Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar – ist ein sehr begehrter Wohnstandort; hohe und stark steigende Preise für Wohnraum sind die Folge. Wie sich der Wohnungsbedarf langfristig entwickeln wird, wurde nun im Rahmen einer Wohnraumbedarfsanalyse untersucht. Zentrales Ergebnis: Bis 2030 bleibt die Nachfrage nach neuem Wohnraum in Heidelberg ungebrochen.
„Heidelberg ist und bleibt ein sehr attraktiver Standort mit einer hohen Nachfrage nach Wohnraum. Die Studie hat gezeigt, dass wir auch über die Bahnstadt und die Konversionsflächen hinaus neue Wohnungen brauchen, um den Preisanstieg eindämmen zu können. Wir müssen uns also mit der Frage auseinandersetzen, wo in Heidelberg neuer Wohnraum entstehen kann und wie wir insbesondere preisgünstigen Wohnraum schaffen können“, erklärte Erster Bürgermeister Bernd Stadel.
Wohnraumbedarf über Bahnstadt und Konversionsflächen hinaus
Die Wohnraumbedarfsanalyse wurde vom Institut Gewos aus Hamburg durchgeführt und basiert auf der Bevölkerungsprognose für Heidelberg, Expertenbefragungen und allgemeinen Wohntrends, wie etwa der Zunahme von Einpersonenhaushalten und seniorengerechten Wohnungen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die geschätzten 5.200 Wohneinheiten, die in der Bahnstadt und auf den Konversionsflächen entstehen werden, den Heidelberger Wohnungsmarkt nur vorübergehend entspannen werden. Spätestens ab 2020 wird der Bedarf wieder deutlich zunehmen.
Insgesamt sehen die Gutachter in Heidelberg über die Bahnstadt und Konversionsflächen hinaus einen zusätzlichen Bedarf an 6.200 Wohnungen. Die Zahl ergibt sich aus dem Bedarf an neuen Wohnungen (2.400 Wohnungen) und dem Ersatz abgängiger Wohnungen, die etwa durch Zusammenlegung oder Abriss verloren gehen (3.800 Wohnungen).
Ein- und Zweifamilienhäuser sind gefragt
Eine besonders hohe Nachfrage gibt es nach Ein- bis Zweifamilienhäusern. So müssten bis 2030 mindestens 1.100 Wohneinheiten in Ein- oder Zweifamilienhäusern entstehen, um die Nachfrage zumindest im bisherigen Umfang bedienen zu können – die tatsächliche Nachfrage ist noch deutlich höher. Der Nachteil dieser Wohnform ist der hohe Flächenverbrauch, weshalb die Gutachter empfehlen, verstärkt auf kompaktere Wohnformen zu setzen wie Reihen- und Stadthäuser.
Preiswertes Wohnen in Heidelberg
Intensiv widmet sich die Analyse auch dem Thema preiswertes Wohnen. In Modellrechnungen, wonach ein Haushalt maximal ein Viertel bis ein Drittel des Haushaltsnettoeinkommens für die Kaltmiete aufbringen kann, gibt es bis 2020 einen Bedarf an 450 bis 970 Wohnungen mit einem Mietpreis nicht über fünf Euro und 680 bis 1.360 Wohnungen mit einem Mietpreis zwischen fünf Euro und 7,50 Euro.
Dieser Bedarf kann zum Teil durch Neubauten gedeckt werden, indem etwa das Baulandmanagement angewendet wird. Dabei schafft die Stadt nur dann Baurecht, wenn sich Bauherren verpflichten, 20 Prozent vergünstigt abzugeben. Mehr verspricht sich der Gutachter aber davon, auslaufende Mietbindungen bei bestehenden Wohnungen durch entsprechende Zuschüsse zu verlängern.
Zudem gibt es noch das Instrument der Erhaltungssatzung, die die soziale und bauliche Struktur eines Gebiets sichert. Luxussanierungen in einem preisgünstigen Quartier können so verhindert werden. Die rechtlichen Hürden sind jedoch hoch und das Instrument greift nur, wenn das betreffende Gebiet noch ein niedriges Preisniveau hat. Darüber hinaus gibt es bei der Stadt Heidelberg bereits ein umfassendes Wohnraumförderprogramm mit zinsverbilligten Darlehen für Familien, Zuschüssen zu barrierefreien Umbauten und energetischen Sanierungen oder Förderung gemeinschaftlicher Wohnprojekte.
Politische Diskussion notwendig
Bernd Stadel: „In Heidelberg gibt es ohne Zweifel eine große Nachfrage nach günstigem Wohnraum. Mit der städtischen Wohnungsgesellschaft GGH sind wir schon gut aufgestellt. Die Hälfte aller GGH-Wohnungen kosten derzeit 5,75 Euro pro Quadratmeter oder weniger. Der Bedarf ist aber höher. Deshalb sind auch Initiativen wie das vom Oberbürgermeister initiierte „Bündnis für Wohnen“ immens wichtig. Jetzt gilt es, eine intensive politische Diskussion zu beginnen, etwa zu Fragen, wo neuer Wohnraum entstehen kann und wie viel wir als Stadt finanziell schultern können. Die vorliegende Studie liefert eine sehr gute Basis für eine sachorientierte Diskussion.“
Die Wohnraumbedarfsanalyse wurde am 11. September 2013 im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss vorgestellt, die abschließende Beratung erfolgt am 9. Oktober 2013 im Gemeinderat.
Weitere Informationen
Fragen zur Eigentums- und Mietwohnraumförderung beantwortet das Technische Bürgeramt unter der Telefonnummer 58-25100 oder 58-25110, sowie per E-Mail unter technisches.buergeramt@heidelberg.de. Weitere Informationen gibt es auch unter www.heidelberg.de/foerderprogramm, „Wohnraum“.