Walldorf / Metropolregion Rhein-Neckar – „Eine kostbare Gelegenheit“ – Komponist Roberto Reale ist neuer „Künstler auf Zeit“ – Seit Mitte April ist die Künstlerwohnung in der Scheune Hillesheim in Walldorf wieder bewohnt. Was Roberto Reale, der neue „Künstler auf Zeit“, dort macht, können die Besucher des Hauses ab und an auch hören, denn Reale ist Komponist mit Gesangsausbildung.
Voraussichtlich bis Ende August dieses Jahres wird Reale in Walldorf sein, um sich ganz seiner Kunst zu widmen. „Eine kostbare Gelegenheit“, meint Reale, der an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg studiert hat und sein Studium erst vor kurzem mit Auszeichnung abgeschlossen hat.
Ausgewählt wurde Roberto Reale, der aus Hannover stammt und italienische Wurzeln hat, von einem Kuratorium, zu dem neben Bürgermeister Heinz Merklinger und Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinderatsfraktionen noch die Musik- und Kunstbeauftragten der Stadt sowie weitere Künstlerinnen und Künstler und Vertreter bedeutender Walldorfer Firmen gehören. Roberto Reale ist nach der Bildhauerin Edith Rugel der zweite „Künstler auf Zeit“, der unentgeltlich in der Künstlerwohnung im Dachgeschoss der Scheune Hillesheim wohnen kann und monatlich eine Pauschale von 600 Euro erhält. „Das Konzept hat sich bei Edith Rugel hervorragend bewährt“, meint der städtische Beigeordnete Otto Steinmann im Rückblick. Edith Rugel habe der Öffentlichkeit noch vor der abschließenden Ausstellung Einblick in ihren Schaffensprozess gegeben und auch Schülerinnen und Schüler in ihrem Atelier in der Scheune Kempf zu Gast gehabt.
Das Konzept der Künstlerwohnung sei neben den Konzerten der Stadt, den Walldorfer Musiktagen und der Reihe „Kunst im Rathaus“ wichtiger Bestandteil des kulturellen Profils der Stadt, so Steinmann.
Über Kontakte zu der an der Universität Oldenburg lehrenden Komponistin Violeta Dinescu ergaben sich drei potentielle Kandidaten für das Walldorfer „Stipendium“. Aus den vielversprechenden jungen Komponisten wählte das Kuratorium schließlich Roberto Reale aus, der Walldorf bislang nur „vom Zug aus“ kannte auf dem Weg nach Italien. „Mein erster Eindruck ist sehr gut“, berichtet er inzwischen und ist vor allem von der freundlichen Art seiner Mitmenschen sehr angetan. „Ich freue mich auf meine Zeit hier und möchte in positiver Abgeschiedenheit meine eigene musikalische Sprache suchen.“ Hier nach Klängen forschen und die Kombination von Instrumenten ausprobieren zu können sei ein großes Privileg.
Auf einen bestimmten Stil oder gar musikalische Vorbilder will sich Reale nicht festlegen. Er sei eher ein Chamäleon und sehr wandlungsfähig. Daher schätzte er auch den außergewöhnlichen Studiengang der „angewandten Komposition“, also der zweckbestimmten Komposition, an der Universität Oldenburg sehr. Mit Filmmusik für eine Produktion des NDR und Musik für das Staatstheater Oldenburg oder das „Theater der jungen Welt“ in Leipzig hat er seinen weiten musikalischen Horizont bereits eindrucksvoll bewiesen. Seine Lehrerin, Violeta Dinescu, habe ihm die „Augen und Ohren“ geöffnet für die zeitgenössische Musik. „Offenheit ist wichtig“, so Roberto Reale, wobei es nicht darum gehe, etwas schön zu finden, sondern vielmehr es zu verstehen.
Professor Gerald Kegelmann, der Musikbeauftragte der Stadt, erhofft sich vom Aufenthalt Roberto Reales „etwas Hörbares“, das auch in Walldorf öffentlich aufgeführt werden soll. Dies müsse, so Kegelmann, natürlich nicht sofort sein. Sowohl Reale als auch Kegelmann stellen sich ein Werk für kleine Besetzung vor. Zunächst soll Reale aber in Walldorf eingebunden werden. Gerne möchte er zum Beispiel Schülerinnen und Schüler vermitteln, wie eine Filmmusik entsteht und was es eigentlich bedeutet zu komponieren. Auch vor weiteren Interessierten möchte er über seine bisherige Arbeit und seine Ziele sprechen.
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