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Mannheim – Flüchtlinge als Herausforderung fürs Frauenhaus

vortragMannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Caritas-Einrichtung nimmt zum 35-jährigen Bestehen Frauen mit Migrationshintergrund in den Blick

Geflüchtete Frauen und junge Frauen, die von Zwangsheirat betroffen sind, suchen zunehmend Schutz im Frauenhaus Heckertstift. Dieses Thema stand im Fokus der Feier des 35-jährigen Bestehens der Caritas-Einrichtung, die am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen stattfand.

Schlechte Chancen für eine Aufnahme

Die beiden Gruppen von Frauen sind sehr verschieden: Geflüchtete Frauen wenden sich ans Frauenhaus, weil sie von ihrem Mann misshandelt werden. Oftmals haben sie bereits in ihrer Heimat häusliche Gewalt erlebt. Die meisten sind noch im Asylverfahren und sprechen kein Deutsch. Wenn sie allerdings in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben, stehen die Chancen für die Aufnahme in einem Frauenhaus schlecht, wie Heckertstift-Leiterin Ruth Syren berichtet: Die Frauen und Kinder unterliegen der so genannten Residenzpflicht und brauchen eine Erlaubnis, außerhalb der Unterkunft zu wohnen, und der jeweilige Kostenträger muss zustimmen, die Kostenerstattung für das Frauenhaus zu übernehmen. „Oft wird das abgelehnt, weil das Frauenhaus deutlich teurer ist als eine Gemeinschaftsunterkunft.“

Ein weiteres Problem ist die Sprache: Ohne Dolmetscher ist keine Verständigung möglich. Die Kosten dafür muss das Frauenhaus selbst tragen. Dank einer Spende von 4000 Euro des Zonta Clubs Weinheim ist zumindest dies für die nähere Zukunft gesichert. Außerdem ist eine intensive Betreuung nötig, die Frauen müssen zu Behörden und diversen anderen Stellen begleitet werden. „Der Betreuungsaufwand ist immens gestiegen“, so Ruth Syren.

Infoveranstaltungen in den Flüchtlingsunterkünften

Die Frauenhaus-Leiterin hält auch Informationsveranstaltungen in den Flüchtlingsunterkünften ab, klärt die Frauen und Mädchen darüber auf, welche Rechte sie haben und wo sie Hilfe bekommen. Beispielsweise würden die Frauen nicht zur Polizei gehen, weil sie im Heimatland schlechte Erfahrungen mit Polizisten gemacht hätten. Ruth Syrens Erkenntnis aus diesen Veranstaltungen: „Die Unterkünfte bieten nicht genügend Schutz. Es gibt eine hohe Dunkelziffer an Übergriffen.“

Von Zwangsheirat bedroht

Die von Zwangsheirat bedrohten Frauen dagegen haben zwar einen Migrationshintergrund, sind aber in Deutschland aufgewachsen, sie gehen noch zu Schule oder studieren. Aber ihre Eltern haben traditionelle Vorstellungen, und wenn die jungen Frauen Widerstand gegen die Heiratspläne leisten, sind sie Gewalt und Demütigung ausgesetzt. Das Problem sei nicht neu, aber die Zahl der Frauen, die deswegen ins Frauenhaus kommen, habe zugenommen, erläutert Ruth Syren. „Ich finde es sehr frustrierend, dass das Thema Zwangsheirat nach wie vor so aktuell ist!“

Und selten bleiben die jungen Frauen standhaft: Sie trauern, weil sie ihre Familie verloren haben, es wird psychischer Druck ausgeübt, die Eltern werden krank, die Frauen fühlen sich schuldig, und 80 Prozent kehren in die Familie zurück. Für diese Frauen werde eine ganz eigene transkulturelle Gefährdungseinschätzung, die die Familie einbezieht, benötigt, forderte Prof. Jan Ilhan Kizilhan von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in seinem Vortrag über dieses Thema bei der Feierstunde im Haus der Caritas. „Physischer Schutz reicht nicht aus. Dafür brauchen die Frauenhäuser mehr Personal.“ Der Wissenschaftler empfiehlt außerdem, Zuwanderer als Mediatoren einzusetzen und auch Migrantenvereine einzubinden. Kizilhan ist ein international anerkannter Trauma-Experte, Träger des UN Menschenrechtspreis für Frauenrechte und des Landesverdienstordens von Baden-Württemberg.

Frauenhaus bietet auch Beratung

Das Frauen- und Kinderschutzhaus Heckertstift hat 18 Plätze. Seit der Eröffnung 1981 bis Ende 2015 wurden insgesamt 2374 Frauen und 2588 Kinder aufgenommen. Im Jahr 2015 gab es 378 Anfragen, sowohl wegen einer Aufnahme als auch für eine Beratung. Die Mitarbeiterinnen sind montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 17 Uhr und freitags von 8 Uhr bis 16 Uhr vor Ort. Außerhalb dieser Zeiten können die im Haus lebenden Frauen über eine Rufbereitschaftsnummer in Krisensituationen jederzeit eine Mitarbeiterin erreichen. Diese Nummer liegt auch den Polizeidienststellen Mannheims vor, so dass Aufnahmen an 365 Tagen rund um die Uhr möglich sind.

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