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Mannheim –Frauenbenachteiligungen auf allen Ebenen

Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Regionale Arbeitsmarktstudien in Baden-Württemberg belegen Benachteiligung von Frauen auf fast allen Ebenen
Geschlechterungleichheiten am Arbeitsmarkt ergeben sich vor allem aus Einkommensunterschieden, unterschiedlichen Positionierungen im Berufsleben und durch die Probleme der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Je nach Wohnort sind Frauen in Baden-Württemberg von diesen Ungleichheiten unterschiedlich betroffen. Gleichstellungsmaßnahmen können die Kommunen und regionalen Arbeitsmarktakteure jedoch nur dann sinnvoll in Gang setzen, wenn sie die Disparitäten und Schwächen kennen. Aus diesem Grund stellt das Institut für Mittelstandsforschung (ifm Universität Mannheim) den Stadt- und Landkreisen jährlich geschlechterdifferenzierende regionale Arbeitsmarktdaten im Internet (http://esf.uni-mannheim.de) bereit. Sie belegen auch neuerlich, dass Frauen in allen Regionen des Landes und auf allen Ebenen des Arbeitsmarktes folgenschwere Nachteile erfahren.
Über die Gleichheit der Chancen zur Gestaltung des eigenen Lebensglücks entscheiden vor allem die berufliche Positionierung am Arbeitsmarkt von Frauen und Männern und der politische Rahmen, der eine Erwerbsbeteiligung erlaubt. Doch auch 90 Jahre nach dem ersten Schritt zur Gleichstellung von Männern und Frauen durch die Einführung des Frauenwahlrechtes unterscheiden sich die Lebens- und Arbeitswelten von Frauen und Männern deutlich. So lässt sich die Situation von Frauen mit „schlecht bezahlt, wenig Aufstiegschancen, unzureichende Krippen- und Ganztagesbetreuung“, beschreiben. Dies zeigen verschiedene Analysen des Instituts für Mittelstandsforschung (ifm), Universität Mannheim zur Gleichstellung der Geschlechter an den regionalen Arbeitsmärkten des Landes. Das Projekt „Geschlechterdifferenzierende Arbeitsmarktanalysen im Europäischen Sozialfonds in Baden-Württemberg“ wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds von der Europäischen Union und vom Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg gefördert.
Im Projekt werden seit dem Jahr 2005 die regionalen Arbeitsmärkte Baden-Württembergs im Hinblick auf Gleichstellung der Geschlechter untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen zum Übergang Schule und Beruf, zur Teilhabe von Frauen und Männern am Erwerbsleben, zur horizontalen und vertikalen Segregation (z.B. Ungleichheit im Beruf, in Führungspositionen oder im Verdienst) und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Als Fazit ist – neben vielen anderen Befunden – festzuhalten, dass auch in Baden-Württemberg die Beschäftigungschancen von Frauen noch immer deutlich geringer als die von Männern sind, d.h. die Erwerbsbeteiligung nach wie vor eine große Lücke zeigt: So sind von allen Frauen zwischen 15 und 64 Jahren lediglich rund 68% erwerbstätig, unter den Männern jedoch 83%. Zwar nimmt die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu, dies ist jedoch vor allem ein Effekt zunehmender Teilzeitbeschäftigung und geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse, was sich auch im unterschiedlichen Arbeitsvolumen von Frauen und Männern niederschlägt. Obwohl die Zahl erwerbstätiger Frauen in Baden-Württemberg seit 1990 gestiegen ist, hat sich ihre wöchentliche Arbeitszeit durchschnittlich um fast 4 Stunden verringert.
Mehr als zwei Drittel (69%) aller sog. „geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse“ entfallen auf Frauen, wobei es sich dann nicht um Mehrfachtätigkeiten, sondern um den einzig verfügbaren Job im Erwerbsleben von Frauen handelt. Mit den „Minijobs“ werden keine existenzsichernde Einkommen erzielt und darüber hinaus auch keine Rentenansprüche erworben. Insbesondere unter den geringfügig Beschäftigten im mittleren Alter (zwischen 35 und 54 Jahren) sind Frauen mit einem Anteil von 86% stark überrepräsentiert. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind dies in Baden-Württemberg (Jahr 2008) rund 215.000 Frauen und nicht ganz 34.000 Männer mittleren Alters.
Das geschlechtstypische Berufsorientierung hat sich kaum verändert, was sich bereits beim Berufswunsch von SchulabgängerInnen zeigt. Das Berufsspektrum von Mädchen ist äußerst begrenzt: So entfallen in Baden-Württemberg rund 86% aller weiblichen Bewerberinnen, die sich um eine betriebliche Ausbildung bemühen, auf lediglich 10 Berufsgruppen. Hierunter sind vor allem „Frauenberufe“, die weitaus weniger Karrierechancen bieten, weshalb sich auch die Geschlechterhierarchie am baden-württembergischen Arbeitsmarkt kaum verändert hat. Frauen sind in gehobenen Positionen immer noch stark unterrepräsentiert. Diese Ungleichheit zeigt sich nicht nur über alle Berufsfelder hinweg, sondern auch innerhalb einzelner Berufsfelder. Frauen können aber profitieren, wenn sie Männerdomänen betreten, so etwa dann wenn sie beispielsweise als Ingenieurinnen und Mechanikerinnen ausgebildet wurden: Bei anhaltendem Fachkräftemangel bieten sich hier zusätzliche Job-Perspektiven, weshalb die Zahl der in diesen Feldern beschäftigten Frauen zugenommen hat. Aber auch Männer können profitieren, wenn sie sich auf Frauenberufe wie etwa auf die sozialpflegerischen und Gesundheitsdienstberufe einlassen, in denen unabhängig von konjunkturellen Schwankungen eine Zunahme der Beschäftigtenzahl und auch in Krisenzeiten ein Fachkräftemangel zu verzeichnen ist.
Als Folge der ungleichen Berufsorientierung von Frauen und Männern zeigen sich auch in Baden-Württemberg geringere Einkommenschancen von Frauen. Während bei Männern für höhere Einkommen die berufliche Bildung hauptsächlich verantwortlich ist, spielt diese bei Frauen eine untergeordnete Rolle. Das Einkommensniveau von Frauen wird maßgeblich davon beeinflusst, ob sie in großen oder kleinen Betrieben arbeiten. Je größer der Betrieb umso höher das Einkommen. Diesen Effekt gibt es auch bei Männern, jedoch ist er bei ihnen, im Vergleich zum Einfluss der beruflichen Bildung, wesentlich schwächer ausgeprägt.
Die Trennung des Arbeitsmarktes in Frauen- und Männerberufe zeigt sich über Regionstypen in unterschiedlicher Schärfe. Die berufliche Segregation nimmt von Stadt zum Land zu. Die Zahl der Frauen und Männer in geschlechtstypischen Berufen macht in den Städten ca. 53% der Erwerbsbevölkerung aus. Auf dem Land wächst dieser Anteil auf 63%.
Dies ist nicht unerheblich, da der durchschnittliche Verdienst in Frauenberufen wesentlich niedriger ist als in Männerberufen (siehe Grafik). Schon in den Kernstädten ist der Verdienst der Frauen um ca. 30% Prozent niedriger als derjenige der Männer. Zum Land hin steigt dieser Verdienstunterschied auf 40% an. Auch wenn unterschiedliche individuelle Merkmale, wie z.B. Ausbildung, Industriezweig, Alter etc., die einen niedrigeren Verdienst erklären können, berücksichtigt werden, bleiben Lohndifferenzen bestehen.
In Bezug auf das Gründungsgeschehen stehen Frauen in Baden-Württemberg nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ zurück: Die Betriebsgründungen von Frauen sind zum einen kleiner und zum anderen von geringerer wirtschaftlicher Substanz. Lediglich rund 31% aller Gründungen in Baden-Württemberg werden von Frauen vorgenommen. Nur in etwa jede achte Frau eröffnet ein Gewerbe mit wirtschaftlicher Substanz, d.h. zum Beispiel mit wenigstens einem/r Beschäftigte/n (bei den Männern: fast jede dritte Gründung).
Mit zunehmender Distanz von den großen Arbeitsmärkten der Städte sind Pendelwege in Kauf zu nehmen, um einen der Qualifikation entsprechenden Arbeitsplatz zu finden. Dabei sind Frauen, da sie immer noch einen Großteil der häuslichen Arbeiten übernehmen, benachteiligt. Frauen bleibt damit weniger Zeit für den Weg zur Arbeit. Dies zeigt sich in den wesentlich geringeren Pendeldistanzen der Frauen. Verstärkt wird das Problem durch die regionalen Unterschiede in der Betreuungsinfrastruktur. So ist der Zugang zu Ganztagesbetreuung außerhalb der Kernstädte sehr viel schlechter, was die Möglichkeiten zur Erwerbsarbeit weiter einschränkt. Zwar wurde der Ausbau der Krippenbetreuung in den letzten Jahren sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene angegangen und zeigt auch in Baden-Württemberg erste Fortschritte. Mit einer Betreuungsquote der unter Dreijährigen von knapp 14% im Jahr 2008 liegt Baden-Württemberg noch weit unter der europäischen Vorgabe von 30%. Die Ganztagesbetreuung für Kindergarten- und Schulkinder ist nach wie vor defizitär.
Zusammenfassend zeigt sich, dass Geschlechterunterschiede am Arbeitsmarkt relativ stabil und zählebig sind und entsprechend die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg bisher allenfalls auf den Weg gebracht werden konnte.
Autoren/-innen:
Maria Lauxen-Ulbrich, Stefan Berwing, Dr. René Leicht
http://esf.uni-mannheim.de

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