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Heidelberg – „Die Spirale der Gewalt durchbrechen“ Fachtagung „Knappe Ressourcen

Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar – Fachtagung „Knappe Ressourcen” – (k)ein Hindernis für die vernetzte Präventionsarbeit der Polizeidirektion Heidelberg – Wer sich mit Gewalt beschäftigt, stößt mitunter auf verblüffende Zusammenhänge. Kindern beizubringen, Verantwortung für ihr Verhalten im Verkehr zu übernehmen, beugt beispielsweise später Kriminalität vor. Umgekehrt gilt: Wer in der Schule mobben konnte, mutiert später oft zu einem rücksichtlosen Straßenrüpel. Mit Hilfe profilierter Profis wie dem Hamburger Psychologieprofessor Philipp Herzberg oder Günther Gugel vom Tübinger Institut für Friedenspädagogik lotete die Polizeidirektion Heidelberg im Zuge ihrer 11. interdisziplinären Fachtagung aus, wie auch in Zeiten rarer Ressourcen der Gewalt gezielt Einhalt geboten werden kann.

„Alleingänge ohne Vernetzung haben keine Zukunft“, so Leitender Kriminaldirektor Bernd Fuchs im mit rund 180 Teilnehmenden vollbesetzten Saal. Aufbauend auf die letztjährige Konferenz, als der berühmte Mobbingforscher Dan Olweus seine Untersuchungen präsentierte, sollte es auch dieses Jahr um die Vorbeugung von Gewalt und die Entwicklung einer Friedenskultur gehen. Einfach ist das nicht. Denn, so Moderator Manfred Fritz, die knappen Kassen schlagen sich auch hier nieder. Umso wichtiger sei es, so der frühere Chefredakteur der Rhein-Neckar-Zeitung, Kompetenzen zu bündeln und zu wissen, wie alles mit allem zusammenhängt.

Solchen Phänomenen auf der Spur ist Professor Herzberg von der Helmut-Schmidt-Universität. Der Psychologe forscht über Zusammenhänge von Aggressivität im Straßenverkehr, Unfallgefahr und Gewaltdelikten. Auch wenn dieses Fachgebiet bislang noch wenig beackert wurde, ist heute schon klar: Rücksichtslosigkeit und aggressiver Fahrstil sind neben Alkohol am Steuer häufigster Grund für den Führerscheinentzug in Deutschland und für Unfälle mit schweren Folgen weltweit. Das hat viel mit individuellen Faktoren zu tun. Klar spielen Stress, Staus, Hitze eine Rolle, aber wichtiger ist, ob jemand von Kindesbeinen an dazu neigt, Aggressionen sofort auszuleben. Indes, so machte Herzberg Hoffnung, es gibt durchaus Möglichkeiten der Vorbeugung und Therapie, damit solche Menschen die Affekte besser unter Kontrolle zu bekommen und den Wagen nicht weiterhin als Waffe gebrauchen.

Die Vorbeugung von Gewalt an Schulen ist eines der Aktionsfelder von Günther Gugel. „Wenn Gewaltprävention an Schulen gelingen soll“, so der Diplom-Pädagoge vom Tübinger Institut für Friedenspädagogik, „dann muss manches zusammenkommen“. Dazu gehört neben einer genauen Analyse des Problems, dass es auch früh und auf mehreren Ebenen angegangen wird und die Methoden auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. „Entscheidend ist, dass bei Gewalt nicht weggeschaut wird“, so der Tübinger, „sonst kann keine Friedenskultur entstehen“. Er und sein Institut setzen auf die Entwicklung eines gewaltfreien Miteinanders. Dabei muss im Blick behalten werden, welche Risikofaktoren es gibt. Wer daheim Gewalt erfährt, exzessiv Medien nützt, in der Schule versagt, nicht gefördert wird sowie arm und ausgegrenzt ist, wird mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit Gewalt als Mittel verwenden als andere. „Wir müssen bei den Problemen ansetzen, die Kinder und Jugendliche haben, nicht bei denen, die sie machen“, so Gugels pädagogischer Blick. Er hat herausgefunden, dass es auch regelrechte Schutzfaktoren gibt, die Menschen stabil machen. Dazu gehören emotionale Beziehungen, aber auch ein positives Erleben seiner selbst und die Übernahme von Verantwortung. In diese Richtung ein „Schulethos“ zu entwickeln, das ist – neben Lehrkräften, die auch Vorbilder sind – laut Gugel die beste Prävention überhaupt.

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, so das Motto, mit dem Viola Rückert und Viktoria Darkashly vom Kultusministerium Baden-Württemberg ihren Vortrag über „Schulische Handlungsfelder und Rahmenbedingungen der Prävention“ ihres Arbeitgebers beschrieben hatte. Deutlich wurde, dass es durchaus dicke Bretter sind, die gebohrt werden, wenn die Konsequenz aus dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen gezogen werden sollen. Ohne Partner geht es nicht, so auch hier die Erkenntnis. Aber auch damit wird es Jahre gehen, bis ein Präventionsprogramm flächendeckend umgesetzt ist. Übernommen werden sollen vom Mobbing-Forscher aus Bergen vor allem, dass es um Haltung, klare Regeln und eine Kultur an der Schule geht, in der soziales Lernen ermöglicht wird. „Es ist ein Prozess, der Zeit, Entwicklung und Ressourcen braucht“, dämpften die beiden Fachfrauen zu große Hoffnungen. Dass sie es in Zeiten des Regierungswechsels nicht leicht haben, abzuschätzen, wohin der Zug am Ende fährt, wurde ebenso deutlich wie der Umstand, dass das Gewaltpräventionsprogramm am Ende nicht den Namen von Olweus tragen, sondern umbenannt werden wird. Das wiederum wurde von nicht wenigen im Heidelberger Publikum ausdrücklich bedauert.

Prävention zum Anfassen gab es zum Abschluss vom Leiter der Verkehrserziehung der Polizeidirektion, Holger Heckmann. Mehr als 7000 Viertklässler durchlaufen jährlich allein die Verkehrsschule seines Teams mit elf Kolleginnen und Kollegen. Für viele ist das die erste Begegnung mit den Ordnungshütern, die entsprechend sensibel gestaltet werden will. „Wir greifen zu Zaubertricks, Theater, bis hin zu praktischen Übungen“, gewährte der Polizist aus Passion Einblick ins Repertoire. „Über den Aha-Effekt kommen wir mit den Jugendlichen ins Gespräch“, verriet Heckmann sein Konzept für die Älteren. Regeln zu beachten, weil sie für sinnvoll für die Gemeinschaft erachtet werden, dass ist Heckmanns Thema, bei dem er auch die Erwachsenen in die Pflicht nimmt. Ob Mobiltelefon am Steuer oder Fahrradhelm, allzu oft werden den Jüngeren nämlich Regeln gegeben, die selbst nicht beachtet werden. „Fatal“, so Heckmanns Fazit, „denn Vorleben das Wichtigste für die Glaubwürdigkeit und damit auch für die Gewaltprävention“.

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