Heidelberg – Illegaler Anabolikahandel aufgedeckt

Heidelberg /Hemsbach/Mannheim/Ludwigshafen/Dannstadt-Schauernheim(RPK) / Metropolregion Rhein-Neckar – Illegaler Handel mit Anabolika aufgedeckt – zwölf Wohnungen durchsucht – mehrere Tatverdächtige vorläufig festgenommen  –  Staatsanwaltschaften  erwirken vier Haftbefehle
 
Wie weit der illegale Handel mit und der Konsum von anabolen Steroiden und anderen, ganz überwiegend in Deutschland nicht zugelassenen Arzneimittel im Amateursport-Bereich zwischenzeitlich gediehen ist, zeigen zwei bei den Staatsanwaltschaften Heidelberg und Mannheim unabhängig voneinander anhängige Ermittlungsverfahren, in denen das Rauschgiftdezernat der Kripo Heidelberg seit Anfang des Jahres ermittelt. Dass die Strukturen des illegalen Arzneimittelhandels nahezu identisch sind mit jenen des illegalen Rauschgifthandels, zeigt der Umstand, dass neben einer großen Anzahl von anbolen Steroiden in Ampullen und Tablettenform auch Rauschgifte, Waffen  und nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände sichergestellt wurden.
 
Mit Mannheim und Heidelberg haben erstmals im hiesigen Großraum zwei Staatsanwaltschaften in solchen Ermittlungsverfahren (Arzneimittelgesetz) Haftbefehle gegen die Hauptbeschuldigten erwirkt.
 
Im Verfahren der Staatsanwaltschaft Heidelberg sitzen seit kurzem zwei Männer und eine Frau im Alter von 22 bis 29 Jahren in Untersuchungshaft. Die in Mannheim wohnhaften Beschuldigten stehen im dringenden Verdacht, zusammen mit vier weiteren Verdächtigen aus Mannheim, Ludwigshafen und Dannstadt-Schauernheim seit längerer Zeit in bandenmäßigem Zusammenwirken in größeren Mengen mit anabolen Steroiden und anderen Arzneimitteln illegal gehandelt zu haben. Der überwiegende Teil dieser Substanzen stammt aus so genannten Untergrund-Laboren im Ausland (lt. Etiketten u.a. Thailand, Iran, Rumänien, Bulgarien).  
 
Die Ermittler des Heidelberger Rauschgiftdezernates hatten im Februar 2009 erste verdeckte Ermittlungen aufgenommen, nachdem aus einem in Düsseldorf geführten Ermittlungsverfahren bekannt geworden war, dass auch im Rhein-Neckar-Raum mit illegalen Doping-Präparaten gehandelt wird.
Hierbei stellte sich den Ermittlern zunächst das Problem, dass die Verdächtigen äußerst konspirativ (und darüber hinaus arbeitsteilig) vorgingen, wenn sie die illegalen Präparate im Ausland einkauften und über die Grenze schmuggelten. Auch was den Vertrieb in Deutschland angeht, gestalteten sich die Ermittlungen alles andere als einfach.  Die gesamte „Geschäftsabwicklung“ lief zum großen Teil über das Internet; darüber hinaus prüfen Kripo und Staatsanwaltschaft derzeit Hinweise, dass der Vertrieb z.T. auch über den direkten Kontakt in Fitness-Studios abgewickelt wurde.
Die Ermittlungen nach den Abnehmern, deren Anzahl beim jetzigen Verfahrensstand noch nicht abschätzbar ist, dauern an. Dazu hat die Kriminalpolizei eigens eine Ermittlungsgruppe eingesetzt.  
 
Ende September war der Personenkreis der Verdächtigen soweit einwandfrei identifiziert, dass die Staatsanwaltschaft Durchsuchungsbefehle und Haftbefehle beantragen konnte.
 
Diese wurden am 05.November zeitgleich vollzogen, Beamte des Rauschgiftdezernates und einer spezialisierten Einheit der Bereitschaftspolizei Bruchsal  durchsuchten insgesamt elf  Wohnungen in Mannheim, Ludwigshafen und Dannstadt-Schauernheim. Dabei wurden mehr als 6000 Konsumeinheiten Testosteron-Ampullen, mehr als 70 000 Konsumeinheiten anabole Steroide in Tablettenform, ca. 10 Gramm Amphetamin, eine geringe Menge Marihuana, ca. 3500 Euro Bargeld, eine scharfe Mauser-Pistole Kal.  7.65 mm, mehrere nach dem Waffengesetz ‚verbotene Gegenstände’ (Schlagringe, Klappmesser, sog. Totschläger) sowie eine größere Menge schriftlicher Unterlagen sowie acht PC und mehrere elektronische Datenträger (Festplatten, Sticks etc.) aufgefunden und sichergestellt.
Alle Beschuldigten wurden nach ihrer vorläufigen Festnahme zur Sache vernommen und erkennungsdienstlich behandelt (Fingerabdrücke, Speichelproben Lichtbilder). Wie erwähnt hatte die Staatsanwaltschaft bereits im Vorfeld Haftbefehle erwirkt. Nach ihrer Vorführung bei einem Haftrichter wurden drei Beschuldigte  in verschiedene Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft eingeliefert 
 
Fast identische Strukturen weist das Ermittlungsverfahren auf, das die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Rauschgiftdezernat der Kripo Heidelberg gegen einen 23-jährigen aus dem Raum Weinheim führen. 
 
Auch dieser Beschuldigte steht im Verdacht, als Einzeltäter Kunden aus dem gesamten Bundesgebiet illegal mit Muskel aufbauenden und Potenz steigernden Medikamenten versorgt und dabei einen beträchtlichen Gewinn erzielt zu haben. Die Ermittlungsansätze gegen den 23-Jährigen hatte das Mosbacher Rauschgiftdezernat geliefert, nachdem dort im Mai 2009 ein Kunde des Verdächtigen festgenommen worden war. 
Was den Vertriebsweg der illegalen Arzneimittel angeht, stellten die Heidelberger Fahnder die gleiche konspirative Vorgehensweise sowohl beim Ein- als auch beim Verkauf fest. Es gelang den Ermittlern dann im August 2009, sich in diesen Vertriebsweg einzuklinken und einen Ankauf von anabolen Steroiden zu fingieren. Dabei wurde der Verdächtige dann am 21.September in Weinheim festgenommen.       
 
Die Durchsuchung seiner Wohnung führte zur Sicherstellung von 45 Ampullen  Testosteron, 46 Einwegspritzen und neben mehreren tausend Euro Bargeld auch zum Auffinden von Potenz steigernden Medikamenten (250 Viagra-Tabletten).
 
Der Beschuldigte saß ca. 5 Wochen in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft, nachdem die Staatsanwaltschaft Mannheim  Haftbefehl erwirkt hatte.
 
Nach hiesigem Kenntnisstand sind die in Mannheim und Heidelberg ergangenen Haftbefehle die ersten ihrer Art, die gegen Beschuldigte  in Verfahren wegen illegalen Arzneimittelhandels im hiesigen Großraum erwirkt wurden.