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Wiesloch – Erste Gemeinwohl-Bilanz der Rhein-Neckar-Region

Wiesloch / Metropolregion Rhein-Neckar – Als erstes Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar stellt Sonnendruck Wiesloch eine Gemeinwohl-Bilanz vor und erreicht 337 von 1000 möglichen Punkten – Gemeinwohl-Ökonomie tritt als alternatives Wirtschaftssystem an

Die Sonnendruck GmbH hat als erstes Unternehmen in der Metropolregion eine sogenannte Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Gemeinwohl-Bilanzen ersetzen die Finanzbilanzen eines Unternehmens nicht, sondern sie ergänzen sie. Als Ergebnis – ganz wie bei der Finanzbilanz – erscheint bei der Gemeinwohl-Bilanz eine Ziffer: beim Sonnendruck ist es die Ziffer „337”. Gemessen an der höchstens erreichbaren Ziffer von „1000”, die die Gemeinwohl-Ökonomie gesetzt hat, scheinen 337 Punkte nicht viel zu sein. Dennoch gibt sie dem Unternehmen im Berichtsband eine differenzierte und genaue Positionsbestimmung: In diesem Jahr steht das Unternehmen mit seinem Bestreben, sein Wirtschaften auf das Gemeinwohl auszurichten, zum Beispiel genau auf 337 Punkten. Diese Art der Bilanzierung korrespondiert mit dem Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung (2010, 2012): Demnach wünschen sich 88 Prozent der Deutschen und 90 Prozent der Österreicher eine andere Wirtschaftsordnung.

Werte- und Berührungsgruppen-Matrix
Uwe Treiber, Geschäftsführer der Sonnendruck GmbH in Wiesloch, zeigt sich erleichtert und zufrieden. Er hat in den vergangenen Wochen und Monaten zusammen mit seinem Team und einer Beraterin genau 70 Stunden mit der Ergründung verbracht, was sein Unternehmen im Innersten zusammenhält. Er weiß nun genau, wie sein Betrieb gegenüber seinen Lieferantinnen und Lieferanten, seinen Finanzierern, seiner Belegschaft und Financiers, seinen Kundinnen und Kunden und dem gesellschaftlichen Umfeld positioniert ist. Die Gemeinwohl-Ökonomie spricht von “Berührungsgruppen”, also Menschen, die mit der Druckerei in irgendeiner Weise zu tun haben. Sie hat dazu eine Matrix aufgespannt, deren Grundgerüst fünf Werte bilden. Es sind jene Werte, die am häufigsten in westlichen Verfassungen als erstrebenswert genannt und verankert wurden:
„Menschenwürde”, „Solidarität“, „Ökologische Nachhaltigkeit“, „Soziale Gerechtigkeit“ und „demokratische Mitbestimmung und Transparenz“. Diese Werte-und-Berührungsgruppen-Matrix enthält ein Bewertungssystem, das von einer Redaktionsgruppe ständig mit der Wirtschaftsrealität abgeglichen und aktualisiert wird. Derzeit ist die „GWÖ-Matrix 4.1.“ gültig – bis sie im nächsten Jahr unter neuen Erkenntnissen als erneuerte Version erscheint. Aus dieser Matrix ergeben sich 17 Kriterien und daraus ein Set an Fragen, auf die ein Unternehmen gewissenhaft zu antworten hat und nach denen ein Unternehmen bis zum Gemeinwohl-Bilanzwert bewertet wird. Dabei entscheidet ein Unternehmen selbst ob es seine Bilanz in der „Peer-Group“ mit mindestens drei weiteren Unternehmen erstellt oder in einem Verfahren mit externem Auditor. Uwe Treiber hat sich für beide Varianten entschieden und zudem noch eine Beraterin engagiert.

„Ich habe bei Vorträgen von Christian Felber und durch Lektüre festgestellt, dass die GWÖ-Inhalte sehr viele Übereinstimmungen mit meiner Lebens- und Firmenphilosophie haben – zum Beispiel beim menschlichen Miteinander, beim Prinzip der Kooperation oder der Achtung vor der Natur“, sagt Uwe Treiber und blickt in seine GWÖ-Bilanz, die natürlich klimaneutral und zu 100 Prozent auf Altpapier-Recycling gedruckt ist.

Details aus der Sonnendruck- GWÖ-Bilanz
Kategorie A, Lieferantinnen, Lieferanten: In dieser Kategorie erreicht die Druckerei Sonnendruck beim Kriterium „Ethisches Beschaffungsmanagement“ 27 von 90 möglichen Punkten. So achtet Sonnendruck auf eine ökologisch korrekte Ener¬gieversorgung und beim Papierkauf, der in einer Druckerei etwa 95 Prozent der be¬nötigten Rohstoffe ausmacht, auf zertifizierte Lieferanten. Kritisch im Druckge¬werbe – neben dem Papier – sind die Druckfarben: Hier setzt Sonnendruck auf mineralölfreie Stoffe. Wün¬sche von Kunden haben häufig auch Einfluss auf das Angebot von Lieferanten. So bezieht die Wieslocher Druckerei ihr Büromaterial vom lokalen Einzelhandel, der auf Wunsch von Sonnendruck seine Angebotspalette um ökologische Produkte er¬gänzt hat.

Kategorie B, Finanzierung: In dieser Kategorie erzielt die Druckerei nur 3 von 30 Punk¬ten, denn sie finanziert sich über eine regionale Genossenschaftsbank, nicht über eines jener Finanzinstitute, die offiziell als nachhaltig wirtschaftendes Finanzinstitut anerkannt sind (z.B. durch den Verzicht auf die Finanzierung von Waffengeschäften oder Spekulationen auf Getreide oder andere Rohstoffe).

Kategorie C, Belegschaft, Eigentümerinnen, Eigentümer: In dieser Kategorie erreicht Sonnendruck beim Kriterium „Arbeitsplatzqualität und Gleichstellung“ 18 von 90 Punkten, bei „Gerech¬ter Verteilung der Erwerbsarbeit“ 25 von 50 Punkte und bei der „Gerechten Ver¬teilung des Einkommens“ mit 45 von 60 Punkten ein gutes Ergebnis).

Kategorie D: Kundschaft, Produkte, Dienstleistungen, Mitunternehmen: Auch das „Ethische Verkaufen“, also die faire Behandlung von Kundinnen und Kunden und die transparente Beratung etwa über Produktionsmöglichkeiten und Rohstoffver¬wendung (Recyclingpapier oder klimaneutrales Drucken) wird bei Sonnendruck als gut bewertet (13 von 50 Punkten). Noch besser schneidet Sonnendruck bei der „Ökologischen Gestaltung der Produkte und Dienstleistungen“ ab (27 / 90 Punk¬ten).

Kategorie E, Gesellschaftliches Umfeld: In der fünften Kategorie, dem Blick aufs „Gesellschaftliche Umfeld“, punktet Sonnendruck vor allem bei der „Reduktion ökologischer Auswirkungen“ (49 von 70 Punkten) und die volle Punktzahl erreicht die Druckerei bei der „Minimierung der Gewinnausschüttung“ an Externe. Das ist kein Wunder, denn im Moment reinvestiert Sonnendruck Überschüsse komplett in die Druckerei. In naher Zukunft möchte Uwe Treiber und seine Mannschaft die Ka¬pazitätsauslastung um zehn Prozent erhöhen und mit dem daraus erzielten Gewinn die Gehälter anpassen. Langfristig soll in der Druckerei das Prinzip „Cradle to Cradle“ Anwendung finden, bei dem alle verwendeten Rohstoffe nach Gebrauch wieder in den Stoffkreislauf zurückfließen (z.B. Recyclingpapier). Stark ist die Dru¬ckerei zudem beim „Beitrag fürs Gemeinwesen“. Sonnendruck spendet 0,5 Prozent seines Umsatzes an soziale Einrichtungen und produziert Druckwerke hin und wie¬der ohne Berechnung, etwa für das Kinderhilfswerk Heidelberg, die Gehörlosen¬schule in Neckargemünd oder die Bürgerstiftung in Wiesloch.

Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie
Angesichts der gegenwärtigen ökologischen, sozialen und ökonomischen Krisen versteht sich die Gemeinwohl-Ökonomie als alternatives Wirtschaftssystem inner¬halb der Marktwirtschaft. In ihrem Mittelpunkt steht das Gelingen von zwischen¬menschlichen und ökologischen Bezie¬hungen, das nun zum Ziel wirtschaftlichen Handelns wird. Nicht mehr der finanzielle Gewinn, sondern der Beitrag zum Ge¬meinwohl wird Richtschnur und Triebfeder für den unternehmerischen Erfolg – ge¬messen in der Gemeinwohl-Bi¬lanz. Geld verliert damit seine Bedeutung als Ziel: Geld wird – wie ursprünglich gedacht – zum Mittel, zum Zahlungsmittel.

An die Stelle von Konkurrenz und extensiven Gewinnstrebens tritt in der GWÖ-Welt das koope¬rative Wirtschaften, bei dem menschliche Werte und Ethik im Unterneh¬men reakti¬viert und nachhaltig verankert werden sollen. Die Wirtschaft soll wieder den Menschen dienen – und nicht der Mensch der Wirtschaft. Durchsetzen möchte sich die GWÖ nicht primär über einen politischen „Top-down-Ansatz“, sondern über die demokratische Kraft der regionalen „Energiefelder“ und anschauliche Gemein¬wohl-Beispiele der Pionierunternehmen, die gemeinwohlbilanzieren. Später einmal sollen gemeinwohl-erfolgreiche Unternehmen, die sozial verantwortlich, ökolo¬gisch, demokratisch und solidarisch wirtschaften rechtliche Vorteile erhalten, also weniger Steuern oder Zölle zahlen und günstiger an Kredite kommen. Die Details eines sol¬chen Systems, das sich als partizipativ und kooperationsoffen versteht, sollen Bür¬ger demokratisch in Wirtschaftskonventen entscheiden. Nach der Mikroebene (Unternehmen) sind langfristig auch Kommunen und Staaten aufgefordert, die kommunalen Haushalte und das Bruttosozialprodukt in ein „Gemeinwohl-Produkt“ zu überführen.

Die GWÖ-Organisation – Aktivitäten in 15 Staaten
Die von Politik, Privatpersonen und Unterneh¬men unter¬stützte Initiative der Ge¬meinwohl-Ökonomie startete mit dem ehemaligen Attac-Mitglied Christian Felber im Oktober 2010 in Öster¬reich als Verein. Heute zählt die Bewegung in 15 Staaten, vor allem in Österreich, der Schweiz, Spanien und Deutschland etwa 300 Pionier¬unter¬nehmen, die konkret auf dem Weg zur Gemeinwohl-Bilanz sind und mehr als 1.200 unterstüt¬zende Unternehmen. Die Sparda-Bank und der Sportartikler Vaude gehören zu den größe¬ren Unternehmen, die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen.

Uwe Treiber ist überzeugt davon, dass die GWÖ auf dem richtigen Weg ist. „Es herrscht ein Ungleichgewicht, wie wir mit der Erde umgehen und auch unter uns Menschen“, sagt er. „Ohne Rücksicht werden Ressourcen ausgeschöpft die endlich sind. Menschen beuten die Erde und andere Menschen aus, um sich zu bereichern. Unermesslicher Reichtum und unfassbare Armut spiegeln diese Unausgewogenheit. In der Wirtschaft – und auch zwischen den Menschen – sollte aus meiner Sicht keine Konkurrenz sondern ein Miteinander Normalität sein. In der immer größer wer¬den¬den Gemeinschaft der Gemeinwohl-Ökonomie sehe ich Chancen, dies zu verändern und dabei persönlich mitzuwirken.”

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