Mannheim – Betroffene Stadtteile nicht hängen lassen
Mannheimer Stadtteile wie der Jungbusch oder die Neckarstadt-West haben teils massiv mit den Folgen der Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien zu kämpfen. Das war auch das zentrale Thema beim Besuch des Mannheimer SPD-Bundestagsabgeordneten Stefan Rebmann im Gemeinschaftszentrum Jungbusch.
Der Leiter des Zentrums, Michael Scheuermann, berichtete, dass sich die jüngere Entwicklung der letzten Jahre ins Gegenteil verkehrt habe. Damals befürchteten viele Bewohner des Stadtteils, dass sich der Jungbusch zum neuen hippen Quartier mit explodierenden Mieten entwickeln könnte; nun ist das Gegenteil der Fall. Überfüllte Häuser, Vermüllung und Streitereien zwischen Bewohnergruppen sind Alltag. Scheuermann zufolge waren die Akteure im Stadtteil bei der Suche nach Lösungswegen hierfür bisher weitgehend auf sich selbst gestellt.
“Fakt ist, dass diese Menschen hier sind und wohl auch bleiben werden. Also suchen wir nun aus dem Stadtteil heraus den Dialog und nach positiven Handlungsansätzen. Ein Ansatz kann z.B. darin bestehen, Vertrauenspersonen unter den mehrheitlich bulgarischen Zugewanderten zu gewinnen, die dolmetschen und zum wechselseitigen Verständnis beitragen. Wir gehen das ganz pragmatisch an, im Sinne des Stadtteils und der verschiedenen Bewohner, inklusive der neu Zugezogenen” berichtete Scheuermann von den jüngsten Entwicklungen im Jungbusch.
Der Ansatz, den Dialog zu suchen, habe sich bewährt. Vieles sei erst wirklich deutlich ge-worden, nachdem die bulgarischen Bewohner auch selbst Missstände angesprochen hätten. Aber nach wie vor könne die Arbeit vor Ort immer nur aus der Situation bzw. vielmehr der Not heraus erfolgen. “Man kommt sich hier manchmal schon alleine gelassen vor”, so Scheuermann.
“Es ist weder den Zugezogenen und anderen Bewohnern betroffener Stadtteile, noch den sozial Engagierten vor Ort gegenüber fair, wenn man sie sich selbst überlässt. Das Problem kann nur dann im Sinne aller angegangen werden, wenn die unhaltbare Situation der Minderheiten in den Herkunftsländern verbessert wird, die vom Bund bereit gestellten Mittel für Integrationsmaßnahmen genutzt werden können und sich auch die Städte vor Ort engagieren. Die Verwaltung der Stadt Mannheim kennt die Probleme und geht sie auch an, aber hier sind aufgrund fehlender gesetzlicher Möglichkeiten und gekürzter Mittel des Bundes im Rahmen des “Soziale Stadt”-Programms die Handlungsmöglichkeiten oftmals sehr begrenzt” war sich Rebmann sicher.
“Die verschiedenen Maßnahmen müssen sauber aufeinander abgestimmt sein. Hier muss man sich fragen, wie bei derzeitiger Rechtslage die Situation aller Betroffenen verbessert und gleichzeitig jenen Menschen das Wasser abgegraben werden kann, die die Zugezogenen ausbeuten, sei es durch erbärmliche Wohnbedingungen, Mietwucher, Zuhälterei oder ähnliches. Im nächsten Schritt muss die Gesetzeslage angepasst werden, so dass der Ausbeutung effektiv ein Riegel vorgeschoben wird und die sprachliche, soziale und kulturelle Integration zielgerichtet angegangen werden kann. Der ordnungspolitische Ansatz “Wegschicken und dann aus den Augen, aus dem Sinn” ändert nichts an den Problemen. Man muss den Menschen auch Möglichkeiten aufzeigen” so Rebmann weiter.
“Zu behaupten, die Menschen kämen hierher, um vom Sozialstaat zu leben, ist schlicht falsch. Die Einwanderungsmotive sind vielmehr Armut und Diskriminierung in den Herkunftsländern und der Wunsch, den Kindern eine Zukunft bieten zu können” ergänzte Scheuermann.