Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Chance für Hartz-IV-Empfänger in der Altenpflege: Ergebnisse eines Modellprojekts
Junge Arbeitslose in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft einsetzen und damit dem Fachkräftemangel in dem Bereich vorbeugen – das ist die Idee des Projekts CariVia. IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Deutschland und der Deutsche Caritasverband haben es 2009 gemeinsam ins Leben gerufen. Am Dienstag wurden die Ergebnisse des Projekts bei einer Tagung im Haus der Caritas in Mannheim präsentiert.
Aufgrund des demografischen Wandels wird es künftig im Pflegebereich an qualifiziertem Personal
fehlen. „Wichtige Dienste der Caritas spüren den Fachkräftemangel bereits heute“, sagt Prof. Dr. Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands. Gleichzeitig gibt es bundesweit 380.000 Arbeitslose unter 25 Jahren, die keine Aussicht auf eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz haben. Das Projekt CariVia gibt ihnen eine Chance in der Altenpflege. Es wird vom Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Programms „rückenwind – Für die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“ und dem Deutschen Caritasverband finanziert.
An bundesweit sechs Standorten, einer davon Mannheim, nahmen ab Herbst 2009 insgesamt 134 junge Arbeitslose an dem Programm teil. Die meisten davon (78 Prozent) hatten einen Hauptschulabschluss. Auch in den vier Pflegeheimen des Caritasverbands Mannheim waren 23 Teilnehmer beschäftigt. Die Projektdauer war mit 18 Monaten relativ lang, verglichen mit anderen Maßnahmen. In dieser Zeit absolvierten die Teilnehmer das Curriculum „Basisqualifizierung für benachteiligte junge Menschen zum/zur Begleiter/-in in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft“ des Deutschen Caritasverbands. Es umfasst 500 Theorie- und 1000 Praxisstunden. Dabei lernten die 18- bis 30-Jährigen unter anderem, bei der Pflege zu assistieren, und sie erwarben soziale Kompetenzen, um die Heimbewohner zu begleiten und zu unterstützen. Betreut wurden sie nicht nur von den Mitarbeitern in den Pflegeheimen, sondern auch von Sozialpädagogen. „Die intensive Betreuung war mit für den Erfolg verantwortlich“, so CariVia-Projektleiterin Patricia Blasel.
Am Ende der 18 Monate hatten 23 Teilnehmer einen Ausbildungsplatz in der Altenpflege, 14 einen Arbeitsplatz in der Altenpflege, 8 sonstige Arbeit und 16 waren in die Schule oder eine andere Maßnahme gewechselt. 55 brachen das Projekt ab. In Mannheim bekamen von 26 Teilnehmern 11 einen Ausbildungsplatz, und 2 haben Aussicht auf einen solchen. Als sehr positiv bewertet Rainer Leweling, Abteilungsleiter der Beschäftigungsförderung, das Ergebnis. „Unser Ziel war, acht Teilnehmer in Ausbildung zu bringen, und das haben wir mehr als erfüllt. Sie machen jetzt eine Ausbildung in einem zukunftsfähigen Bereich, während sie vorher SGBII-Leistungen bezogen haben.“ Das Projekt wird vom Caritasverband Mannheim in reduzierter Form weitergeführt, finanziert vom Jobcenter. In der nächsten Runde strebt Leweling die Teilnahme von 12 bis 15 Arbeitslosen an.
Projektleiterin Blasel zog das Fazit: „Eine Qualifizierung der benachteiligten jungen Menschen ist möglich, aber man braucht eine enge, sozialpädagogische Betreuung. Außerdem müssen die Lerninhalte praxisbezogen und in kleinen Schritten vermittelt werden. Das Projekt bietet einen niedrigschwelligen Zugang zu Ausbildung und Arbeit.“ (jko)