Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar – Tatverdächtiger nach versuchtem „Enkeltrick“ in Heidelberg vorläufig festgenommen – Staatsanwaltschaft erwirkt Haftbefehl – Landespolizeidirektion Karlsruhe übernimmt weitere Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft Heidelberg hat am Dienstag Haftbefehl gegen einen polnischen Staatsangehörigen erwirkt. Der Mann steht im dringenden Verdacht, am Montagnachmittag versucht zu haben, mit dem so genannten „Enkeltrick“- Betrug einen 88-jährigen Rentner um 20.000 Euro zu schädigen. Er wurde nach Erlass des Haftbefehls in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Der in Handschuhsheim wohnende Mann war am Montagnachmittag gegen 15.00 Uhr telefonisch von seinem selbst ernannten Enkel angerufen worden, weil er sich in einer Notlage befinden und „dringend 20.000 Euro“ benötigen würde. Da er leider nicht selbst vorbeikommen könne, würde er einen Bekannten bei dem „Opa“ vorbeischicken. Der 88 – Jährige bemerkte jedoch den Betrug und reagierte absolut richtig. Er ging zum Schein auf die Sache ein und vereinbarte für 17.00 Uhr die Übergabe des Geldes. Anschließend rief er jedoch sofort das Polizeirevier Heidelberg-Nord an und meldete den „Enkeltrick“.
Als der „Bekannte“ des angeblichen Enkels dann zum vereinbarten Zeitpunkt erschien, wurde er von den Fahndungskräften des Reviers vorläufig festgenommen. Die bis jetzt erlangten Erkenntnisse in diesem Fall bestätigen in eindrucksvoller Weise die Ermittlungen, die die Strafverfolgungsbehörden in den letzten Monaten im Zusammenhang mit den „Enkeltrick-Betrügereien“ gewonnen haben: Der Verdächtige, der bis dato noch nicht einwandfrei identifiziert ist und sich als 18jähriger polnischer Staatsangehöriger ausgibt, will erst vor Kurzem in Polen von einem ihm unbekannten Mann den Auftrag erhalten haben, als Tourist nach Deutschland einzureisen, um gegen ein Entgelt von einigen hundert Euro bei verschiedenen Personen angebliche Schulden einzutreiben. Weitere Anweisungen würde er fernmündlich erhalten.
Tatsächlich sei er am Montag in einer Vielzahl von Telefonanrufen – u.a. aus dem Ausland – an den 88 – Jährigen „herangeführt“ worden, den er mit dem „Enkeltrick“ um 20.000 Euro betrügen sollte.
Wie eng die international agierenden Betrüger vernetzt und organisiert sind, zeigt der Umstand, dass kurz vor dem Eintreffen des Beschuldigten bei dem 88 – Jährigen ein Anruf in der Wohnung einging, bei dem ein angeblicher Kriminalbeamter seinen „Kollegen“ sprechen wollte. Dieser Anruf diente offensichtlich dem Abgleich, ob der Betrugsversuch erkannt wurde und die Polizei im Spiel ist. Auch hier reagierte der Geschädigte jedoch goldrichtig und ließ sich nichts anmerken. Er war über mehrere Presseveröffentlichungen in den letzten Wochen auf die „Enkeltrick-Masche“ aufmerksam geworden und hatte die Tipps der Polizei beherzigt. Das Ermittlungsverfahren wird auf Seiten der Polizei in der Folge von der Landespolizeidirektion Karlsruhe weiter geführt. Dort ist seit mehreren Monaten die „Ermittlungsgruppe Cashdown“ mit derartigen Betrugsfällen im nordbadischen Raum beschäftigt.
Inwieweit dieser Fall mit fünf weiteren versuchten „Enkeltrick-Betrügereien“ am Montagnachmittag in der Heidelberg-Altstadt, Heidelberg-Neuenheim, Heidelberg-Wieblingen, Heidelberg-Pfaffengrund und Dossenheim zusammenhängt, wird in den anschließenden Ermittlungen zu klären sein. Auch in jenen Fällen hatte sich am Montagmittag ein junger Mann telefonisch mit den ausschließlich älteren Herrschaften in Verbindung gesetzt und eine finanzielle Notlage vorgegaukelt. Möglicherweise besteht ebenfalls ein Tatzusammenhang mit zwei „Enkeltrick- Versuchen“ am 05. und 07.April 2011 in Heidelberg, bei denen die Täter auf die gleiche Art und Weise vorgegangen waren. Diese beiden Versuche waren ebenfalls an den aufmerksamen Opfern gescheitert, die durch Medienveröffentlichungen gewarnt waren und ihr Verhalten entsprechend anpassten.
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