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Frankenthal – Brief an die Frankenthaler in aller Welt

Frankenthal/Metropolregion Rhein-Neckar – Auch in diesem Jahr hat Oberbürgermeister Theo Wie-der einen Brief an die “Frankenthalerinnen und Fran-kenthaler in aller Welt” geschrieben. Er gibt darin einen ausführlichen Überblick über die interessantesten Ereignisse der letzten zwölf Monate in Frankenthal. Im Mittepunkt stehen das 20-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Frankenthal und Sopot. Oberbürgermeister Wieder informiert aber auch über besondere Geburtstage, und Ehrungen und berichtet über verschiedene Ver-einsjubiläen, kulturelle Highlights und vieles andere mehr.

Der Brief wurde nach Japan, Australien, Neuseeland, Brasilien, Südafrika, die USA und eine Reihe weiterer Länder versandt. Wer ihn nachlesen möchte, findet ihn auch auf der Homepage der Stadt Frankenthal. Wer keinen Internetzugang besitzt, der kann ihn sich gerne auch beim Infoschalter der Stadtverwaltung im Rathaus abholen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe ehemalige Frankenthalerinnen und Frankenthaler,
das Weihnachtsfest steht vor der Tür und ich will Ihnen auch in diesem Jahr wieder einen kleinen Überblick über das geben, was sich in den vergangenen zwölf Monaten in Frankenthal zugetragen hat.
Wichtigstes politisches Ereignis des letzten Jahres war die Wahl des neuen Landtages Rheinland-Pfalz am 27. März. Dabei konnte der Frankenthaler Landtagsabgeordnete Christian Baldauf (CDU) sein Direktmandat im Wahlkreis 34 (Frankenthal-Stadt und Umland) souverän verteidigen. Er erhielt 44,8 Prozent der gültigen Erst-stimmen, sein größter Konkurrent Martin Haller (SPD) 36,0 Prozent. Torben Wadlinger von den Grünen kam auf 10,3 Prozent, Gerhard Ahnen von der Linken auf 3,8, Klaus Hug (FWG) auf 2,9 und Günther Serfas (FDP) auf 2,2 Prozent. Bei den Zweitstimmen, bei denen nicht Personen, sondern Parteien gewählt werden, sah die Sache nicht so klar aus. Hier lag die CDU mit 37,6 Prozent nur knapp vor der SPD mit 36,8 Prozent. Auf die Grünen entfielen 12,8 Prozent, auf die Linke 3,2, die FDP 3,0 und die Freien Wähler 2,0 Prozent. Christian Baldaufs persönliches Ergebnis lag also deutlich über dem seiner Partei. Von den 33.912 wahlberechtigten Frankentha-lerinnen und Frankenthalern waren 19.617 und damit 57,8 Prozent zur Wahl gegan-gen. 2006 lag die Wahlbeteiligung bei 56,4 Prozent. Während des Wahlkampfes war auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Frankenthal gekommen und hat am 12. März bei einer Wahlkundgebung der CDU im CongressForum gesprochen.
Dunkle Wolken zogen am Horizont für die Beschäftigten der Frankenthaler Firma Koenig & Bauer AG (KBA), der ehemaligen und traditionsreichen Schnellpressenfa-brik Albert, auf. Bereits Ende 2010 wurde bekannt, dass die Würzburger Firmenlei-tung den Bereich Falztechnik nach Würzburg verlagern, im Werk Frankenthal 250 bis 300 Stellen streichen und das Werk in eine eigenständige GmbH ausgliedern will. Im März 2011 demonstrierten dann 250 Frankenthaler Mitarbeiter mit einer Mahnwache vor der Unternehmenszentrale in Würzburg gegen den drohenden Abbau ihrer Ar-beitsplätze. Da die Verhandlungen zwischen Firmenleitung, Betriebsrat und Gewerk-schaften im Frühjahr trotz zweier Warnstreiks ohne Ergebnis blieben, fand Ende April eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik statt, bei dem sich 94,5 Prozent für einen Streik entschieden.
Der Streik begann am 5. Mai und dauerte insgesamt sechs Wochen. Er endete am 20. Juni, nachdem die Firmenlei-tung eine Bestandsgarantie für Frankenthal von fünf Jah-ren abgegeben und statt der geplanten Entlassung von 250 bis 300 Mitarbeitern nur 90 Stellen gestrichen hatte. Die Unterstützung für die Streikenden war nicht nur in Frankenthal von Anfang an immens. Schon Anfang Janu-ar hatte sich Ministerpräsident Kurt Beck mit Vertretern der IG-Metall und dem Vorsitzenden des KBA-Betriebsrates, Michael Gasbarri, zu einem Gespräch über die Zukunft des Frankenthaler Druckmaschinenherstellers getroffen. Im Februar sprach sich der Frankenthaler Stadtrat in einer Resolution einstimmig für den Erhalt der Arbeitsplätze bei KBA aus. Während des Streiks besuchte Minister-präsident Beck die um ihre Arbeitsplätze Kämpfenden erneut, und Ende Mai verab-schiedete der Stadtrat eine zweite Resolution, in der er an Arbeitgeber und Arbeit-nehmer appellierte, gemeinsam den Erhalt des Standortes Frankenthal zu sichern, und die Unternehmensleitung aufforderte, ein zukunftsfähiges Konzept für das Werk Frankenthal zu entwickeln. Am 9. Juni schließlich bildeten nach einer Kundgebung auf dem Rathausplatz über 1.000 Menschen als Zeichen der Solidarität mit den Streikenden eine Menschenkette vom Wormser bis zum Speyerer Tor.
Auch das Stadtbild hat sich in den vergangenen zwölf Monaten wieder verändert. Im März konnten wir den neuen Kreisel an der Heßheimer Straße bei der Stadtklinik für den Verkehr frei geben. Er erleichtert die Zufahrt zur Klinik und erschließt das Neu-baugebiet südlich der Heßheimer Straße. Im Juni wurde der zweite Bauabschnitt des Baugebietes Studernheim-West offiziell an die privaten Bauherren übergeben. Es umfasst eine Fläche von sechs Hektar und bietet Platz für 152 Baugrundstücke. Im August eröffneten Beigeordneter Andreas Schwarz als neuer Jugenddezernent und Ortsvorsteher Karl Ober den neuen Wasserspielplatz am Ruchheimer Weg in Studernheim. Ebenfalls im August konnte ich die neue Dreifeldsporthalle bei den Gymnasien ihrer Bestimmung übergeben. Sie dient in erster Linie dem Sportunter-richt der beiden Schulen. Bereits im April hatte der Stadtrat beschlossen, ihr den Namen “Peter-Trump-Halle” zu geben und damit den bedeutendsten Sportler zu eh-ren, den Frankenthal bislang hatte. Peter Trump gewann mit der deutschen Feldho-ckey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Gold-medaille und war an allen zehn Deutschen Meisterschaften der TG Frankenthal zwi-schen 1969 und 1984 maßgeblich beteiligt. 1984 führte er die Mannschaft zudem zum Gewinn des Europokals.
Große Aufregung herrschte am 9. April im Frankenthaler Stadtteil Pilgerpfad. Mehr als 3.500 Einwohner mussten für einige Stunden ihre Wohnungen räumen, weil bei Bauarbeiten eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden war. Ihre Entschärfung durch den Kampfmittelräumdienst war äußerst kompliziertund dauerte über drei Stunden. Zu unserer großen Erleichterung ging alles gut und niemand kam zu Schaden.
Seit letztem Frühjahr erstrahlt auch St. Dreifaltigkeit am Rathausplatz im Zentrum der Stadt wieder in neuem Glanz. Nach monatelangen Restaurierungsarbeiten wurde die Kirche, ein architektonisches Kleinod, am 29. Mai mit einem Festgottesdienst wieder in Dienst gestellt. Vor dem Gottesdienst “umarmten” fast 500 Gläubige beider Kon-fessionen St. Dreifaltigkeit und die benachbarte Zwölf-Apostel-Kirche als Zeichen der gut funktionierenden Ökumene in Frankenthal. Die Sanierung begann 2006 mit einer intensiven Bestandsaufnahme. Dazu wurde eine so genannte Musterachse angelegt, die Aufschluss über Material und Konstruktion gab. Die dadurch gewonnenen Er-kenntnisse führten zum Sanierungskonzept. Danach wurden sämtliche Anstriche auf Putz- und Sandsteinflächen schonend entfernt. Abgefallene und beschädigte Putz-flächen mussten erneuert werden. Alle Sandsteinflächen wurden sorgsam gereinigt, vorhandene Antragungen – häufig in unverträglichen Materialien – entfernt, schließ-lich fachgerecht restauriert und konserviert. Irreparabel geschädigte Sandsteinteile waren auszutauschen. Die gereinigten und sanierten Putz- und Sandsteinflächen erhielten lasierende mineralische Anstriche, wobei die Farbfassungen wo möglich dem Altbestand angeglichen wurden. Im Bereich des Hauptportals wurden die Säu-lenbasen ausgetauscht und zwei Kapitelle restauriert, ebenso das Türgewände und der Türbogen. Wegen ihres schlechten Gesamtzustandes mussten die Türen des Haupteinganges, des Nebeneinganges, der Sakristei und des Kellers vollständig neu hergestellt werden. Das Wappen und die Wappenzier über dem Portal wurden von alten Farbfassungen befreit, die Sandsteinsubstanz wurde gesichert, Armierungen und Befestigungen – teils aus Eisen – wurden behandelt oder ausgetauscht.
Befestigungen – teils aus Eisen – wurden behandelt oder ausgetauscht.
Nach der gelungenen Außensanierung schloss sich nahtlos die ein gutes Jahr dau-ernde Innenrenovierung an. Sie umfasste den gesamten Innenraum. Fenster, Türen, der Fußboden in der Sakristei, Teile des Wand- und Deckenputzes, der größte Teil der Elektroinstallation, die Lautsprecheranlage, die Beleuchtung und Teile der Hei-zung mussten ausgetauscht oder erneuert werden. Dazu kam die Überholung der
Orgel, die Ausmalung des Chores und des Kirchenschiffes in einer illusionistischen Malerei, die dem Altarraum zusätzliche Tiefe und Struktur verleiht.
Den Höhepunkt des städtischen Kulturlebens bildeten auch im vergangenen Jahr wieder die “Frankenthaler Kulturtage”, die am 20. Mai mit einem Nachtkonzert des Trios Sanssouci unserer Musikschule eröffnet wurden. Im Mittelpunkt des Nachtkon-zertes, das stets Musik und bildende Kunst verbindet, stand die Interpretation der Skulptur “Der Dilettant” des Frankenthaler Bronzebildhauers Erich Sauer durch den rheinland-pfälzischen Staatssekretär Walter Schumacher, die Landtagsabgeordnete Kerstin Kaiser aus unserer Partnerstadt Strausberg, die Frankenthaler Dekanin Sieg-linde Ganz-Walter, die Schauspielerin Bärbel Maier aus Ludwigshafen und den frühe-ren Frankenthaler Beigeordneten und Sozialdezernenten Günter Lätsch. Ein beson-derer Leckerbissen während der Kulturtage war eine ganztägige “Kulturwanderung” durch die Frankenthaler Grünanlagen. Ausgangspunkt war der Hauptfriedhof, wo Alis Hoppenrath, die Vorsitzende des Frankenthaler Kunstvereins “Die Treidler”, Stein-metzarbeiten und Grabmale von Verena Schubert vorstellte. Über neun weitere Sta-tionen führte die Wanderung schließlich zum Kunsthaus, wo die Künstlerin Ursula Faber die Ausstellung “Garten Eden. Scheinbares aus dem Paradies” präsentierte. Die Kulturtage gingen am 27. Mai mit der traditionellen Kunst- und Einkaufsnacht zu Ende. In den bis Mitternacht geöffneten Einzelhandelsgeschäften und kulturellen Ein-richtungen der Stadt wurden zahlreiche künstlerische Leckerbissen geboten, so unter anderem eine “Klaviernacht” in der Städtischen Musikschule.
Eine andere wichtige kulturelle Einrichtung unserer Stadt ist die Stadtbücherei. Sie hat seit Juli dieses Jahres eine neue Leiterin. Die bisherige Chefin des Hauses, Christine Sass, wechselte nach Heidelberg und übernahm dort die städtische Biblio-thek. Nachfolgerin wurde ab 1. August die 27-jährige Natalie Kensche, die Biblio-theks- und Informationsmanagement studiert hat und bisher in Saarlouis gearbeitet hatte. Christine Sass war 15 Jahre lang in Frankenthal und hat in dieser Zeit den Wandel der Bücherei von einer eher klassischen Bibliothek in ein modernes Bil-dungs- und Medienzentrum entscheidend mitgeprägt und gestaltet. Seit Anfang De-
zember beteiligt sich die Stadtbücherei auch am Online-Service “Metropolbib”, der es den Lesern der Bücherei ermöglicht, über das Internet jederzeit auf inzwischen 4.000 digitale Medien zuzugreifen.
Mit dem Ehrenring der Stadt Frankenthal wurde in diesem Jahr Pfarrer i.R. Karl-Heinz Bumb ausgezeichnet Damit wurde das langjährige Wirken von Karl-Heinz Bumb in Frankenthal gewürdigt. Pfarrer Bumb wurde 1946 geboren und nach dem Studium der Theologie in Eichstätt, Tübingen und Regensburg 1971 zum Priester geweiht. 1979 kam er nach Frankenthal und übernahm die Leitung von St. Ludwig, 1992 zusätzlich die Leitung von St. Dreifaltigkeit und ab 1997 auch noch die Leitung der Pfarrei Heilig Kreuz in Mörsch. Am 1. Januar 2010 trat er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. In vielfältiger Form und mit herausragendem Engage-ment gestaltete Pfarrer Bumb das Leben der ihm übertragenen Gemeinden. Große Bau- und Sanierungsprojekte wurden in seiner Amtszeit umgesetzt, wie z.B. die In-nen- und Außenrenovierung der Pfarrkirche St. Ludwig, der Neubau der dortigen Orgel und nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten und Hindernisse zuletzt die Innen- und Außenrenovierung von St. Dreifaltigkeit, dem zentralen Bauwerk in der Stadtmitte von Frankenthal.Pfarrer Bumb hat sich in den 31 Jahren seines Wir-kens in Frankenthal in her-ausragender Weise weit über den Aufgabenbereich als Gemeindepfarrer hin-aus für das Gemeinwohl eingesetzt. Der wesentli-chen Verbesserung und Lösung festgestellter Prob-leme insbesondere auf so-zialem Gebiet galt sein be-sonderer Einsatz. Schon unmittelbar nach seinem Amtsantritt als Pfarrer von St. Ludwig engagierte er sich persönlich in der Strafentlassenenhilfe, ver-mittelte ehemaligen Strafgefangenen Wohnunterkünfte und Arbeitsplätze und half mit, deren Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben nachhaltig zu gestal-ten und so eine erneute Straffälligkeit zu verhindern. Hierzu gehörte auch die oft über längere Zeit gestaltete Aufnahme von Strafentlassenen in das eigene Pfarrhaus.
Nach der Feststellung, dass insbesondere in den Wintermonaten immer wieder ob-dachlose Menschen auf den Abluftschächten der Heizungsanlage der Kirche bzw. an geschützten Stellen im unmittelbaren Kirchenumfeld unter oft menschenunwürdigen Umständen übernachteten, engagierte er sich in herausragender Weise für diese Menschen. In einem ersten Schritt öffnete er Nebenräume der Kirche für eine Notun-terkunft. Gemeinsam mit anderen sozial engagierten Bürgern der Stadt setzte er sich für die Einrichtung eines Sozialhauses in einem der Kirche St. Ludwig benachbarten Wohnhaus ein. Er gründete eine Arbeitsgruppe ehrenamtlich tätiger Bürger, die sich von ihm dazu motivieren ließen, mit hohem persönlichem Einsatz die ausgesuchten Räume für die Zwecke einer Unterbringung obdachloser Menschen kostengünstig
umzubauen und zu sanieren. Gemeinsam mit fast allen anderen katholischen und evangelischen Gemeinden der Stadt gelang ihm schließlich die Gründung der Öku-menischen Obdachlosenhilfe e.V., die sich bis heute in aller Stille um die Belange obdachloser oder wohnungsloser Menschen kümmert und ihnen eine menschenwür-dige Unterbringung ermöglicht.
Aus der Ökumenischen Obdachlosenhilfe e.V. entwickelte sich erneut mit tatkräfti-gem Einsatz von Pfarrer Bumb in wenigen Jahren die Frankenthaler Tafel e.V., die bis heute bedürftigen Menschen in unserer Stadt tatkräftige Hilfe und Unterstützung bei der Beschaffung preisgünstiger Lebensmittel zu teil werden lässt. Mit unermüdli-chem Engagement hat sich Pfarrer Karl-Heinz Bumb trotz schwerster Erkrankungen, die ihn bis hin zur völlig Erblindung immer wieder getroffen haben, in herausragender Weise für das Gemeinwohl eingesetzt und sich so große Verdienste um die Stadt Frankenthal und ihre Bürgerinnen und Bürger erworben.Mit Verena Schubert, Erich Sauer und Arthur Heb feierten im letzten Jahr drei bekannte Frankenthaler Persönlichkeiten ihren 80. Geburtstag. Die Steinbildhauerin Verena Schubert wurde 1931 in Danzig-Langfuhr geboren und kam 1943, noch vor der so genannten Bombennacht im Sep-tember, nach Frankenthal. Lehrmeister war ihr der Frankenthaler Bildhauer Georg Schubert, den sie später auch heiratete und dessen Betrieb sie nach seinem Tod 1968 weiterführte. Nachdem sie bereits 1959 bis 1960 die Freie Akademie Mann-heim besucht hatte, erhielt sie 1972 ein Stipendium der Sommerakademie Salz-burg. Im gleichen Jahr war sie treibende Kraft bei der Gründung des Kunstvereins „Die Treidler“. Sie nahm an öffentlichen Ausstellungen im In- und Ausland teil, und ihre Beiträge zu Bundegartenschauen wurden vielfach ausgezeichnet. Verena Schubert war von Anfang an eine Stein-bildhauerin, die ihr Tun vom Künstleri-schen her begriffen hat, so schreibt Alis Hoppenrath, die Vorsitzende der “Treidler”. Die Meisterschaft in der Handhabung von Klüpfel und Eisen ergänzte sie durch ein meisterliches Gefühl für Komposition und Proportionen. Mit außerordentlicher Begeisterung entdeckte sie immer wieder Neues: neue Steine, verschiedene Eisen, den Klang, wenn das Eisen auf eine dichtere Schicht trifft, oder die Vorsicht, mit der an bestimmte Linien heranzugehen ist, die eine Spannung im Gestein signalisieren. Als bleibende Geburtstagsgabe an Verena Schubert hat die Stadt Frankenthal mit Unterstützung der Sparkassenstiftung Fran-kenthal zehn Steine von nicht mehr vorhandenen Gräbern bleibend auf dem Fran-kenthaler Hauptfriedhof aufgestellt. Der Kunstverein “Die Treidler” hat einen Faltplan herausgegeben, der auf drei Rundwegen zu den über 200 künstlerisch gestalteten Grabsteinen der Steinbildhauerin führt.
Am17. Februar feierte der durch seine Arbeiten weit über Frankenthal hinaus be-kannte Bronzebildhauer Erich Sauer seinen 80. Geburtstag, den er dazu nutzte, um zum letzten Mal in seinem Atelier in Frankenthal einen Bronzeguss durchzuführen und mehrere Exemplare seiner Plastik “Der Dilettant” zu gießen. Einen Tag später wurde Sauer im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus mit der Bürgerplakette der Stadt Frankenthal geehrt. Die Laudatio hielt der ehemalige Mainzer CDU-Politiker und langjährige Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel, Johannes Gerster. Zugleich wurde ein umfangreiches Werkverzeichnis Sauers der Öffentlichkeit präsen-tiert. Die harten Jahre des Zweiten Weltkrieges und die von bitterer Not gezeichneten Nachkriegsjahre haben Erich Sauer geprägt. Nach seiner handwerklichen Ausbil-dung folgte ein Kunststudium bei E.T. Veith in Mannheim sowie die Einrichtung einer eigenen Bronzegießerei in Frankenthal. Mit Hilfe eines Stipendiums des österreichi-schen Staates studierte er anschließend bei den Professoren Kirchner, Rieder und Macherini in Salzburg. Schließlich lehrte er am Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte in Frankenthal. Erich Sauer begann in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts als Holzbildhauer, experimentierte mit Beton- und Steinguss, schuf wiederholt Kunst am Bau, bis er schließlich zum sehr anspruchsvollen und aufwendigen Bronzeguss fand. Diese Technik wurde zur Erfüllung seines künstlerischen Lebens und brachte ihm in fünfzig Berufsjahren internationale Anerkennung mit Ausstellungen in Bonn, Paris, Salzburg, München, Montreux, Genf, Frankfurt, Berlin, Stockholm, Jerusalem, Colombes, Rom und St. Petersburg ein. Sauers Plastiken, so sein Laudator, sind alles andere als bequem und leicht, eher herausfordernd, provozierend, in jedem Fall aber ehrlich und unverbogen. Er will aufrütteln, wach machen, sensibilisieren. Und das nicht selten mit sehr drastischen Bildern, ja sogar Bilderrätseln. Mit seinen Bronze-Kunstwerken wendet er sich gegen den Zeitgeist, gegen Verflachung und Gedankenlosigkeit.
Artur Heb, vor seiner Pensionierung Bauingenieur und Sachgebietsleiter für den Straßenbau beim Tiefbauamt der Stadt Ludwigshafen, gehört zu den wichtigsten Frankenthaler Kommunalpolitiker der letzten Jahrzehnte. Er ist Mitglied der SPD, in die er 1952 als 21jähriger eingetreten ist, und gehörte dem Frankenthaler Stadtrat von 1979 bis 2009 an. Von 1991 bis 2004 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Den Ortsverein Frankenthal-Mitte der SPD hat er von 1993 bis 1997 geführt, zuvor war er lange Jahre stellvertretender Vorsitzender. Leitlinie seines parteipolitischen und kommunalpolitischen Handelns war stets die Idee einer gerechten und humanen Gesellschaft, in deren Mittelpunkt der Mensch steht, nicht das Gewinnstreben eines Konzerns, nicht die Interessen anonymer Aktionäre. Er ist seit 1945 Gewerkschaftsmitglied und hat in zahlreichen Gremien für die Interessen der Beschäftigten gekämpft. Neben seiner Tätigkeit in der Partei, der Gewerkschaft und im Stadtrat hat er sich in zahlreichen weiteren Ämtern engagiert, u.a. als Arbeitsrichter und Schöffe. Besonders am Herzen aber lag ihm stets der VfR Frankenthal, dessen Mitglied er seit 1946 ist und für den er als Jugendbetreuer und Jugendleiter und Mitglied des Hauptausschusses aktiv war und ist.Ihren 70. Geburtstag feierten Ingrid Hezel, die Fraktionsvorsitzende der Freien Wäh-lergruppe (FWG), die dem Frankenthaler Stadtrat nun auch schon seit über 20 Jah-ren angehört, und Carlo von Opel, der Besitzer des Hofgutes Petersau, der seit 2004 Mitglied des Frankenthaler Stadtparlamentes ist – zunächst für die FWG, seit 2009 als fraktionsloses Mitglied.
50 Jahre alt wurden im vergangenen Jahr das Technische Hilfswerk Frankenthal, das dieses runde Jubiläum im September mit einem Festakt im CongressForum gebüh-rend feierte. Ebenfalls 50 Jahre alt wurde die Andreas-Albert-Berufsschule im Pe-tersgartenweg. Ihr 75-jähriges Bestehen beging die Pfarrkirche St. Ludwig in der Wormser Straße. Aus Anlass des Jubiläums wurde eine vielbeachtete Fotoausstel-lung zur Baugeschichte der Kirche gezeigt. Die Frankenthaler Naturfreunde konnten im August auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken – Festredner war Michael Müller, der Bundesvorsitzende des Vereins – und die Firma KSB, eines der großen Frankenthaler Unternehmen, die die Industrie- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt entscheidend geprägt haben, besteht nun sogar seit 140 Jahren. Der Konzern mit Sitz in Frankenthal setzt sich heute aus 60 operativen Gesellschaften in 35 Ländern zusammen und beschäftigt insgesamt rund 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
In September 2011 reiste eine Frankenthaler Delegation unter Führung von Oberbürgermeis-ter Theo Wieder nach Sopot, um gemeinsam mit den polni-schen Freunden das 20-jährige Bestehen der Partnerschaft zu feiern, die am 26. September 1991 vom damaligen Franken-thaler Oberbürgermeister Peter Popitz und vom damaligen Stadtpräsident von Sopot, Hendryk Ledochowski in einer feierlichen Zeremonie im histo-rischen Stadtratssaal von Sopot besiegelt worden war.
Die Stadt Frankenthal pflegte bereits seit den 1970er Jahren intensive kulturelle Kon-takte mit polnischen Musikern und Künstlern. Wie in anderen Städten waren es auch in Frankenthal die Kulturschaffenden, die zu den “Pionieren der Versöhnung” wur-den, zu “Brückenbauern”. Zahlreiche Künstler aus dem Danziger Raum haben da-mals in Frankenthal ausgestellt, Konzerte mit Chören und Orchestern aus Danzig wurden organisiert, und in Vorträgen wurde die Problematik des deutsch-polnischen Verhältnisses thematisiert. Dreimal reisten Mitglieder des Frankenthaler Stadtrates
undund des Kulturausschusses nach Polen und besuchten dabei auch jedes Mal Dan-zig. Im September 1989 wurde ein erstes Sondierungsgespräch mit Repräsentanten der Stadt Sopot geführt und im Dezember 1990 schließlich eine Vereinbarung unter-zeichnet, deren Ziel es war, die angestrebte Partnerschaft vorzubereiten. Im Februar 1991 besuchte Stadtpräsident Ledochowski erstmals mit einer offiziellen Delegation Frankenthal. Bei seinen Gesprächen mit Oberbürgermeister Popitz und Vertretern der Frankenthaler Stadtratsfraktionen waren sich alle einig, dass die Beziehungen zwischen den beiden Städten auf eine institutionelle Basis gestellt werden sollten. Zwei Monate später beschloss der Stadtrat von Frankenthal einmütig eine formelle Partnerschaft mit Sopot einzugehenMit dieser Städtepartnerschaft und der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages zwischen Frankenthal und Sopot wollten die beiden Städte ihren Beitrag zur Aussöh-nung zwischen Deutschen und Polen, zur Völkerverständigung und zum Aufbau ei-nes geeinten Europas leisten. Man wollte aufeinander zugehen, einander kennenler-nen und so Vorurteile überwinden, Barrieren abbauen und eine Brücke der Verstän-digung schlagen. Die Städtepartnerschaft sollte helfen, den Bann der Taubheit und Sprachlosigkeit zu brechen, die Hypothek geschichtlicher Vergangenheit abzuschüt-teln und durch eine Politik der Zusammenarbeit und Freundschaft abzulösen.
So wie die zahlreichen deutsch-französischen Städtepartnerschaften einen bedeu-tenden Beitrag zur Aussöhnung und zum gegenseitigen Verständnis von Deutschen und Franzosen geleistet haben, so waren und sind auch die Städtepartnerschaften zwischen deutschen und polnischen Städten die Grundlage und das Fundament der deutsch-polnischen Verständigung. “Deutschland verdankt Polen, was es heute ist. Die deutsche Wiedervereinigung hat in Polen begonnen”, so hat Wolfgang Schäuble gesagt, als ihm 2006 in Olsztyn die Ehrendoktorwürde der Ermländisch-Masurischen Universität verliehen wurde. Die politische Wende in Europa und das Ende des Kal-ten Krieges gingen von Polen aus. Es war die polnische Solidarnosc, die das Signal für das Ende der kommunistischen Systeme Osteuropas gegeben, die Demokratie in Polen erkämpft und den Weg zur Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit geeb-net hat. Mit Johannes Paul II., Lech Walesa und Solidarnosc begann die Entwick-lung, die zehn Jahre später zum Fall der Berliner Mauer, zur Deutschen Einheit und zum Ende des Ost-West-Gegensatzes führte.Heute sind Deutsche und Polen gleichberechtigte Partner in Europa. Nie zuvor in der jüngeren Geschichte der polnisch-deutschen Nachbarschaft waren sie sich so nahe. Wir leben in Freiheit und in einem friedlichen Europa, wir gehören denselben Bünd-nissen an und – am wichtigsten – uns verbinden gemeinsame Werte. Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität sind Grundwerte, denen sich das demokratische Polen ebenso verpflichtet fühlt wie das demokratische Deutsch-land. Mit keinem Land außer Frankreich haben wir ein so dichtes Netz von Kontakten wie mit Polen. Auch die Städtepartnerschaft zwischen Frankenthal und Sopot ist Teil dieses Kommunikations- und Kooperationsnetzes, das in den vergangenen Jahren immer dichter geknüpft wurde. Seit 1991 hat es zahlreiche Kontakte zwischen den Verwaltungen und zwischen den Menschen unserer beiden Städte gegeben. Künst-ler aus Sopot haben in Frankenthal ausgestellt, Frankenthaler Künstler in Sopot, die Musikschulen unserer beiden Städte haben gemeinsame Konzerte veranstaltet, Kir-chengemeinden haben einander besucht und Jugendliche aus beiden Städten haben miteinander Ferien und Freizeiten verbracht. Privatpersonen aus Sopot und Franken-thal haben sich kennen- und auch lieben gelernt.
Natürlich hat sich die Partnerschaft zwischen Frankenthal und Sopot im Lauf der letz-ten Jahre verändert. Das ursprüngliche Ziel, die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen auf kommunaler Ebene zu unterstützen und der Stadt Sopot beim Neu-aufbau einer demokratischen Ver-waltung und dem Ausbau der städ-tischen Infrastruktur soweit uns dies möglich war zu helfen, ist er-reicht. Heute stehen andere Punk-te als vor 20 Jahren im Vorder-grund. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, wie wir einen gemein-samen Beitrag zur weiteren positi-ven Entwicklung des europäischen Gedankens leisten können. Gera-de jetzt, wo Europa scheinbar in einer Krise steckt und in einigen Ländern euroskeptische Bewe-gungen und Parteien wieder lauter ihre Stimme erheben, scheint mir dies besonders wichtig. Frankenthal, das in seiner Geschichte stets im Schnittpunkt von Deutschland und Frankreich lag, und Sopot, dessen Entwicklung lange Zeit von Deutschen und Polen gleichermaßen geprägt wurde und dessen Einwohner und poli-tische Klasse sich durch die gleiche große Weltoffenheit wie die Frankenthaler aus-zeichnen, sind fürwahr nicht die schlechtesten Protagonisten für die europäische Idee. Das europäische Sozial- und Wirtschaftsmodell, die “zivilisatorische Identität” Europas, wie Staatspräsident Komorowski gesagt hat, basiert auf drei Werten, die wir alle teilen: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Es ist allemal wert, für ihre Erhal-tung zu streiten und den Menschen in Europa wieder eine europäische Vision zu vermitteln. Ich denke auch, dass wir vor allem im Jugendbereich eine neue Offensive der Partnerschaft starten sollten, denn die Jugendlichen sind die Zukunft unserer Freundschaft. Ihr Bild vom Nachbarn und vom Nachbarland wird unsere und Europas Zukunft prägen. Wenn es uns gelingt, den Gedanken der Partnerschaft an die Ju-gendlichen weiterzugeben, dann wird sie weiterleben – und das sollte unser aller Ziel sein. Dass heute zahlreiche polnische Bürger in Frankenthal leben – sie stellen nach
unseren türkischen und italienischen Mitbürgern die drittgrößte Ausländergruppe – sollte durchaus hilfreich für unsere Bestrebungen sein. “Gehen wir aufeinander zu, beginnen wir einander zu verstehen und werden wir Freunde. Hierin liegt die große Chance für die Zukunft Europas, eine Chance, die nicht ungenutzt verstreichen darf”, so hat Oberbürgermeister Popitz vor zwanzig Jahren bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde in seiner Rede gefordert. Und Papst Johannes Paul II. hat einmal gesagt: “Es war Gottes Wille, der Deutschland und Polen zu Nachbarn ge-macht hat. Es ist deshalb unsere gemeinsame Aufgabe und Verantwortung, gut mit-einander zu leben”. Heute können wir feststellen: Wir haben die Chance genutzt. Die Freundschaft zwischen Deutschland und Polen und die Freundschaft zwischen Fran-kenthal und Sopot sind auf einem guten Weg.
So viel für den Augenblick. Wenn Sie mehr über Frankenthal wissen wollen, schauen Sie doch immer wieder einmal auf unsere Homepage: www.frankenthal.de. Dort kön-nen Sie auch den regelmäßig erscheinenden und übers Internet versandten Bürger-brief abonnieren.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen und Freunden ein schönes Weihnachts-fest und alles Gute fürs neue Jahr.
Theo Wieder
Theo Wieder

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