Ludwigshafen/Metropolregion Rhein-Neckar – Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse ist die neue, 30. Ausgabe des Bloch-Almanach erschienen, herausgegeben von Frank Degler, dem Leiter des Ludwigshafener Ernst-Bloch-Archivs. Veröffentlicht ist darin die erste “Zukunftsrede”, die der Schrift-steller Volker Braun im November 2010 im Ernst-Bloch-Zentrum hielt. Im zweiten Teil des Almanachs stehen Beiträge zum Thema Ästhetik im Fokus. Schließlich ist die Tagung “Philosophien der Zeitlichkeit” dokumentiert, die Blochs Konzepte zu Zeit und Möglichkeit im Kontext der Philosophiegeschichte beleuchtete. Der Bloch-Alma-nach wird vom Ernst-Bloch-Archiv der Stadt Ludwigshafen am Rhein herausgegeben und von der Bloch-Stiftung bezuschusst. Er erschien im Talheimer Verlag, umfasst 184 Seiten und kostet 15 Euro.
“Die Zukunftsrede” war am 3. November 2010 aus Anlass des zehnjährigen Beste-hens des Ernst-Bloch-Zentrums in der Walzmühle erstmals von der Stiftung Ernst-Bloch-Zentrum ausgelobt worden. Sie wurde an den Büchner-Preisträger Volker Braun vergeben. Darin unternimmt der Schriftstellers einen Ausflug an utopische Orte und Nicht-Orte: das “Museum”, den “Kerker”, die “Werkstatt” und schließlich den “Freiraum”. Eine überarbeitete Version der gehaltenen “Zukunftsrede” als pro-grammatisches “utopisches Statement” ist im 30. Bloch-Almanach abgedruckt.
Unter dem Titel “Kunst des Vor-Scheins” versammelt der zweite Teil des Almanachs Beiträge zu Kunst und Ästhetik. Der Philosoph Martin Seel, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, untersucht die Verbindung von Kunst und Utopie im Hinblick auf die ästhetischen Schriften Blochs. Thilo Götze Regenbogen unternimmt eine ästhetische Betrachtung einer Druckgrafik von Ludwig Meidner in Blochs Tübin-ger Arbeitszimmer. Die darstellende Kunst ist Thema in Anke Paula Böttchers Bei-trag zur Figur des “komischen Helden” bei Ernst Bloch. Im dritten Teil des Bandes ist die Tagung “Philosophien der Zeitlichkeit” dokumen-tiert, die am 5. und 6. November 2010 am Ernst-Bloch-Zentrum abgehalten wurde. Die Tagung wurde in Kooperation mit dem Berliner Centre Marc Bloch, Deutsch-Französisches Forschungszentrum für Sozialwissenschaften, veranstaltet. Für Ernst Blochs Utopie-Begriff und das Prinzip Hoffnung ist die Kategorie des Noch-Nicht der ontologische Grundstein. Die Tagungsbeiträge, die im 30. Bloch-Almanach in überar-beiteter Fassung veröffentlicht sind, analysieren Blochs Zeitkonzept vor dem Hinter-grund der Philosophiegeschichte der Neuzeit, insbesondere des 20. Jahrhunderts.
Johann Kreuzer, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, ordnet Bloch pointiert in den Kontext der zeitphilosophischen Positionen der Geistesgeschichte ein. Denis Thouard, Centre Marc Bloch, Berlin, nimmt mit Georg Simmel den für Blochs Zeit-verständis wohl wichtigsten direkten Bezugspunkt in den Blick. Jakub Čapek, Prag, analysiert die Zeitphilosophie Henri Bergsons und Edmund Husserls als Basistexte der Zeitphilosophie.
Florence Hulak, Sorbonne, Paris, fokussiert im Werk des Historikers Marc Bloch das Moment der Ungleichzeitigkeit, welches besonders in “Erbschaft dieser Zeit” auch für Ernst Bloch eine zentrale Rolle spielen wird. Schließlich liest Marc de Launay, CNRS, Paris, den Schöpfungsbericht der Bibel als Gründungsakte einer Zeitlichkeit, die sich von der Mythologie ab- und einer grundlegend offenen Form von Zukunft zu-gewendet hat.
Die bibliographischen Mitteilungen zu Ernst und Karola Bloch runden den Band ab. In der Bibliographie zu Ernst Bloch werden dabei diesmal diejenigen Titel der Forschungsliteratur genannt, die sich in der Privatbibliothek von Ernst und Karola Bloch befanden.