Worms / Metropolregion Rhein-Neckar – Gutachterausschuss feierte 50-jähriges Bestehen / Immobilienmarkt ist bedeutender Wirtschaftsfaktor / 2010 wurden in Worms rd. 146 Hektar Grundstücksfläche verkauft und dabei 171 Millionen EURO umgesetzt – Bild: Ein Prosit auf 50 Jahre erfolgreiche Arbeit des Gutachterausschusses der Stadt Worms. Von links: Armin Bork (Volksbank), Wolfgang Thiemermann (Wohnungsbau), Norbert Zubiller (Sparkasse), Wilfried Schwarz, Heiko Kaltenthaler, Gerhard Schnell, Dieter-Jürgen Günther, Jens Schlitt, Alice Lange, Michael Kissel, Wilfried Eich, Christoph Fellendorf, Bernd Täffner – Foto: Stadt Worms / Presseabt.
Am vergangenen Freitag, 9. September feierte der Gutachterausschuss der Stadt Worms im Foyer des Ratsaals im Wormser Rathaus sein 50-jähriges Jubiläum. Gutachterausschussvorsitzende Alice Lange hatte zu diesem bedeutenden Anlass die aktiven ehrenamtlichen Mitglieder, aber auch ehemalige Mitglieder des Gutachterausschusses eingeladen.
In der Begrüßung und Eröffnung der Jubiläumsfeier machte Oberbürgermeister Michael Kissel die hohe Verantwortung des Gutachterausschusses deutlich. „Das Eigentum an Grund und Boden ist ein sehr hohes Gut in unserer Gesellschaft. Mittlerweile fällt fast die Hälfte des privaten Vermögens auf den Immobilienbesitz, damit ist er einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren überhaupt. Die sachverständige Bewertung von Immobilien durch den neutralen und unabhängigen Gutachterausschuss ist deshalb von enorm hoher Bedeutung, so Michael Kissel. Neben den heute aktiven Gutachtern waren auch einige Ehemalige der Einladung ins Rathaus gefolgt. So auch Dieter-Jürgen Günther, der 31 Jahre den Vorsitz im Ausschuss führte, oder Heiko Kaltenthaler als ehemaliger stellvertretender Vorsitzender und früherer Leiter der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses wurden als Ehrengäste herzlich willkommen geheißen. Ein weiterer Ehrengast war auch das langjährige Stadtratsmitglied Gerhard Schnell, der als Sachverständiger für landwirtschaftliche Grundstücke 33 Jahre seine Fachkompetenz als ehrenamtlicher Gutachter in den Ausschuss eingebrachte.
Die Institution der Gutachterausschüsse sei mit dem Bundesbaugesetz 1960 ins Leben gerufen worden. Ziel sei es in erster Linie gewesen, Transparenz auf dem Grundstücksmarkt zu schaffen, blickte OB Kissel zurück auf die Anfänge. Ab diesem Zeitpunkt waren die Preise nach endgültiger Aufhebung des Preisstopps am 30.10.1960 nicht mehr reglementiert und es gab eine hohe Nachfrage nach Bauland. Mit der Einrichtung der Gutachterausschüsse wollte man beruhigend auf den Immobilienmarkt einwirken, mögliche Spekulationen vermeiden und eine Annäherung an marktgerechte Preise erreichen. Außerdem sollte jeder am Grundstücksmarkt Interessierte die Möglichkeit erhalten, sich zuverlässig über den Immobilenmarkt zu informieren.
Die Gutachterausschüsse sind unabhängige Ausschüsse des Landes und damit weisungsungebunden. Der derzeitige Wormser Gutachterausschuss hat 16 Mitglieder: neben seiner Vorsitzenden Alice Lange und dem stellvertretenden Vorsitzenden Christoph Fellendorf gehören dem Ausschuss 14 ehrenamtliche Gutachter an. Davon sind zwei Mitglieder aus der Finanzverwaltung, diese sind mit der steuerlichen Bewertung von Grundbesitz befasst. Weiterhin sind 5 Architekten und Bauingenieure im Ausschuss, 4 weitere Gutachter haben betriebswirtschaftliche Kenntnisse und kommen entweder aus der Bankenwirtschaft oder sind Makler. Zudem bringen 3 Gutachter ihre Kenntnisse in der Bewertung landwirtschaftlicher Grundstücke mit ein. Der Gutachterausschuss hat eine Geschäftsstelle, die in der Wormser Stadtverwaltung, im Bereich Planen und Bauen in der Abteilung Stadtvermessung und Geoinformationen angesiedelt ist.
Die Aufgaben des Gutachterausschusses sind vielfältig, beispielsweise führt der Gutachterausschuss eine Kaufpreissammlung. Seit 1960 wird jeder von den Notaren beurkundete Kaufvertrag dem Gutachterausschuss übermittelt und in der Kaufpreissammlung erfasst und ausgewertet. Diese Datenquelle aus erster Hand dient dem Gutachterausschuss für zahlreiche Auswertungen des Grundstücksmarktes, die regelmäßig veröffentlicht werden. Viele Informationen werden aber auch an andere Stellen wie z.B. das statistische Landesamt oder den Oberen Gutachterausschuss des Landes weiter gegeben.
„Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Erstellung von Gutachten zum Wert der Immobilien. Insbesondere bei wichtigen städtebaulichen Projekten wie Konversionsmaßnahmen, Straßenbaumaßnahmen wie der „B 47 neu“ oder der Stadtsanierung ist die Kompetenz des Gutachterausschuss gefragt. Diese oft schwierigen Entschädigungsfragen bedürfen einer besonderen Fachkompetenz, die der Gutachterausschuss mit seinen Mitgliedern aus verschiedenen Fachrichtungen mitbringt. Im Sanierungsgebiet „Stadtkern Nord-Ost“ müssen beispielsweise für jedes Grundstück die Anfangs- und Endwerte zur Bestimmung der sanierungsbedingten Bodenwerterhöhung ermittelt werden“, erläuterte OB Kissel die Bedeutung des Gutachterausschusses auch für die Stadt und die politischen Gremien.
Die Gutachterausschussvorsitzende Alice Lange gab anschließend einen Einblick in die Aufgaben des Gutachterausschusses, aber auch in die tägliche Arbeit der Geschäftsstelle. Beispielhaft wurde der Baulandpreisindex, der die zeitliche Entwicklung der Bodenpreise darstellt, genannt. Seit 1963 haben sich danach die Baulandpreise etwa verelffacht. Die Entwicklung der Kaufpreissammlung von der Karteikarte in analoger Form bis zur digitalen Datenbank mit zahlreichen Auswertemöglichkeiten war in einer Ausstellung dargestellt. Im Jahr 2010 hat die Geschäftsstelle in der Kaufpreissammlung 1.113 Kaufverträge ausgewertet, rd. 146 ha Grundstücksfläche wurden verkauft und dabei 171 Mio. EURO Geld umgesetzt.
Alice Lange dankte insbesondere Heiko Kaltenthaler, der in den 28 Jahren als Geschäftsstellenleiter und stellvertretender Vorsitzender vieles bewegt und die Stadt Worms besonders mit der Kaufpreissammlung und den Bodenrichtwerten frühzeitig in eine Vorreiterrolle gebracht hat. In Worms wurden beispielsweise bereits ab 1963 Bodenrichtwerte abgeleitet. Bodenrichtwerte sind durchschnittliche Werte für Grund und Boden in €/m², die für eine Mehrzahl von Grundstücken mit etwa gleichen Wertverhältnissen ermittelt werden. Diese zonalen Richtwerte teilen das Wormser Stadtgebiet mit seinen Stadtteilen mittlerweile in rd. 400 Zonen und sind die am häufigsten nachgefragte Information des Gutachterausschusses.
Im Ausblick wurden noch einmal die hohen Ansprüche, die nicht nur die Datengüte, sondern auch die Verfügbarkeit im Internet betrifft, verdeutlicht. Gerade im Immobiliensektor werden diese Marktdaten besonders intensiv nachgefragt. Vorsitzende Alice Lange bedankte sich abschließend bei allen ehemaligen und aktiven Mitgliedern für ihre engagierte Arbeit im Gutachterausschuss. „Der Gutachterausschuss ist auch für die Zukunft sehr gut aufgestellt und wird sich den zukünftigen Anforderungen gerne stellen“, so Alice Lange. Alle Informationen zu den Produkten und Dienstleistungen des Gutachterausschusses sind im Internet zu finden unter www.gutachterausschuss.worms.de.
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