss sich noch anziehen. Vielleicht wirft er ihr sonst hinterher vor, warum sie ihn nicht dazu angehalten habe, sich anzuziehen“, zeigt Kircher Verständnis für das hektische Verhalten der Frau.
Dennoch wäre ein anderer Weg zielführender, wie eine zweite Sequenz der Aufnahme zeigt: Empathisch, auf Augenhöhe, den Vater langsam auf die Situation vorbereitend geht die gleiche Person dieses Mal vor – und erntet ein zustimmendes Lächeln des von Demenz betroffenen Angehörigen. Was ist Demenz? Wie kann ich Demenz vorbeugen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Und was ist im Umgang mit dementen Menschen wichtig? Das waren wesentliche Themen des Vortrags von Karin Kircher, die zudem auch Tipps für schwierige Situationen in petto hatte und regional wie bundesweit Kontakte nannte, an die Betroffene sich wenden können: Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Pflegeangebote etc. Der Vortrag stieß auf große Nachfrage, jedoch konnte Kircher nur einer begrenzten Anzahl an Teilnehmern den Zugang gewähren. Nicht nur wegen Corona. „50 Personen hätte ich nicht gerecht werden können“, sagt die Referentin hinterher. Ihr ist die Interaktion wichtig. Dass Fragen gestellt werden können, persönliche Probleme einzelner angesprochen und gemeinsam nach Ideen für eine Lösung gesucht werden kann. Das wurde von den Teilnehmern rege genutzt. Zum Abschluss gab es ein bewegendes Video: Eine zerbrechlich wirkende Seniorin im Rollstuhl ist zu sehen, Kopfhörer auf den Ohren, klassische Musik ertönt und die Frau blüht innerlich zu alter Jugend auf und tanzt mit ihrem Oberkörper hingebungsvoll den sterbenden Schwan. „Es ist nichts verloren“, gibt Karin Kircher den Teilnehmenden aufmunternd mit auf den Weg.