Ehrung in Abwesenheit
In seinen Willkommensworten bedauerte Dompropst und Weihbischof Otto Georgens, dass er Bundeskanzler Helmut Kohl an dieser Stelle nicht selbst begrüßen könne. Aus gesundheitlichen Gründen war dem Altkanzler eine persönliche Teilnahme nicht möglich. Das Ehepaar Kohl sei mit der Ehrung durch das Domkapitel am ursprünglich dafür geplanten Termin aber ausdrücklich einverstanden gewesen. Der Weihbischof wies auf die zahlreichen Staatsbesuche des Bundeskanzlers hin, bei denen oft die Orgel Toccata in d-Moll zu hören war, das Stück, das auch die Gäste im Dom zu Beginn auf die Feier eingestimmt hatte.
Atem der Geschichte und Atem des Gebets
Der Bischof von Speyer Dr. Karl-Heinz Wiesemann sprach unter der Überschrift „Helmut Kohl und der Speyerer Dom – eine Liebesgeschichte“ umfassend und eindrücklich über die Beziehung des Bundeskanzlers zu der romanischen Kathedrale. Seit Helmut Kohl in seiner Kindheit an der Hand der Mutter den Dom betreten habe, war und ist ihm der Dom ein wichtiger Ort, der sowohl den Atem der Geschichte als auch den Atem des Gebets spüren ließe, so Wiesemann. Die Erinnerung an die Bombennächte des zweiten Weltkriegs prägten Helmut Kohls politische Vision von einem geeinten und friedlichen Europa. Eine Vision, die Kohl im Speyerer Dom verortete: „Der Dom ist ein Aufruf zum realistischen Optimismus“, sagte der Bundeskanzler bei Gründung der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer, deren Kuratorium er bis heute vorsteht.
Immer wieder habe Bundeskanzler Kohl den Dom mit Staatsgästen besucht und ihn als lebendigen Ort der Geschichte und als Gotteshaus vermittelt, so Bischof Wiesemann. Auch als ein Ort, an dem die Spannungen dieser beiden Pole sich manifestierten. So erinnere sich Altbischof Dr. Anton Schlembach daran, wie Helmut Kohl in der Afrakapelle bei seinen Staatsbesuchen stets selbst das Wort ergriffen und auf das Schicksal Heinrich IV. hingewiesen habe. Der Dom sei, führte der Bischof von Speyer aus, für den Bundkanzler aber nicht nur ein Ort lebendiger Geschichte gewesen: „Für Helmut Kohl war und ist der Dom immer auch Haus Gottes, Ort des Gebetes, Ort der Erfahrung des Atems Gottes, des Geistes Gottes.“ So habe Kohl auch viele Kirchenfeste im Dom inmitten der Gemeinde mitgefeiert.
Dank für die Liebe zu Dom
In seiner 30minütigen Laudatio Bischof Wiesemann einen tiefen Einblick in die Beziehung Bundekanzlers Kohl zu seiner „Hauskirche“. Dabei würdigte er auch das Engagement Kohls für die Erhaltung des Doms. „Wir danken ihm für seine Liebe zum Dom, für eine Liebesgeschichte, die es wert ist, dass wir an sie dauerhaft auch für die nächsten Generationen dankbar erinnern.“
Musikalisch wurde die Feierstunde durch den Domorganisten Markus Eichenlaub begleitet. Im Anschluss an die Reden der Bischöfe und das Orgelspiel wurde in der Vorhalle des Doms eine Gedenkplatte enthüllt. Auf ihr ist zu lesen: In Würdigung der Verdienste von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl um den Dom zu Speyer als Sinnbild für die christlichen Wurzeln eines geeinten Europas. In Dankbarkeit Das Domkapitel