Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Wie werden wir in Zukunft wohnen? Darum ging es Anfang Dezember 2018 beim zweiten Heidelberger Dialogforum Wohnen. Mit der Veranstaltung im Halbjahresturnus will die Stadt den kontinuierlichen Austausch aller wohnungspolitischen Akteure in Heidelberg fördern. Rund 60 Teilnehmende – darunter Mitglieder des Gemeinderats sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wohnungswirtschaft, Sozialverbänden, Interessengruppen und Verwaltung – befassten sich mit dem Wohnen von morgen am Beispiel der Entwicklungsvision von Patrick-Henry-Village, Heidelbergs größter Konversionsfläche.
Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck sagte: „Es ist höchste Zeit für Experimente im Bereich Wohnen. Wir stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen: Beispiele sind die Schaffung von Wohnraum für vielfältige Lebensformen in unterschiedlichen Marktsegmenten, die Forderung nach vitalen, gemischten Quartieren, die Digitalisierung, der Wandel zur Wissensgesellschaft und die Verkehrswende. Diesen müssen wir mit innovativen Konzepten begegnen. Mit der Entwicklungsvision von Patrick-Henry-Village haben wir eine hervorragende Ausgangsbasis, um ganz neue Ansätze des Wohnens zu erarbeiten. Heute haben wir eine Vielzahl an Themen benannt, die wir nun weiter gemeinsam diskutieren müssen.“
Impulsvortrag mit bewusst zugespitzten Thesen regte Diskussionen an
Laura Weißmüller, Redakteurin der Süddeutschen Zeitung, skizzierte in einem Impulsvortrag Ideen für ein Wohnen von morgen. Demnach sollten Neubaugebiete für die gesamte Stadt attraktiv sein, etwa durch Parks, Kinos und Schwimmbäder. Ein weiterer Vorschlag war die öffentliche Nutzung der Erdgeschosse und weiterer kommunikativer Räume, zum Beispiel einer Dachterrasse für alle. Bei der Vergabe von öffentlichen Grundstücken forderte sie Erbbaurecht und Konzeptverfahren. Die einstige Funktionstrennung von Wohnen und Arbeiten müsse aufgehoben werden. Zudem sollten die Gebäude vielfältigen Lebensformen gerecht werden, nicht nur der klassischen vierköpfigen Familie.
In zwei Podiumsdiskussionen und im Plenum wurden die bewusst zugespitzten Thesen aus dem Impulsvortrag anschließend aufgegriffen. Kontrovers diskutiert wurde die Frage, wie öffentliche Grundstücke künftig vergeben werden sollen und welche Trägermodelle sinnvoll sind. Auch bei den Themen „Gemeinschaftliche Wohnformen“ und „Gemeinschaftlich genutzte Räume“ gab es ganz unterschiedliche Ansichten. Einigkeit herrschte bei der Forderung nach Nutzungsmischung – das bedeutet, dass Wohnen und Arbeiten zusammen gedacht werden – und einem transparenten Prozess, bei dem sich alle Beteiligten eng abstimmen. Die Teilnehmenden sprachen sich zudem dafür aus, sich an für Heidelberg geeigneten Best-Practice-Beispielen zu orientieren. Weiter nachdenken wollen die wohnungspolitischen Akteure über die Frage, wie flexible Wohnformen geschaffen werden können.
Breit aufgestellter Teilnehmerkreis bei Podiumsdiskussionen
Mit der Frage „Welche Erwartungen haben wir an das Wohnen von morgen?“ befassten sich bei der ersten Podiumsdiskussion Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, Rainer Hofmann (Bogevisch Büro), Anouk Kuitenbrouwer (KCAP), Peter Bresinski (Geschäftsführer GGH) und Laura Weißmüller. Mit der Frage „Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für die Entwicklungsvision von Patrick-Henry-Village ,PHVision‘?“ setzten sich bei der zweiten Podiumsdiskussion auseinander: Prof. Michael Braum (Geschäftsführender Direktor Internationale Bauausstellung Heidelberg), Andreas Epple (Epple Holding GmbH), Peter Hoffmann (Stadt Heidelberg), Christoph Nestor (Miederverein Heidelberg e.V.) und Thilo Koch (Haus und Grund Heidelberg).
Nächstes Dialogforum Wohnen in erster Jahreshälfte 2019
Die Anregungen und Ideen, die beim Dialogforum gesammelt wurden, fließen in die weitere Planung zur Entwicklung von Patrick-Henry-Village ein. Das nächste Dialogforum Wohnen ist noch vor der Sommerpause im kommenden Jahr geplant.
Erstes Dialogforum befasste sich mit mittleren Einkommensgruppen
Der Fokus des ersten Dialogforums Wohnen Ende November 2017 lag auf den mittleren Einkommensgruppen: Sie werden von den bestehenden Förderprogrammen meist nicht erfasst und haben es deshalb auf dem Heidelberger Wohnungsmarkt oft besonders schwer. Wie man speziell für sie mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen kann und welche Rolle die Wohnungswirtschaft dabei spielen kann, war das Leitthema des ersten Dialogforums. Im Frühjahr dieses Jahres fand zudem eine Klausursitzung des Gemeinderates statt. Dabei ging es vor allem um den Einsatz kommunaler Ressourcen in der Wohnungspolitik.
Hintergrund: Die Entwicklungsvision von Patrick-Henry-Village „PHVision“ ist das Ergebnis der „Planungsphase Null“ der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg. Sie sieht einen Stadtteil für mehr als 10.000 Menschen vor; hinzu kommen rund 5.000 Arbeitsplätze. Der Plan setzt auf die digitale Zukunft, innovative Orte der Bildung, zukunftsweisende Wohn- und Arbeitsumgebungen sowie einen „Multi-Mobilitäts-Ansatz“ – unter anderem durch E-Mobilität und autonomes Fahren.
Vier weltweit renommierte Stadtplanungsbüros hatten im Auftrag der IBA Zukunftsszenarien für das fast 100 Hektar große Areal entworfen. Die zusammenführende Synthese stammt vom Büro KCAP. Der Gemeinderat beschloss am 14. Dezember 2017 einstimmig die Entwicklungsvision als Masterplan – und somit als formale Grundlage für den weiteren Prozess. Die IBA soll zur Sicherung von Qualität und inhaltlichen Zielen eng in den Prozess eingebunden bleiben, ebenso das Verfasserbüro