Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Vortrag und Diskussion für Schüler und Interessierte
Das Anna-Freud-Forum erwartet Herrn Dr. med. Peter Uebel am 08.02.2017 im Stammhaus der Schule als ersten Experten zum Thema „Armut und Gesundheit“. In seiner Eigenschaft als Beirat im Förderverein der Anna-Freud-Schule unterstützt Dr. Peter Uebel die Pädagogik in der Domäne Gesundheit an dieser Schule. Er wird erstmals für Schüler/innen aus dem Bereichen des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales, der Fachschule für Heilerziehungspflege und andere Interessierte zu diesem wichtigen Thema ein Grundsatzreferat halten und danach Fragen der Anwesenden beantworten.
Die frühere Bundesregierung stellte bereits in einem Reichtumsbericht aus dem Jahr 2013 fest, dass 15% der Bevölkerung in Deutschland in Armut leben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind das ca. 12 Mill. Menschen in einem Wohlstandsland, wobei davon 2,5 Mill. Kinder betroffen sind. Studien belegen, dass arme Menschen in der Gesellschaft i.d.R. kränker sind als die in normalen Verhältnissen lebenden Menschen. Insbesondere sind ärmere Menschen signifikant stärker von bestimmten Krankheiten, die sich aus den Lebensumständen ergeben, betroffen. Vor allem suchen arme Menschen seltener den Arzt auf, was leider auch in den Fällen feststellbar ist, in denen dringend behandlungsbedürftige Erkrankungen bei den Menschen vorliegen. Es existiert aber auch eine Korrelation zwischen einer Verschuldung und einer Krankheit, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass eine private Überschuldung ein entscheidender Auslöser für Krankheiten darstellt. Daneben ist bei den von Armut betroffenen Menschen die Lebenserwartung deutlich geringer. Aus den der Anna-Freud-Schule vorliegenden Zahlen besteht bei den Männern ein Lebenserwartungsunterschied von 11 Jahren und bei den Frauen von 8 Jahren zwischen dem reichsten und dem ärmsten Viertel der deutschen Bevölkerung. 31% der von Armut betroffenen Männer erreichen nicht das 65. Lebensjahr. Armut führt bei den Betroffenen damit nicht nur zu einer geringeren gesellschaftlichen Partizipationsmöglichkeit bzw. gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Teilhabe, Armut bedeutet in einem der reichsten Länder der Erde auch, früher sterben zu müssen. Mit der Armut gehen strukturelle Gesundheitsversorgungsausschlüsse, -hindernisse und -defizite einher, die von einem gesellschaftlich verantwortlichen Gesundheitswesen nicht ignoriert werden. Dr. med. Peter Uebel hat sich in der Vergangenheit diesem Problem als „Streetdoctor“ in Ludwigshafen gestellt und will im Rahmen des Anna-Freud-Forums Schüler/innen der Anna-Freud-Schule über dieses Thema im Detail vor Ort informieren und seine gesellschaftspolitischen Ansätze für eine bessere Gesundheits- und medizinische Versorgungssituation von armen Menschen, insbesondere wohnungslosen bzw. obdachlosen Menschen, darstellen.