In seiner Predigt wandte sich der Bischof dem Prozess „Gemeindepastoral 2015“ unter dem Leitwort „Der Geist ist es, der lebendig macht“ zu. „Es geht dabei nicht zuerst um eine Veränderung der Strukturen, sondern um eine geistliche Erneuerung, mit der wir auf die Herausforderungen der Zeit Antwort geben“, so der Bischof. Das Leitwort sei ein Appell, „nicht das Tote zu hüten, sondern das Lebendige zu fördern“. Im Blick auf die Bedrohung durch den Terror rief er die Gläubigen dazu auf, mit Mut für die christlichen Werte und die Würde des Menschen einzutreten. Zugleich warb er für eine offene und solidarische Haltung gegenüber den Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Terror in Europa Schutz suchen. „Es ist das Kennzeichen, gleichsam die Signatur des Christlichen, dass wir uns dem Notleidenden öffnen und ihm Anteil an unserem Leben geben, als wäre es Christus selbst.“
Die Kirche sei heute vor die Aufgabe gestellt, das Dienen neu zu lernen. Nur im Dienst und in der Hingabe zeige sich die Kraft des Glaubens. Die erste Frage bei der Erstellung eines pastoralen Konzepts in den neuen Pfarreien dürfe nicht lauten „Welchen Besitzstand wollen wir wahren?“, sondern „Wem wollen wir dienen?“ Der Bischof ermutigte zu einem Wechsel vom Versorgungsdenken zur Eigeninitiative. Der Blick der Seelsorge müsse darauf gerichtet sein, wo die Charismen und Begabungen wachsen – und das „über die Grenzen der Kirche hinaus im ökumenischen Schulterschluss und im Schulterschluss mit all denen in der Gesellschaft, die sich ebenfalls von der Not der Menschen anrühren lassen“. Notwendig sei ein Umdenken von der Institution zur Jüngerschaft. „Fragen wir uns vor allem: Wo wächst das Reich Gottes? Denn Kirche ist nicht um ihrer selbst willen eingesetzt, sondern als Hinweis auf das Reich Gottes“, hob Bischof Wiesemann hervor und zeigte sich davon überzeugt, dass der Funke Jesu niemals klein zu kriegen sei. „Im Gegenteil, seine Kraft ist größer als alles, was wir planen können.“
Die leitenden Pfarrer, die gemeinsam mit dem Bischof, den Mitgliedern des Domkapitels und den Dekanen um den Hochaltar versammelt waren, sprachen das Glaubensbekenntnis und legten ihren Amtseid als Pfarrer der neuen Pfarreien ab. Darin versprachen sie unter anderem, die Gemeinschaft mit der Kirche zu bewahren und den Bischöfen in Treue zur Seite zu stehen. Nach dem Schlussgebet wurden die Delegationen aus den Pfarreien von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Weihbischof Otto Georgens und Generalvikar Dr. Franz Jung für ihren Dienst in den neuen Pfarreien gesegnet und ausgesandt. Den Delegationen aus den Pfarreien gehörten die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger und die Vertreter der neu gewählten Pfarrgremien an. Sie erhielten zugleich die Errichtungsurkunde der neuen Pfarrei und das neue Pfarrsiegel.
Dem Gottesdienst wohnten mehrere Ehrengäste bei, darunter der emeritierte Speyerer Bischof Dr. Anton Schlembach, die rheinland-pfälzische Kultusministerin Vera Reiß sowie die Leiter der katholischen Büros von Rheinland-Pfalz und des Saarlandes Dieter Skala und Prälat Dr. Peter Prassel. Der evangelische Kirchenpräsident Christian Schad musste krankheitsbedingt absagen. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten der Mädchenchor der Dommusik und die Sängerinnen des Domchors unter Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori übernommen. Aufgeführt werden die „Messe brève“ von Leo Delibes und John Rutters „The peace of God“. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub. Im Anschluss an den Gottesdienst trafen sich die Delegationen in der Event-Halle des Speyerer Technik-Museums zu Gesprächen, Begegnung und zur Stärkung mit einem Mittagessen.