Kirchheim an der Weinstraße/Metropolregion Rhein-Neckar. J.S.Bachs berühmte Bauernkantate und mehrere Epiphaniaskantaten von Christoph Graupner in farbiger Besetzung stehen zu Jahresbeginn auf dem Programm beim Kantatenprojekt des Kirchheimer Konzertwinters am 7.Januar 2017 um 19:00 Uhr und am 8.Januar 2017 um 15:00 Uhr in der St.Andreas-Kirche in Kirchheim/Wstr. Johann Sebastian Bach ist vielen als bedeutender Komponist ein Begriff, Christoph Graupner hingegen nur wenigen Kennern. Die beiden Zeitgenossen Christoph Graupner (1683-1760) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) hatten sich in der Nachfolge von Johann Kuhnau 1723 um das Thomaskantorat zu Leipzig beworben. Der Wunschkandidat des Leipziger Stadrats, Georg Philipp Telemann, zog es, vor in Hamburg zu bleiben und hatte abgesagt, dafür aber Graupner empfohlen. Dieser bekam zwar nach erfolgreichem Probedirigat zuerst den Zuschlag, sagte dann aber ebenfalls ab, da er von seinem Landesfürsten in Darmstadt kein Plazet bekommen hatte. Somit ging der Posten als quasi “dritte Wahl” an den heute weltberühmten Johann Sebastian Bach.
Doch wer war dieser Graupner, der damals selbst einem Bach vorgezogen wurde ? Über 1400 Kantaten, das Siebenfache von Bach, hat Christoph Graupner in 55 Jahren in Darmstadt komponiert, einen ungeheuren Schatz, der bis heute weitestgehend unbehelligt im Archiv der Darmstädter Universitätsbibliothek schlummert. Das von dem pfälzischen Bassbariton und Leipziger Bachpreisträger Dominik Wörner gegründete und mit herausragenden Musikerinnen und Musikern der Alte-Musik-Szene besetzte Kirchheimer BachConsort widmet sich in einem eigenen Projekt einem Teil dieses gewaltigen Erbes. Unter der Leitung der finnischen Konzertmeisterin Sirkka-Liisa Kaakinen-Pilch musiziert ein renommiertes Gesangssolistenquartett ( Sarah Wegener, Sopran – Kai Wessel, Altus – Georg Poplutz -Tenor – Dominik Wörner, Bassbariton ) Dabei gelangen fünf ausgewählte Epiphaniaskantaten in farbiger Instrumentierung (von Flauto d´amore bis Tenor-Chalumeau) dank exklusiv angefertigter Editionen zur Wiedererstaufführung, um zu zeigen, welch immense Qualität diese zu Unrecht nahezu vergessene Musik hat. Dabei erklingt auch die letzte überlieferte geistliche Kantate, Gott der Herr ist Sonne und Schild, die 1754 kurz vor Graupners Erblindung entstanden ist.
Dem Pentaptychon an Epiphaniaskantaten Graupners wird in beiden Konzerten nach heutiger Datierung die zuletzt überlieferte Kantate von 1742, die teilweise in obersächsischer Mundart verfasste Bauernkantate (Cantate Burlesque) BWV 212, gegenübergestellt, einem gewissen Kammerherrn Dieskau, einem Vorfahren mütterlicherseits des berühmten Sängers, zum 36. Geburtstag gewidmet. Somit wandeln beide damaligen Kontrahenten auf jeweils anfänglich fremdem Terrain: Der ursprünglich opernaffine Graupner, der vor Darmstadt am Hamburger Gänsemarkt mit seinen Opern reüssierte, mit geistlichen Kantaten und der hauptsächlich geistliche Werke komponierende Bach mit einer herrlich lustigen, bisweilen fast frivolen weltlichen Geburtskantate, die den überaus talentierten, jedoch leider verhinderten Opernkomponisten erahnen lässt. Graupner & Bach: eine spannende Gegenüberstellung des Spätwerks zweier großer Komponisten des 18. Jahrhunderts, die der Nachwelt Bedeutendes hinterlassen bzw. eine Ahnung dessen hinterlassen haben, was hätte sein können – einen immer noch zu hebenden und einen für die Nachwelt leider verlorenen, da bedauerlicherweise nie entstandenen musikalischen Schatz.
Der SWR wird die außergewöhnliche Aufführung aufzeichnen. Sowohl auf SWR2 als auch in Deutschlandradio Kultur wird der Mitschnitt anschließend zeitnah gesendet. Zusätzlich wird das Label cpo die Produktion Ende des Jahres auf CD herausbringen. Der Eintritt zu den beiden Konzerten ist frei, zur Deckung der Unkosten wird um Spenden gebeten. Veranstalter ist der Freundeskreis für Kirchenmusik in Kirchheim/Weinstraße e.V. in Zusammenarbeit mit der Prot. Kirchengemeinde.
Über die Konzertreihe:
Der Kirchheimer Konzertwinter wird vom Freundeskreis für Kirchenmusik in Kirchheim/Weinstraße e.V. in Zusammenarbeit mit der Protestantischen Kirchengemeinde veranstaltet. Alte Musik steht regelmäßig im Mittelpunkt der 1990 gegründeten Konzertreihe in der Protestantischen Kirche St. Andreas. Der Themenschwerpunkt in der Saison 2016/2017 lautet: „VIELFALT“. Künstlerischer Leiter ist der Bassbariton und Bachpreisträger Dominik Wörner.
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