Stahlkonzern Outokumpu plant komplette Schließung des Standortes im Industriegebiet Hockenheim-Talhaus bis Mitte 2024
Knapp 60 Beschäftigte des Stahlbearbeiters und -händlers betroffen
Betriebsräte und IG Metall fordern Antworten und Perspektiven für die Belegschaft
Beratungen und Fahrplan für Verhandlungen mit Gesamtbetriebsrat und IG Metall
Schocknachrichten zur Adventszeit: Der finnische Edelstahlkonzern Outokumpu mit Deutschland-Zentrale in Krefeld plant laut eigener Mitteilung im Zuge der „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Marktführerschaft bei modernen Werkstoffen“ sein Stahlservice Center im Industriegebiet Hockenheim-Talhaus bis spätestens Ende Juni 2024 komplett zu schließen. Betroffen wären aktuell etwa 60 Beschäftigte.
Zuletzt hatte es 2019/2020 einen größeren Personalabbau deutschlandweit an mehreren Standorten gegeben. Schon damals mussten etwa 25 % der Belegschaft in Hockenheim ihren Arbeitsplatz aufgeben. Auch an anderen Outokumpu-Standorten gibt es jetzt wieder Pläne zur massiven Umstrukturierung. So soll der Standort Dahlerbrück in Nordrhein-Westfalen mit etwa 150 Beschäftigten ebenso komplett geschlossen und ein Teil des Arbeitsvolumens nach Dillenburg/ Hessen transferiert werden. In den vergangenen Jahren waren bereits mehrere deutsche Standorte wie Bochum, Benrath, Langenhagen oder Heidenheim geschlossen worden. Beobachter sprechen geradezu von einer „Schließungswelle“ im Konzern.
Betriebsräte und IG Metall zeigen sich schockiert und wütend über die Entscheidung des Unternehmens kurz vor Weihnachten:
„Das ist ein vergiftetes Weihnachtsgeschenk! Wir sind sehr irritiert und wütend über diese plötzliche Unternehmensentscheidung, die uns per Pressemitteilung ereilt hat“, sagt Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim. „Bis zuletzt haben wir zuversichtliche Aussichten des Standortes für 2024 gehört. Der Outukumpu-Konzern hatte zuletzt wieder gute Ergebnisse und steht schuldenfrei da. Der Standort Hockenheim ist ein sehr flexibler, junger und erfolgreicher Teil der Nirosta-Sparte. Erst vor einem knappen Jahr wurden über 1 Mio. € in Maschinenausrüstungen vor Ort investiert. Die Beschäftigten in Hockenheim haben zudem schwierige Jahre hinter sich. Corona, Kurzarbeit, weltweite Handelsturbulenzen – Die Kolleginnen und Kollegen aus der Eisen- und Stahlbranche haben mit äußerster Flexibilität, was ihre Einsätze angeht, mit Arbeitszeitkonten, tariflichen Flexbausteinen und langen Phasen der Kurzarbeit, zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Und das soll jetzt der Dank dafür sein?!“, äußert Hahl.
„Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Beschäftigten des Standorts Hockenheim einzig und allein den Interessen des Kapitalmarktes zum Opfer fallen sollen“, kritisiert Hahl. „Gier ist geil – Wenn das die verantwortlichen Manager unter „Transformation der Industrie“ verstehen, dann werden sie auf den entschlossenen Widerstand von IG Metall, Belegschaften und der Gesellschaft stoßen.“
Auf der heutigen Betriebsversammlung forderten Betriebsräte und IG Metall Antworten auf die Fragen aus der Belegschaft nach den wahren Gründen für die Schließungspläne. In Kürze sollen gemeinsam die Beratungen und Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat, den Betriebsräten der betroffenen Standorte und der IG Metall sowie den Arbeitgebervertretern starten.
Benedikt Hummel, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Mannheim, sicherte die volle Unterstützung der IG Metall Mannheim in den nächsten Wochen und Monaten zu:
„Wir arbeiten gemeinsam – wir kämpfen gemeinsam! Vor wenigen Jahren ist es gelungen, erstmals in Hockenheim einen Betriebsrat zu wählen und die Tarifbindung einzuführen. Jetzt wollen wir Antworten nach dem WARUM und fordern für die Belegschaft eine gute und verlässliche Perspektive.“
Quelle: IG Metall Mannheim