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Ludwigshafen – Guter Start ins Kinderleben

Ludwigshafen – Gemeinsames Modellprojekt “Guter Start ins Kinderleben”: 14 Teilnehmerinnen schließen Weiterqualifizierung erfolgreich ab – Ludwigshafen richtet Fachdienst “Guter Start ins Kinderleben” ein.
 
Seit 1. August 2007 ist Ludwigshafen einer von bundesweit acht Standorten des Modellprojektes “Guter Start ins Kinderleben”. Weiterer Standort in Rheinland-Pfalz ist außerdem die Stadt Trier. Ein Jahr lang haben sich 14 Teilnehmerinnen aus Ludwigshafen und Trier auf dem Fachgebiet “Entwicklungspsychologische Beratung – EPB” weitergebildet. Die Übergabe der Zertifikate erfolgte im Rahmen einer Fachveranstaltung, bei der auch über den aktuellen Stand des Modellprojektes berichtet wurde. Zur Umsetzung des Modellprojektes hat die Stadt Ludwigshafen am Rhein zum 1. März 2008 einen Fachdienst “Guter Start ins Kinderleben” mit zwei Mitarbeiterinnen des Jugendamtes eingerichtet.
Im Rahmen eines Pressegespräches am 27. Juni 2008 informierten Jugenddezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg, Claudia Porr, Referatsleiterin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familien und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz, Markus Trescher, Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH sowie Dr. Barbara Filsinger, Chefärztin der Geburtshilflichen Klinik des Perinatalzentrums am St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen, und Jürgen May, Abteilungsleiter Grundsatzfragen beim Jugendamt, als Ludwigshafener Projektverantwortliche über das Modellprojekt, den neuen Fachdienst der Stadt Ludwigshafen am Rhein und die Fachveranstaltung.
“Wir sehen es als Beweis für die bisherige gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und die funktionierenden Kooperationsstrukturen im Bereich der Jugendhilfe in Ludwigshafen, dass die Stadt als Standort für das Modellprojekt ‘Guter Start ins Kinderleben’ ausgesucht wurde. Wir ha-ben die Chance, neue Ansätze im Kindesschutz zu erproben und das Engagement, mit dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich für dieses Projekt einsetzen, zeigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind. Beim Kinderschutz ziehen wir alle an einem Strang und haben mit dem Modellprojekt die Möglichkeit den Eltern zum frühestmöglichen Zeitpunkt, nämlich schon vor der Geburt eines Kindes, Hilfsangebote zu machen”, so Jugenddezernentin Prof. Dr. Reifenberg. Deswegen habe die Stadt Ludwigshafen am Rhein den Fachdienst “Guter Start ins Kinderleben” gegründet.
“Die beiden Mitarbeiterinnen sind zertifizierte Kinderschutzfachkräfte und sind ausschließlich für das Modellprojekt eingesetzt. Sie sind Ansprechpartnerinnen für die Geburtsklinik, für die Familien und die auswärtigen Jugendämter, mit denen wir in der Zwischenzeit Kooperationsvereinbarungen getroffen haben, um den Ablauf im Einzelfall zu regeln. Ab 1. August beziehen die Kolleginnen ihre Diensträume im Gesundheitsamt. Damit werden wir im Vollzug des Landeskinderschutzgesetzes Rheinland-Pfalz die Vernetzung von Gesundheitsämtern und Jugendämtern räumlich umsetzen”, erläuterte Reifenberg. Auch Claudia Porr vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familien und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz unterstrich die Bedeutung des Modells: “Das Projekt ‘Guter Start ins Kinderleben’ in Ludwigshafen und Trier hat Pate gestanden für das Kinderschutzgesetz Rheinland-Pfalz. Dies gilt insbesondere für die lokalen Netzwerke, die mit dem neuen Landesgesetz in allen Landkreisen und Städten des Landes verbindlich eingerichtet und einen wesentlichen Beitrag für ein geschütztes und gesundes Aufwachsen von Kindern in Rheinland-Pfalz leisten werden.” In Ludwigshafen und Trier wird die Kooperation von Gesundheitswesen und Jugendhilfe bei frühkindlichen Hilfen beispielhaft erprobt. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch die Universität Ulm. Seit 1. August 2007 wurden im St. Marienkrankenhaus rund 1 200 Geburten gezählt. Die Eltern stammten aus Ludwigshafen und der gesamten Region. 84 Familien, dies entspricht sieben Prozent aller Familien, wurden in dieser Zeit im Rahmen des Projektes unterstützt. 25 Prozent dieser Hilfe- und Beratungsangebote gingen an Familien, die nicht in der Stadt leben. Von den 84 Familien wurden 21 aus Ludwigshafen und sieben Familien aus dem Zuständigkeitsbereich anderer Jugendämter weitergehende Jugendhilfeleistungen gewährt. Bei den anderen Familien beschränkte sich das Angebot auf Beratungsgespräche. “Wir merken, dass wir durch die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen vielen Kindern und ihren Familien helfen können. Oft sind es nur kleine Dinge, wie beispielsweise eine beschleunigte Bearbeitung des Elterngeldantrages, manchmal wird jedoch auch intensivere Hilfe benötigt, die unsere Hebammen den Familien vermitteln als Brücke zu den Hilfsangeboten. Wir hoffen, dass wir die Arbeit für die Familien auch nach Ende des Projekts fortsetzen können und dies weiterhin unterstützt wird”, erklärte Dr. Barbara Filsinger. Der Start ins Kinderleben finde fast immer in Geburtskliniken statt, die damit nach den behandelnden Frauenärzten oft die ersten Ansprechpartner für einen besseren Kinderschutz seien. Müttern, deren Ressourcenbedarf höher eingeschätzt werde als die tatsächlich vorhandenen Ressourcen, bieten neun speziell geschulte Familienhebammen eine niedrigschwellige, aufsuchende Hebammennachsorge an, die über die rein medizinische Betreuung hinausgeht.
Das Modellprojekt ist zeitlich befristet bis 31. Dezember 2008. Die Evaluation der Daten wird bis Ende 2009 erfolgen. “Wir konnten den Familien und ihren Kindern einen guten Start vermitteln und unbürokratisch dabei helfen, dass die Belastungssituation, die mit der Geburt eines Kindes und der damit verbundenen Umstellung des Familienlebens oft zusammenhängt, aufgefangen werden konnte. Uns liegt an dieser Stelle allen sehr viel daran, auf folgendes hinzuweisen: Es handelte sich nicht um dramatische, für die Kinder gar lebens-bedrohliche Situationen. Die Familien haben unsere Hilfeangebote gut angenommen und es hat sich gezeigt, dass die besondere Vertrauenssituation, die in der Geburtsklinik zu Hebammen und Ärztinnen sowie Ärzten besteht, sich sehr positiv auf die Arbeit mit den Familien auswirkt”, erklärte Jürgen May vom Jugendamt. Ein wesentlicher Bestandteil des Modellprojektes ist die Weiterbildung von Teilnehmerinnen in Entwicklungspsychologischer Beratung. Insgesamt 14 Teilnehmerinnen aus Trier und Ludwigshafen haben ein Jahr lang diese Ausbildung erfolgreich durchlaufen und nun zum Abschluss des letzten viertägigen Ausbildungsblocks ihre Zertifikate erhalten. Bei der Entwicklungspsychologischen Beratung junger Eltern handelt es sich um ein Unterstützungsprogramm für deren Umgang mit ihrem Säugling beziehungsweise Kleinkind. Basierend auf neuesten Forschungsergebnissen zielt es darauf ab, den Aufbau einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind zu fördern. Eine sichere Bindung ist einer der wichtigsten Schutzfaktoren für die Entwicklung von Kindern, die sie für die Jugendzeit insbesondere mit sozialer Kompetenz und personaler Autonomie ausstattet. Bestandteil ist zum Beispiel die videogestützte Beratung. Hier werden kritische und gelungene Eltern-Kind-Interaktionen analysiert und für die Stabilisierung entwicklungsförderlichen Elternverhaltens eingesetzt. Die Teilnehmerinnen an der Weiterbildung kommen aus den Bereichen Jugendamt, ambulante Erziehungshilfen, Sozialpädiatrisches Zentrum, Mutter-Kind-Einrichtungen, dem Sozialdienst Katholischer Frauen und der Kinder und Jugendpsychiatrie. Außerdem nahmen niedergelassene Psychiaterinnen teil. Die Fortbildung bestand aus vier Teilmodulen mit je vier Tagen theoretischer Ausbildung und zusätzlich über 100 Stunden praktischer Arbeit mit ausgewählten Familien.
Die Zertifikatsübergabe wurde begleitet von einer Fachveranstaltung, in deren Mittelpunkt ein Vortrag von Bärbel Derksen, Dozentin der Weiterbildung vom Familieninstitut der FH Potsdam zur Bedeutung der Entwicklungspsychologischen Beratung stand. Hintergrundinformationen: (Quelle: www.uniklinik-ulm.de):
“Guter Start ins Kinderleben” ist ein Modellprojekt der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Ziel des Projektes ist es, belastete Eltern, wie etwa sehr junge und allein erziehende Mütter, früh zu unterstützen, um Überforderung in der Familie zu vermeiden. Damit soll Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern entgegen gewirkt werden. Es werden interdisziplinäre Kooperationsformen erprobt und Vernetzungsstrukturen entwickelt. Diese sollen ausdrücklich auf bestehenden Regelstrukturen aufbauen und in bestehende Regelstrukturen eingebunden werden. Das Modellprojekt wird im gemeinsamen Diskussions- und Abstimmungsprozess zwischen Praxis und Forschung durchgeführt. Nur so lassen sich tragfähige und nachhaltige Veränderungen umsetzen. An je zwei Modellstandorten pro Bundesland, und zwar überwiegend an einem städtischen und einem ländlichen Modellstandort, werden für eine optimale Unterstützung und Versorgung junger Familien bestehende interdisziplinäre Kooperationsformen und Vernetzungsstrukturen untersucht und weiterentwickelt. Zudem wird an den Modellstandorten Entwicklungs-psychologische Beratung als Unterstützung für Eltern angeboten. Die Entwicklungspsychologische Beratung ist eine wissenschaftlich evaluierte videogestützte Beratungsmethode zur Steigerung elterlicher Er-ziehungs- und Beziehungskompetenzen. Sie ergänzt bestehende allge-meine Unterstützungs- und Versorgungsangebote und wird in diese eingebunden.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert die Evaluation der Pilotphase und hat in Aussicht gestellt, auch die Evaluation der Hauptphase des Modellprojekts im Rahmen seines Aktionsprogrammes “Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme” zu fördern.
Das Projekt wird von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm (Prof. Dr. Jörg M. Fegert, PD Dr. Ute Ziegenhain) durchgeführt. Das Deutsche Institut für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJuF) wird relevante sozial- und datenschutzrechtliche Fragestellungen herausarbeiten.

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