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Heidelberg – Interview: Videoüberwachung an den Kriminalitätsschwerpunkten Bismarkplatz und Hauptbahnhof kommt – Ein Grund, um Angst davor zu haben?


Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) –

Von Atossa Kamran

Der Heidelberger Stadtrat hat sich im Haupt- und Finanzausschuss vom 30. Januar 2019 mehrheitlich für die Einführung von Videokameras zur Überwachung der Bürger am Hauptbahnhof und Bismarckplatz nach Vorbild des sogenannten Mannheimer Models entschieden. Pro Ort sollen 17 Kameras zum Einsatz kommen. Die aufgezeichneten Bilder werden 72 Stunden aufbewahrt, und danach gelöscht. Bei verdächtigen Handlungen aber kann die Polizei binnen Minuten vor Ort sein und intervenieren, da ein Beamter das Filmmaterial in Echtzeit beobachtet und analysiert.

Das Für und Wider einer Videoüberwachung wurde im Stadtrat zuvor heftig diskutiert. Grüne und Linke sahen bürgerlichen Grundrechte gefährdet, während CDU, SPD und Heidelberger die Sicherheit der Bürger in den Vordergrund rückten. Ein Beispiel dazu lieferte Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner: Eine Person wurde laut seiner Aussage von mehreren jungen Männern am Bismarckplatz fast zu Tode geprügelt. Die Täter konnten schließlich nur durch die aufgenommenen Bilder einer privaten Video-Kamera überführt werden.

Die endgültige Entscheidung zur Einführung der Videokameras fällt der Gemeinderat am 14. Februar in seiner Sitzung.

Ist die Angst vor Video-Überwachung an den zwei ausgewählten Orten Hauptbahnhof und Bismarckplatz wirklich so berechtigt? Droht in Deutschland der totale Überwachungsstaat? Nein, und daran arbeiten zahlreiche Entwickler in Deutschland. Zum Beispiel im Frauenhofer Institut, wo derzeit eine Software entwickelt wird, die Bürgern die Möglichkeit zur Einsicht und damit auch Kontrolle der aufgezeichneten Bilder per Handy gewähren soll.

Im Interview mit MRN-NEWS verrät die Chinesin Mai-Lin*(Name von der Redaktion geändert), wie selbstverständlich viele Chinesen mit der Kameraüberwachung umgehen.

MRN-NEWS.de: In Heidelberg wird es am Bismarkplatz und am Hauptbahnhof bald Videoüberwachung geben. Einige Gemeinderatsmitglieder sind darüber empört. Kannst Du das als chinesische Studentin der Universität Heidelberg verstehen? Immerhin ist China eines der Länder mit der höchsten Dichte an Überwachungskameras weltweit…

Mai-Lin*: Ehrlich gesagt: Das kann ich überhaupt nicht verstehen.

MRN-NEWS.de: Warum nicht?

Mai-Lin*: Weil bei uns in China der Einsatz von Kameras das gesamte Leben in (fast) allen Bereichen durchzieht.

MRN-NEWS.de: Hast Du Beispiele parat?

Mai-Lin*: Ja sicher. Alltagssituationen, die man in Deutschland natürlich auch kennt: Als Fußgänger eine beampelte Straße überqueren, als Autofahrer mit dem Auto unterwegs sein, eine öffentliche Toilette aufsuchen…

MRN-NEWS.de: Beschreibe mal, wie das bei euch funktioniert!

Mai-Lin*: Wenn ich als Fußgänger die Straße bei rot überquere, nimmt die Kamera mein Bild auf. Wenn ich als Autofahrer die Straßenverkehrsregeln breche, wird auch das per Kamera erfasst. Gehe ich auf eine öffentliche Toilette, dann steht mir nur eine vordefinierte Menge an Toilettenpapier zur Verfügung…Die gesamten Daten dazu werden zentral zusammengeführt.

MRN-NEWS.de: Das alles stört dich nicht?

Mai-Lin*: Ich weiß, das klingt für Europäer erschreckend, aber ich habe mich beinahe daran gewöhnt. Na ja, manchmal stört es mich schon etwas.

MRN-NEWS.de: Wann zum Beispiel?

Mai-Lin*: Damals als Erstsemester beim Studien an einer chinesischen Universität: Wir sollten lernen, wie man optimal Inhalte präsentiert und Vorträge hält. Mit Hilfe der Kamera wurde unsere Erstpräsentation dann analysiert… Es war ein Horror!

MRN-NEWS.de:Warum? Bei uns in Deutschland ist es auch nicht ungewöhnlich, Methodenkompetenzen wie zum Beispiel eine Präsentation per Kamera aufzuzeichnen, und diese dann im Hinblick auf angemessene Körpersprache zu analysieren.

Mai-Lin*: In China sieht die Kamera-Aufzeichnung und Analyse aber anders aus: Das Gesicht wird aus allen erdenklichen Perspektiven und in allen Winkeln per intelligenter Software aufgenommen. Dabei werden Mimik und Gestik zugleich auch analysiert. Danach folgt die endgültige Bewertung.

MRN-NEWS.de: Was hast Du dabei gefühlt?

Mai-Lin*: Es war ein Horror, das sagte ich ja schon. Aber im Nachhinein gesehen profitiere ich sehr davon, denn es hat mich selbstsicherer gemacht.

MRN-NEWS.de: Warum? Weil Du deinen „blinde Fleck“ plötzlich gesehen hast, also dich selber beobachten und analysieren konntest?

Mai-Lin*: Genau. Aber das hat bei mir nicht lange angedauert, denn bei uns in China gibt es überall Kameras. Irgendwann gewöhnt man sich an sie. Als unbescholtene Bürgerin habe ich außerdem keine Angst davor, auch in Alltags-Situationen aufgezeichnet zu werden.

MRN-NEWS.de: Zurück nach Deutschland,Heidelberg: Was ratest Du den Heidelbergern, die keine Videoüberwachung am Bismarckplatz oder Hauptbahnhof wünschen?

Mai-Lin*: Denkt an das Sicherheitsempfinden eurer Bürger. Es ist nichts dabei, wenn Kameras an diesen Plätzen eure Bilder aufzeichnen. Im Gegenteil: Kriminelle Handlungen können beobachtet werden. Bei Verhaltensauffälligkeiten kann dann die Polizei eingreifen. Was ist daran schlimm?

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