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Mosbach – „Menschen nicht als Versuchsobjekte missbrauchen“

160920_infoabend_arzneimittelgesetz-jpgMosbach / Metropolregion Rhein-Neckar – Johannes-Diakonie: Podiumsveranstaltung informierte über neues Arzneimittelgesetz

Verstößt das geplante neue Arzneimittelgesetz gegen die Menschenwürde? Könnten hilflose Patienten für Medikamentenstudien missbraucht werden, ohne von deren Ergebnissen zu profitieren? Diese Bedenken waren Anlass für die Ethikkommission der Johannes-Diakonie Mosbach, zu einem Informationsabend ins Kultur- und
Begegnungszentrum fideljo einzuladen. Bei der Podiumsveranstaltung brachten unter anderem die Bundestagsabgeordnete Dr. Dorothee Schlegel und die Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg, Dr. Nadia Primc, ihre Zuhörer in Sachen Arzneimittelgesetz auf den neuesten Stand.
„Droht mit dem Arzneimittelgesetz fremdnützige Forschung?“, fragte der Vorsitzende der Ethikkommission, Pfarrer Richard Lallathin, eingangs der Veranstaltung. Eigentlich klingt die Idee des Gesetzes einfach: Demenzpatienten sollen an wissenschaftlichen Studien teilnehmen können, wenn sie noch im Besitz ihrer Geisteskräfte dieser Teilnahme zugestimmt haben. So steht es im aktuellen Regierungsentwurf zum neuen Arzneimittelgesetz. Das Ziel ist, durch Forschung an Betroffenen bessere Mittel etwa gegen Alzheimer- Erkrankungen zu finden. Doch wo die moralisch-ethischen Probleme des Entwurfs liegen, machte Dr. Nadia Primc in einer fachlichen Stellungnahme deutlich. Schon der Zeitpunkt der Einwilligung sei fragwürdig, erklärte Primc. Der Patient müsste einer Studienteilnahme schon vor Einsetzen der Demenz zustimmen. „Aber zu diesem Zeitpunkt können Patienten die Details der Studien noch gar nicht kennen“ betonte Primc. Und niemand könne die Belastungen einer Studie für einen Menschen ermessen, der sich nur eingeschränkt ausdrücken kann und dem zum Beispiel eine Injektion zusätzlichen Stress verursacht, weil er den Sinn
der Behandlung nicht einordnen kann. Hinzu komme das moralische Dilemma für Betreuer und Angehörige, die für den Patienten entscheiden müssen, wann die Belastungen einer Studienteilnahme zu groß werden. Dabei herrschen zugleich große Zweifel, ob Forschung an Demenzkranken wirklich notwendig ist, wie Primc erklärte. Sogar
die Pharmaindustrie selbst habe bereits signalisiert, dass sie auf diese Art der Forschung bei der Entwicklung von Medikamenten nicht angewiesen ist. Der Schutz der Menschenwürde verlangt Engagement. Das machte der ehemalige Bürgermeister von Schwarzach, Theo Haaf, deutlich. Er erinnerte an die Menschenkette, bei der im Jahre 1999 in der Gemeinde Schwarzach über 2000 Menschen gegen die Bioethik- Konvention des Europarates protestierten. Die Sorgen von Angehörigen und Betreuern vermittelte Irene Gelbarth, Mitglied der Eltern-Angehörigen-Betreuer-Vertretung (EABV) der Johannes-Diakonie: „Ich befürchte, dass demenzkranke Menschen als Versuchsobjekte missbraucht werden“, erklärte Gelbarth. Zugleich drohe ein Dammbruch, dann nämlich, wenn auch andere nicht einwilligungsfähige Personen zu Studien herangezogen werden sollen,
etwa Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Diese Bedenken brachten auch die anwesenden Vertreter der Bewohnerbeiräte der Johannes-Diakonie in einer gemeinsam
verlesenen Erklärung zum Ausdruck. „Wir lehnen das Gesetz ab. Es verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention“, sagte zum Beispiel Bewohnerbeirätin Monika Mohr.
Die Bundestagsabgeordnete Dr. Dorothee Schlegel zeigte großes Verständnis für die Einwände gegen den Gesetzentwurf, gegen den sich auch im Bundestag viel Widerstand geregt hatte. Schlegel gehört einer Gruppe von Parlamentariern an, die einen eigenen Gesetzentwurf entwickelt haben. Er hält an strengen Grenzen für Medikamentenstudien
an nicht einwilligungsfähigen Patienten fest. Da es sich um eine Gewissensentscheidung jedes Abgeordneten handelt, wurde für die Lesungen des Gesetzes im Herbst der Fraktionszwang aufgehoben. „Unser Gespräch heute zeigt mir, dass ich mich in die richtige Richtung stark mache“, sagte Schlegel abschließend. „Ich nehme Ihre Argumente mit nach Berlin.“

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