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Frankenthal – Zeitzeugen für das Schicksal jüdischer Menschen – Förderverein informiert über das Leben der Familie Schweitzer

Frankenthal / Metropolregion Rhein-Neckar – Wo heute die Filiale der Commerzbank in der Innenstadt von Frankenthal steht, befand sich bis zur Zerstörung vermutlich im September 1943 das größte Kaufhaus, das Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer. Seit 15 Jahren dokumentiert der Förderverein für jüdisches Gedenken das Leben der jüdischen Familie. Ein Nachkomme, Hans Schweitzer, hat den Holocaust überlebt, wohnt in den USA und hat Frankenthal mehrmals besucht. Auf den Internetseiten des Fördervereins, www.juden-in-frankenthal.de, wurden viele Informationen und Fotos über die Familie veröffentlicht. Über diese Seiten hat sich vor einigen Wochen Peter Schweitzer, ein weiterer Nachkomme, gemeldet. Er besucht die Heimatstadt seines Großvaters am 19. und 20. Juni. „Wir werden ihm die Innenstadt und die beiden jüdischen Friedhöfe zeigen und über die Geschichte der Familie Schweitzer informieren“, freuen sich Herbert Baum und Werner Schäfer vom Förderverein: „Oberbürgermeister Theo Wieder wird Peter Schweitzer eine Kopie der Geburtsurkunde seines Großvaters überreichen.“ Peter Schweitzer ist als Rabbiner ausgebildet und war 1979 auch kurze Zeit in dem Beruf tätig. Als liberaler Jude machte er sich allerdings bald selbständig. Heute berät er unter anderem „säkularisierte“ Juden, die ihre Identität weniger über die Religion und mehr über kulturelle Traditionen und Aktivitäten finden. Peter Schweitzer lebt mit seiner Frau Myrna Baron und den beiden Kindern Blair und Oren in New York. Der neunjährige Oren wird seinen Vater nach Frankenthal begleiten.

Das Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer wurde 1876 von Isaak Schweitzer und Josef Wertheimer gegründet. Isaak Schweitzer stammte aus Mühringen bei Horb am Neckar. Er wanderte 1865/66 in die USA aus und gründete dort ein Geschäft. Am 16. September 1875 heiratete er in Philadelphia Isabella geborene Guggenheimer. Vermutlich aufgrund der wirtschaftlichen Krise nach dem Bürgerkrieg kamen Isaak und Isabella Schweitzer 1875 nach Frankenthal. Josef Wertheimer wurde in Durbach bei Offenburg geboren. Hermann Wertheimer, sein Sohn, heiratete am 19. Dezember 1877 in Karlsruhe Ernestine Schweitzer, eine Schwester von Isaak Schweitzer. Vermutlich liegt hier der Grund für die gemeinsame Geschäftsgründung in Frankenthal. Die Familienchronik zeigt, wie das Leben der jüdischen Menschen immer wieder von der Entwicklung der Region oder des Landes abhängig war. Nachdem sich die Juden aufgrund der neuen staatlichen Gesetze nach und nach emanzipieren konnten, zogen viele aus wirtschaftlichen Gründen in die aufstrebenden Städte. Auch Frankenthal profitierte bis Anfang des 20. Jahrhunderts von dieser Zuwanderung. Fast alle jüdischen Männer der ersten Generation waren Kaufleute. Parallel zur Industrialisierung Frankenthals entwickelten sie den hiesigen Einzelhandel. Isaak und Isabella Schweitzer hatten zehn in Frankenthal geborene Kinder: Julie (geboren 1878), Karl (1879), Hortense (1880), Selma Luise (1881), Hugo (1882), Anna Sofie (1884), Josef Siegfried (1887), Heinrich Isidor (1892), Maximilian Hartwig (1894) und Lucia (1897).

Maximilian meldete sich als Gymnasiast freiwillig zur Armee. Er wurde schon am 5. November 1914 in Belgien getötet. Während von den Mädchen keine besonderen beruflichen Karrieren bekannt sind, profitierten die Männer vom Wohlstand der Eltern. Heinrich Schweitzer wurde Zahnarzt und wanderte in den 30er Jahren nach Manchester aus. Hugo Schweitzer wurde Kaufmann und zog bereits 1905 nach Berlin. Auch er ist später erst nach England und dann in die USA ausgewandert. Josef Siegfried zog nach Frankfurt. Hortense heiratete in Frankenthal den 17 Jahre älteren Kaufmann Benjamin Ullmann. Die Ehe wurde vermutlich 1910 geschieden. Hortense starb bereits 1919. Der Grabstein steht auf dem neuen Jüdischen Friedhof. Auch Selma war verheiratet und zog nach Bonn. Über ihr Schicksal ist zurzeit nichts bekannt. Vermutlich ist auch sie rechtzeitig ausgewandert. Im 2. Stock des Kaufhauses wohnten die unverheirateten Schwestern Anna und Lucie Schweitzer. Lucia ist 1937 nach Philadelphia (USA) und Anna Sophie 1939 nach New York (USA) ausgewandert.

Carl Schweitzer übernahm nach dem Tod des Vaters im Jahr 1901 das Kaufhaus am Rathausplatz. Er heiratete die katholische Mannheimerin Therese Paul. Vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen wurde das Geschäft 1932 auf Therese Schweitzer überschrieben. Sie führte den Verkauf in reduziertem Umfang im Obergeschoss weiter. Das Bayerische Schokoladenhaus aus Würzburg mietete den Laden im Erdgeschoss und zwei Zimmer in der 1. Etage. Ein Foto im Stadtarchiv dokumentiert den Wechsel.

In der „Reichskristallnacht“ wurden die Wohnung und der Laden von Carl und Therese Schweitzer verwüstet. Carl Schweitzer wurde am 10. November 1938 verhaftet und mehrere Wochen im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Therese Schweitzer wurde mit ihrem Sohn Hans aus dem Haus ausgewiesen und zog zu ihren Eltern nach Mannheim.

Das Haus am Rathausplatz musste nicht zuletzt wegen der zwangsweisen „Arisierung“ verkauft werden. Zwei bekannte Frankenthaler Kaufleute machten wenige Tage nach der „Reichskristallnacht“ Kaufangebote. Am 3. März 1939 wurde das Geschäft für 76.500 Reichsmark an das Bayerische Schokoladenhaus verkauft. Es bestand ein Vorverkaufsrecht.

Carl Schweitzer überlebte die NS-Diktatur – aufgrund der sogenannten Mischehe – mit seiner Frau und seinem Sohn Hans in Mannheim. Er starb bereits 1946 in Mannheim vermutlich an den Folgen der Haft im Konzentrationslager Dachau.

Hans Schweitzer wurde am 30. Juli 1928 in Mannheim geboren. Seit 1934 war er katholisch getauft. Von 1935 bis 1938 besuchte er die Pestalozzischule. Die Verwüstungen in der „Reichskristallnacht“ hat er als 10-Jähriger selbst miterlebt.

Hans Schweitzer lebt seit Jahren in der Nähe von New York. Er besuchte bereits mehrmals seine Heimatstadt. Der Förderverein hält Kontakt zu ihm.

Hugo Schweitzer ist der Großvater von Peter Schweitzer. Dessen Vater Ulrich lebt noch. Er ist 91 Jahre alt und kann noch viel über die Geschichte der Familie erzählen. Ein Foto, vermutlich aus dem Jahr 1900, zeigt Isaak und Isabella Schweitzer mit ihren zehn Kindern. Informationen im Internet: www.juden-in-frankenthal.de.

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