Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar – Der Mitbegründer des „Niedersächsischen Landesverbandes Deutscher Sinti“ und langjährige Vorstand im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Paul Dambrowski, verstarb gestern im Alter von 77 Jahren in Aurich. Seit 1981 gehörte Paul Dambrowski, der selbst den Holocaust überlebte, zu den ersten Aktivisten der Selbstorganisation und der Bürgerrechtsarbeit für die deutschen Sinti und Roma und war Gründungsmitglied des Zentralrats im Jahre 1982.
Als achtjähriges Kind war er Ende 1942/Anfang 1943 im Zuge der Völkermordmaßnahmen gegen die Sinti und Roma zusammen mit seiner Familie von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Bialystok verschleppt worden. Dort war er bis Ende 1943 inhaftiert und erlitt schwere Gesundheitsschäden. Paul Dambrowski litt Zeit seines Lebens unter den Folgen der nationalsozialistischen Verfolgungen.
Gemeinsam mit seiner Frau Martha engagierte sich Paul Dambrowski vor allem bei der öffentlichen Aufarbeitung und Dokumentierung des nationalsozialistischen Völkermords an 500 000 Sinti und Roma im besetzten Europa. Mit anderen Holocaust-Überlebenden setzte er sich u.a. mit einer Demonstration vor dem Bundeskriminalamt im Januar 1983 für die Beendigung jeder Sondererfassung von Sinti und Roma ein, die in vielen Polizeibehörden der Bundesrepublik seit den 1950er-Jahren von ehemaligen NS-Beamten fortgeführt worden war.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigte heute Paul Dambrowski als „einen guten Freund und langjährigen Wegbegleiter“, der sich um das Ansehen der Sinti und Roma in Deutschland verdient gemacht habe. Sein Tod sei für die gesamte Minderheit ein großer Verlust, erklärte Rose. Paul Dambrowskis Wunsch, die Anerkennung seines Verfolgungsschicksals durch die Einweihung des nationalen Mahnmals für die Opfer der NS-Verfolgung von Sinti und Roma in Europa konnte er – wie viele andere Überlebende – nicht mehr erleben, erklärte Romani Rose.
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