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Mannheim – Unterstützer willkommen – Dolmetscher gesucht Schirmherr Dekan Karl Jung hält an Erfolgsmodell Malteser Migranten Medizin fest

Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Die Malteser Migranten Medizin (MMM) in der Neckarstadt-West ist aus Mannheim nicht mehr wegzudenken. Einerseits eine wirklich gute Nachricht für den Schirmherrn, Dekan Karl Jung, der die Einrichtung kürzlich besucht hat. Hinsichtlich der Zahl der Frauen, Männer und Kinder, die hier ohne Krankenversicherung eine kostenlose, medizinische Erst- und Basisversorgung bei Erkrankung, Verletzung oder Schwangerschaft erhalten, hat sich die Einrichtung seit der Eröffnung im Juni 2014 zur eine der größten Migranten Medizin des Malteser Hilfsdiensts deutschlandweit entwickelt.

Seit Beginn bis Ende 2016 versorgte die MMM insgesamt 478 Patienten in 1554 Behandlungen. 2016 gab es im Durchschnitt 16 Patienten pro Sprechstunde: 38 waren schwangere Frauen und 48 Babys, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Daher wird aktuell ein zusätzlich von der Pfarrgemeinde Herz-Jesu zur Verfügung gestellter Raum in zwei kleinere Räume für die geschützte Patientenanamnese und Büroarbeiten umgebaut. Diesen hat die Kirchengemeinde Mannheim Neckarstadt gerne zur Verfügung gestellt, versichert Franziskanerpater Frank Hartmann, Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit: „Denn wir sind froh, dass Sie da sind.“

Die medizinische Versorgung erfolgt durch ein ehrenamtliches Team aus Ärzten und Krankenschwestern: Im Jahr 2016 gehörten zum Team ein Internist als leitender Arzt, eine Allgemeinmedizinerin als Vertreterin, zwei Gynäkologinnen, eine Kinderärztin und ein Kinderarzt (als Vertreter). Sie werden von vier Krankenschwestern und einem Krankenpfleger tatkräftig unterstützt. Auch technisch ist die Einrichtung gut ausgestattet. Dank Spender verfügt die MMM über ein EKG, ein CTG, ein Ultraschall-Gerät und ein mobiles Labor. „Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit mehr als 40 Fachärzten, einigen Kliniken und Krankenhäusern und einem Labor die weitere medizinische Untersuchungen und Behandlungen ermöglichen“, ergänzt Dr. Ewald Jammers, Internist und leitender Arzt bei der MMM Mannheim. Anfängliche Befürchtungen im Stadtteil, dass die MMM Drogensüchtige anziehen könnte, da hier Menschen auch anonym behandelt werden, haben sich nicht bestätigt. „Also alles in allem eine positive Bilanz“, zeigte sich Jung beeindruckt, was hier bisher ohne öffentliche Zuwendungen gewachsen ist.

Trägt dieses Modell auch für die Zukunft? Trotz der positiven Entwicklung gibt es zwei drängende Themen, die den vor Ort Engagierten wie auch Sabine Würth, Diözesan Geschäftsführerin des Malteser Hilfsdienst e.V. Freiburg und Wolfgang Hettinger von der Stadtgliederung Mannheim der Malteser, beim Austausch mit dem Schirmherrn unter den Nägeln brennen: Die finanzielle Situation der MMM und der fehlende Dolmetscher für Bulgarisch und Türkisch. Obgleich in den vergangenen drei Jahren bereits 44 Nationen in der Zehntstraße 32 ein und ausgegangen sind, so stellen Patientinnen und Patienten aus den neuen EU-Mitgliedsländern mit legalem Aufenthaltsstatus, die größte Gruppe der Behandelten.

„Es ist keine gute Situation, wenn die Anamnese nur mit Hilfe anderer Patienten oder der Kinder möglich ist“, sagt Daniela Carrara, die die Organisatorische Leitung der MMM innehat. „Wahrung der Persönlichkeitsrechte und der Schweigepflicht sehen anders aus“, ist die Gynäkologin Meryl „Billee“ Manigault nicht glücklich mit der aktuellen Situation. Doch für einen professionellen Dolmetscher fehlt das Geld. Man sei zwar froh, dass ein türkisch-sprechender Mediziner einmal die Woche eine Stunde diesen Part übernehme, aber der Bedarf ist weitaus größer, weiß Rainer Rappoldt, Hauptamtlicher bei der MMM.

Die Sprachbarrieren haben das eingespielte Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen jedoch bisher in keiner Weise abgehalten zu helfen. Das Engagement sei nicht das Problem. „Die finanziellen Mittel, die uns die Erzdiözese Freiburg, die Glücksspirale und die Heinrich-Vetter-Stiftung sowie Firmen und Einzelspender vor Ort zur Verfügung gestellt haben, reichen nur noch bis Ende 2017“, fasst Würth zusammen, ohne dabei pessimistisch in die Zukunft zu blicken. „Sie haben hier etwas wirklich Wichtiges und Wertvolles aufgebaut“, hebt Dekan Jung das Engagement aller an der MMM Beteiligten heraus. „Es geht jetzt aber darum, weitere Unterstützer ins Boot zu holen, damit die Arbeit für diese Menschen weitergehen kann“, analysiert der Schirmherr die Situation und fragt nach den Gründen für die bald fehlenden Mittel.

Die Gründe dafür liegen laut Jammers und Manigault auf der Hand: Zum einen die ständig steigende Patientenzahl. Damit auch die Zahl an chronisch Kranken, die teure Untersuchungen und Medikamente benötigen. „Bei den Chronikern kommen wir finanziell wie technisch an unsere Grenzen“, erklärt Jammers. Ein weiterer Kostenfaktor sind die vielen Schwangeren, die in der MMM behandelt werden. „Wir machen viele Untersuchungen“, sagt Dr. Manigault, und die Kosten pro Schwangere belasten das MMM-Budget empfindlich. „Wir haben in den ersten vier Monaten dieses Jahres schon so viele Schwangere in Behandlung, wie fast im gesamten letzten Jahr“, umreißt die Gynäkologin. Und manchmal kämen die jungen Mütter nach der Entbindung mit ihren Kindern wieder in die Sprechstunden, wenn sie es nicht geschafft haben, krankenversichert zu werden. Warum sind einige Mütter, die im Schnitt zwischen 19 und 22 Jahre alt sind, und ab und zu auch ihre Kinder nicht gesetzlich versichert? In vielen Fällen ist die Integration in den Arbeitsmarkt und in das soziale Sicherungssystem noch nicht gelungen.

Zum Teil sei dies ein kulturelles Problem, umreißt Jammers: „Viele Volksgruppen sind diese Form der Sicherungssysteme schlicht und ergreifend nicht gewohnt.“ Nach Bedarf und Wunsch empfehlen wir unseren Patienten, eine soziale Beratung zu suchen und gerne geben wir ihnen Adressen von Beratungsstellen, von anderen Hilfseinrichtungen und Ämtern, manchmal gelingt auch eine direkte Vermittlung“, betont Carrara. Und dann käme da auch wieder das Verständigungsproblem ins Spiel, ergänzt Manigault. „Eine türkisch oder bulgarisch sprechende Krankenschwester, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren würde, das wäre ideal“, betonen alle. (schu)

Hintergrund: Die erste Malteser Migranten Medizin (MMM) entstand 2001 in Berlin: Derzeit in 18 Städten. Seit der Gründung der MMM wurde mehr als 115.000- mal erkrankten Menschen bundesweit geholfen. Die MMM in Mannheim gehört zum Malteser Hilfsdienst e.V. in der Erzdiözese Freiburg. Offene Sprechstunde: Jeden Donnerstag von 10 bis 14 Uhr. Drei ärztliche Fachrichtungen: Innere Medizin, Pädiatrie und Gynäkologie. Adresse: Malteser Migranten Medizin – Zehntstraße 32, 68169 Mannheim – Tel. 0621/ 32 49 14 89. E-Mail: mmm.mannheim@malteser.org // Web: www.malteser-migranten-medizin.de Spendenkonto: BIC: GENODE61FR1, IBAN: DE42 6809 0000 0005 7209 15, Stichwort: MMM Mannheim

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