Haßloch / Metropolregion Rhein-Neckar – HLL übergibt Sophie-Scholl-Realschule-Schülerpass an Schulleitung und Förderverein der Realschule Plus
„Die Ausbildungsreife der Jugendlichen bleibt ein Top-Thema: 64 Prozent der Unternehmen nennen Defizite bei Schulabgängern als Ausbildungshemmnis Nummer eins.“ Dem wollten die Sophie-Scholl-Realschule und die Haßlocher Liste (HLL) entgegensteuern. Dazu wurde in Haßloch das Projekt des Schülerpasses von Schülern für Schüler von der Haßlocher Liste (HLL) entwickelt.
Alle 110 Schüler der 8. Klassen des Realschulzweiges haben einen Ordner mit dem 54-seitigen Schülerpass und einen USB Stick mit den entsprechenden Vordrucken erhalten. In einer dreistündigen Schulung haben die Projektleiter Volker Mehrmann (Realschule Plus) und Willi von Lohr (HLL) die Schüler auf das Arbeiten mit dem Schülerpass vorbereitet. Im Beisein von Bürgermeister Hans-Ulrich Ihlenfeld wurde der Schülerpass symbolisch an Rektorin Annette Weber und den Leiter des Fördervereins, Volker Hammer, von Projektleiter Volker Mehrmann und dem stellvertretenden HLL-Vorsitzenden Willi von Lohr übergeben. Die beteiligten Schüler der Schülerpass-AG wurden für ihre Leistungen mit einem Büchergutschein belohnt. Bei der Übergabe dabei war auch der zuständige Berufsberater Carlo Gonschor von der Arbeitsagentur, die das Projekt „Schülerpass“ mit Rat und Tat unterstützte.
Fahrplan zur Berufsorientierung
Einen Fahrplan für die vertiefte Berufsorientierung mit den Inhalten Leitfaden, Nachschlagewerk sowie Nachweis- und Kontrollhilfe zu entwickeln, war Aufgabenstellung der Arbeitsgemeinschaft in der Sophie-Scholl-Realschule mit zehn Schülern der 9. sowie drei Schülern der 10. Klasse unter Leitung von Berufsorientierungslehrer Volker Mehrmann und Willi von Lohr . In der Schule werden schon seit zwei Jahren umfangreiche Maßnahmen im Rahmen des Projektes „Fit for Future“ zur Verbesserung der Ausbildungsreife von Schülern mit Unterstützung von Arbeitsagentur, IHK, Handwerkskammer, Förderverein und Haßlocher Betrieben pilotiert und erfolgreich umgesetzt.
„Der Schülerpass ersetzt nicht die Berufsorientierungs-aktivitäten von ‚Fit for Future’ und ‚ready steady go’, er zeigt auf, welche Maßnahmen zur Verbesserung der Berufsorientierung durchgeführt werden sollen“, erklärt Dipl.-Betriebswirt Willi von Lohr. Schüler der Klassen 8-10, die sich mit der Ausbildungswahl noch nicht sicher sind, können den von der HLL entwickelten „Fit for Future check“ im Internet (www.hasslocher-liste.de ) herunterladen und dabei Status ihrer Berufsorientierung erhalten und Ansätze zur Verbesserung erkennen.
Um die Eltern der zukünftigen 8. Klassen auf den Schülerpass vorzubereiten, fand bereits im April ein Elternabend mit reger Beteiligung statt, bei dem über die Inhalte und das Arbeiten mit dem Schülerpass informiert wurde. Der Förderverein stiftete für jeden Schülerpass-Schüler einen USB-Stick, auf dem der Schülerpass gespeichert ist. So können jederzeit Dokumente wieder hergestellt werden bzw. der USB-Stick für die zu erstellenden Bewerbungsunterlagen verwendet werden.
Willi von Lohr: „Alle Schüler wurden über die W-Fragen zum Schülerpass gesondert informiert und eine Schülerpass-Sprechstunde für offene Fragen eingerichtet. Besondere Unterstützung werden die Schüler der 8. Klasse von ihren Schülerpaten erhalten. Die Schüler, die den Pass ein Jahr mit getestet und entwickelt haben. werden als Ansprechpartner fungieren.“ Schülerpass-Paten sind: Rebecca Sonneck, Rosine Christian, Ann-Kathrin Hohmann, David Freitag, Elias Magin, Marc Cavalar, Dennis Moser, Annika Himmighöfer, Anna Walter, Michelle König.
Schülerpass im Landtag beschlossen
Aufgrund des demographischen Wandels stünden die Chancen gut, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, wenn die Hürde Ausbildungsreife geschafft würde. Volker Mehrmann und Willi von Lohr sind fest überzeugt: „Mit dem Schülerpass hat jeder Schüler jetzt eine wesentlich bessere Chancen die Hürde Ausbildungsreife zu meistern.“
Auch überregional habe der Schülerpass entsprechende Würdigung erhalten so Willi von Lohr. „Auf Antrag der FDP-Fraktion hat der rheinland-pfälzische Landtag die landesweite Einführung des Schülerpasses oder vergleichbarer Zertifikate für Rheinland-Pfalz einstimmig beschlossen“.
Ausbildungsreife wichtiges Schulziel
„Im globalen Wettbewerb sind Bildung und qualifizierte Ausbildung einer der wichtigsten Standortfaktoren für unser Land“, sind sich Willi von Lohr und Lehrer Volker Mehrmann einig. „Gestiegene Anforderungen und hohe Erwartungen der Wirtschaft, die im internationalen Wettbewerb steht, sind für Schülerinnen und Schüler die Herausforderung an ihre Zukunft. Viele schätzen leider die eigenen Fähigkeiten unrealistisch ein.“ Eine aktuelle Umfrage zeige in Rheinland-Pfalz, dass 75 Prozent der Betriebe trotz der Krise die Zahl ihrer Ausbildungsplätze für 2009 erhöhen oder das bisherige Angebot beibehalte wollten. Gleichzeitig könne jedoch jeder 5. Ausbildungsplatz nicht besetzt werden, weil die Qualifizierung der Bewerber nicht ausreiche.
„Eine qualifizierte Berufsorientierung und die Erlangung der Ausbildungsreife sind deshalb die wichtigste Zielsetzung für Schule, Eltern, Verbände und die Politik. Die meisten Schüler haben das Potential um die erforderliche Ausbildungsreife zu erlangen“, sind Mehrmann und von Lohr überzeugt. Die Erlangung der Ausbildungsreife und die Berufswahl seien für die Schüler komplizierte und langwierige Prozesse, die über genannten Maßnahmen hinaus noch unterstützt werden müssten. „Die Schüler benötigen spätestens ab der 8. Klasse einen Fahrplan zur Berufsorientierung.“ Deswegen wird der Schülerpass auch für den Berufsreifezweig der Realschule Plus angepasst werden. Eine Verbesserung der Ausbildungsreife konnte mit Haßlocher Schülerinnen und Schülern bereits mit folgenden Aktivitäten erzielt werden: Erkundung der Meisterschule für Handwerker (MHK), gemeinsamer Besuch von Ausbildungs-messen, Bewerbungsmappen-Check, Einstellungstest-training, Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch, Üben von realen Vorstellungsgesprächen, Online-Bewerbung/-Einstellungstesttraining, „Schüler erkunden Unternehmen, Ausbildungsbörse“, „Schüler lesen Zeitung“, Erkundung der langen Nacht der Ausbildung, echte Azubis befragen, Ausbildung live erleben, Informationen sammeln, Betriebe entdecken durch „Schnupper-Praktika“, Schüler erleben, erfragen und überprüfen ein bis zwei Nachmittage ihren Wunschberuf.
Der Schülerpass selbst habe zwei Funktionen: er zeige mit Stationen und Aktivitäten den Weg auf, den ein Schüler bis zur Ausbildungsreife und konkretem Berufswunsch gehen soll. Er diene aber auch als Nachweis über die erfolgten Maßnahmen. Er soll zu Eigeninitiative der Schüler anregen, unterstützt aber auch Eltern und Berufsberater.