Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Innovationen haben in einer wissensbasierten Gesellschaft eine besondere Bedeutung. „Ein effizienter Wissens- und Technologietransfer von der Forschung in die Wirtschaft ist dabei ein entscheidender Faktor im Wettbewerb zwischen Regionen und Ländern“, so Dr. Gerhard Vogel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, in seiner Begrüßungsrede zum Mannheimer Abend der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar. Wie eine durch die IHK beim Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Auftrag gegebene Studie zeigt, ist die Wirtschaft im Bezirk der IHK Rhein-Neckar in diesem Bereich innerhalb Baden-Württembergs führend. „Allerdings fällt auf, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen Hemmschwellen haben, mit Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten“, erläuterte Vogel. Für den stark mittelständisch geprägten IHK-Bezirk wurde daher die Stelle eines Technologie-Coaches geschaffen. Aktuell baut er eine Online-Datenbank auf, mit der sich Firmen und Forschungseinrichtungen leichter vernetzen können.
Neben den forschenden Unternehmen setzen insbesondere Hightech-Ausgründungen aus dem akademischen Bereich Ideen in Innovationen um. Sie stellen einen wichtigen Kanal für einen erfolgreichen Technologietransfer aus Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen für die Kommerzialisierung neuer Entwicklungen dar. „Leider gibt es in Deutschland zu wenige dieser akademischen Spin-Offs“, so Vogel. Dabei mangele es zwar nicht an originellen Ideen. Die Ausgründung von Spin-offs in der akademischen Welt findet nach Ansicht des IHK-Präsidenten jedoch hierzulande immer noch zu wenig Anerkennung. „Vielleicht sollte man einmal anregen, dass in die diversen Hochschulrankings, die deutschlandweit veröffentlicht werden, auch die Zahl der Unternehmensausgründungen mit eingeht“, schlägt Vogel vor.
Die IHK Rhein-Neckar engagiert sich besonders für die Ausgründung aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Außerdem arbeitet die Kammer eng mit den beiden Gründerverbünden in der Region zusammen, die sich die Förderung von Spin-Offs auf die Fahnen geschrieben haben. Dies ist zum einen der „MAFINEX Gründerverbund Entrepreneur“ in Mannheim, in dem sich die Universität, die Hochschule, die Duale Hochschule und die Popakademie in Mannheim zusammengeschlossen haben. Im Heidelberger Gründerverbund, den „Heidelberg-StartUp-Partners“, kooperieren die Universität, die Pädagogische Hochschule und die SRH Hochschule Heidelberg, sowie das Deutsche Krebsforschungszentrum und das Europäische Molekularbiologische Laboratorium. Mit dem Wissenschaftsabend der IHK Rhein-Neckar, an dem in diesem Jahr über 500 Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft teilnahmen, bietet sich eine weitere Plattform zum Meinungsaustausch. Er ist eine gemeinsame Veranstaltung der IHK Rhein-Neckar, aller Hochschulen und zahlreicher Forschungsinstitute aus dem IHK-Bezirk Rhein-Neckar. „Hier können heute Abend erste Kontakte geknüpft oder bestehende intensiviert werden“, sagte Vogel. Ideen dazu sollen auch die beiden Referenten des Abends bieten.
Die Folgen des sogenannten „Permanently Online/ Permanently Connected“ erläuterte im Rahmen des IHK-Wissenschaftsabends Prof. Dr. Peter Vorderer von der Universität Mannheim. So sind immer mehr Menschen, vor allem jüngere, nahezu jederzeit online; ob im Klassenzimmer, bei der Arbeit oder unterwegs im Zug und in der Straßenbahn. In seinem Vortrag „Logistikagenda 2020 – Der Standort Deutschland“ widmete sich Prof. Dr. Michael Schröder von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim aktuellen Herausforderungen für das deutsche Verkehrswesen und warf einen Blick auf zukünftige Entwicklungen in dieser Branche.
Zur Standortpolitik gehört aus Sicht der Wirtschaft auch Hochschulpolitik.
Denn wie der IHK-Fachkräftemonitor zeigt, steigt bei den Firmen der Region insbesondere in den Bereichen Elektrotechnik, Wirtschaftswissenschaften,
Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Informatik der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften rasant. Aus diesem Grund hat sich die IHK Rhein-Neckar an regionalen Workshops des Wissenschaftsministeriums von Baden-Württemberg beteiligt. Ziel ist es, frühzeitig wichtige Weichen für den geplanten Ausbau der Studienanfängerplätze zu stellen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels betrachtet die IHK Rhein-Neckar allerdings die hohen Abbrecherquoten unter den Studierenden mit Sorge. „Deutschland hat nicht nur Bedarf an innovativen Spitzenkräften“, so Vogel. „Firmen brauchen auch qualifizierte Mitarbeiter, die beispielsweise Steuerungs- oder Vertriebsaufgaben übernehmen können.“
Mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim ist die IHK Rhein-Neckar daher eine Kooperation in Sachen Fachkräftesicherung eingegangen. Zukünftig werden an dieser Hochschule Studien-Abbrecher direkt bei ihrer Exmatrikulation über die IHK-Ausbildungsberatung informiert.
„Auch mit einem Studienabbruch kann sich die Tür zu einer erfolgreichen Berufskarriere weit öffnen. Lassen Sie die jungen Menschen bei ihrem Weg auf dem Arbeitsmarkt nicht alleine,“ appellierte der IHK-Präsident an die anwesenden Hochschulvertreter, sich ebenfalls der Kooperation anzuschließen.
Die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft wurde auch in diesem Jahr durch die Verleihung des mit jeweils 5.000 Euro dotierten Klaus O. Fleck Preises für herausragende Forschungsarbeiten verdeutlicht. Ausgezeichnet wurden Dr. Philipp Deschermeier und Dr. Marcel Stierl für ihre Dissertationen zu den Themen „Die Entwicklung der Bevölkerung und der Erwerbspersonen in der Metropolregion Rhein-Neckar“ bzw. „Corporate Social Responsibility – Eine Analyse aus Anbieter- und Kundenperspektive in Business-to-Business-Märkten“. Beide haben an der Universität Mannheim promoviert.
Die Mannheimer Philharmoniker unter der Leitung von Boian Videnoff rundeten den Abend mit der „Serenade für Streichorchester“ von Peter Tschaikowsky ab.
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