Mannheim / Qingdao / Rhein-Neckar – . Sieben Tage dauerte die Mannheimer Delegationsreise um Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in China, drei davon verbrachte die Delegation in Qingdao. Die bestimmenden Themen in der Metropole am Gelben Meer waren Bildung, Wissenschaft und Kreativwirtschaft.
Qingdao ist gegenwärtig dort, wo Mannheims Partnerstadt Zhenjiang noch hin will: Mit über acht Millionen Einwohnern und einem Wirtschaftswachstum im zweistelligen Bereich gilt die Stadt mit den deutschen Wurzeln als eine der bedeutendsten Wirtschaftsmetropolen Chinas. Am Abend des 15. Januar wurde die Delegation von Oberbürgermeister Xia Geng und seiner gesamten Stadtspitze empfangen. „Der Besuch der Mannheimer Delegation ist ein Meilenstein für unsere Beziehungen“, so Xia. Bald wolle er ebenfalls eine Abordnung nach Mannheim senden. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz betonte, die Gemeinsamkeiten, die es zwischen beiden Städten gebe. „Ein engerer Austausch ist für beide Seiten von Vorteil.“
Denn die Wirtschaftsmetropole Qingdao auch bei einem ganz speziellen Thema ein Vorreiter in der Entwicklung Chinas: der Kreativwirtschaft. Die Mannheimer Delegation besuchte den „Creative 100 Industrial Park“, eine Institution für Kreativwirtschaftler, die große Ähnlichkeit mit dem Musikpark aufweist. Gründer und etablierte Unternehmen aus den Branchen Musik, Design, Mode und Kulturwirtschaft sind hier vertreten. Die Gründer erhalten ein Jahr staatliche Unterstützung, danach müssen sich die Unternehmen selbst tragen. In Qingdao gibt es insgesamt 21 solcher Kreativ-Parks, manche sind auf Bereiche wie Industriedesign oder Innendesign spezialisiert. „Die Vorteile der Kreativ-Parks liegen in der Clusterbildung, den gemeinsamen Projekten und Netzwerken“, dozierte Deng Bin, der Manager des Parks. Die Kreativen waren begeistert vom Mannheimer Besuch; erste Kontakte wurden geknüpft, weitere sollen bald hergestellt werden. „Ein Austausch im Bereich Kreativwirtschaft kann sowohl auf Ebene der Kreativ-Parks als auch zwischen den Unternehmen selbst stattfinden“; freute sich der Mannheimer Oberbürgermeister. Er sei sicher, dass sich schnell eine Zusammenarbeit etablieren könne.
Zusammenarbeiten wollen die beiden Städte auch in den Bereichen Bildung und Wissenschaft. „Unsere Studenten haben nach ihrem Abschluss keine praktischen Erfahrungen, weshalb sie für Unternehmen nicht so attraktiv sind“, erklärte der für Außenwirtschaft und –handel zuständige Chunyu Xianli. Das Modell der deutschen Fachhochschulen ist für ihn deshalb besonders interessant. Prof. Dietmar von Hoyningen-Huene, ehemaliger Rektor der Hochschule Mannheim, stellte ein Programm in Aussicht, bei dem chinesische Studenten an der Hochschule studieren könnten und einen deutschen Abschluss erhalten. „Ein solches Programm haben wir mit Indonesien erfolgreich durchgeführt, das wäre auch für Studenten aus Qingdao attraktiv“, so Hoyningen-Huene. Neben den Hochschulen würden dann vor allem deutsche Unternehmen von den gut ausgebildeten Chinesen profitieren.
„Insgesamt ist der Aufenthalt in Zhenjiang und Qingdao sehr positiv zu bewerten“, sagte Oberbürgermeister Kurz zum Ende der Reise. Man sei sehr offen empfangen worden, und die deutschen Erfahrungen in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft stießen bei den Chinesen auf großes Interesse. „In beiden Städten war zu spüren, dass die Weltmacht China sich dem Westen öffnet“, stellte Kurz fest, „Deutschland verpasst eine große Chance, wenn es sich hier nicht entschieden einbringt.“ Mit der Reise der Mannheimer Delegation nach Zhenjiang und Qingdao ist der Grundstein für ein dauerhaftes Engagement gelegt.